Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)
Bug hob sich und krachte zurück aufs Wasser, jede Bewegung der schweren Kreatur übertrug sich auf den schmalen Leib des Schiffes.
Frethmar fluchte.
» Leck mich!« Er sprang nach vorne, schlug mit seiner neuen Axt die Leinen und Taue entzwei und löste den Drachen aus seiner Verknotung. Das Tier spürte die fadenscheinige Freiheit, Glut schimmerte vor seiner Schnauze, die Hinterbeine stemmten sich hoch, der Körper reckte sich, Schädel und Schnauze befreiten sich von Tuch und Tauen, als der Zwerg seinem Zorn freien Lauf ließ.
Er sprang auf den Rücken des Drachen und hieb seine Axt genau zwischen H als und Beuge, sprang wieder ab, das Axtblatt wischte in ein Auge, ein weiterer Sprung des Zwerges, dann ein Schlag in das andere Auge, Blut spritzte wie aus Schläuchen, der Zwerg drehte sich um die eigene Achse, und die Axt donnerte in den Schlund des Drachen, der kreischend und ächzend zu sich fand, sich vom Schiff abstieß und in die Höhe stieß, um sofort wieder umzukehren.
» Er liebt dich, Fret!«, rief Connor und lachte. »Er kann nicht von dir lassen!«
» Ich liebe ihn auch!«
» Dachte ich mir!«
Die Klauen des Drachen waren haargenau auf Frethmar gerichtet, und so sehr dieser auch hin und her sprang, die Klauen würden ihn fassen und in die Höhe zerren. Das sah jeder der Gefährten. Ceyda schrie hell. Trevor warf seinen Dolch, der gegen Schuppen prallte und aufs Deck fiel wie ein Spielzeug.
» Bei den Göttern!«, brüllte L-okien. »Sie sind so fremd!« Er hielt sich den Kopf mit den flachen Händen und jedermann begriff, dass er versuchte, die Drachen mental zu stoppen, ihnen vermutlich die Erinnerung zu stehlen versuchte, was nicht gelang.
Wie in Zeitlupe näherten sich die handlangen Klauen dem Zwerg.
Man hörte regelrecht das Rauschen des großen Körpers.
Jeder spürte die Zielsicherheit des Drachen.
Connor sprang nach vorne, und als die Greifwerkzeuge des Drachen nur noch wenige Handbreit von Frethmar entfernt waren, schlug er dem Tier auch das andere Bein ab. Es war ein grausamer, harter Schlag, der eine weite und machtvolle Kreisbewegung erforderte, was auf einem schwingenden Schiff schier unmöglich schien.
W er Connor in diesem Moment beobachtete, sah einen Mann, der langsam in die Knie sank, den freien Arm vornan gereckt, die Hüften geschmeidig, eine Drehung auf den Zehenspitzen, der Oberkörper biegsam gebeugt, die ganze Gestalt sich drehend wie auf Eis, die Schwertspitze voraus, wehende Haare über siegessicheren Augen und schließlich der glatte Hieb, der das Bein abtrennte.
Auch Frethmar nahm das wahr, und er wäre am liebsten zu Connor gelaufen und hätte ihn umarmt, den wunderbaren Freund, der ihm einmal mehr das Leben gerettet hatte. Doch sein Atem wollte nicht. Sein Körper auch nicht.
Du bist noch immer ein Tänzer des Todes, mein Bruder!
Der Drache flog wie ein blinder Vogel, kreiselte wie wahnsinnig, dann fiel er wie ein Stein vom Himmel und tauchte tief ins Meer, wo er versank.
Der andere Drache war weit entfernt, ein Zugvogel der Dunkelheit, und entschwand ihren Blicken.
Der Schoner hatte sich beruhigt und rauschte durch das Meer.
» Yepp. Kack der Bär drauf!«, rief Frethmar mit letzter Kraft, wischte sich Drachenblut aus dem Bart, lachte laut und fiel erschöpft hinterrücks aufs Deck, wo er bewegungslos liegen blieb. »Gegen Sharkan waren das nur Kätzchen, nur Kätzchen ...«, murmelte er und konnte nicht aufhören zu kichern.
16
Der vergangene Tag hatte n ihnen Ruhe und Frieden gegönnt. Noch immer schien die Sonne durch bleierne Wolken, und der Wind war ihnen gnädig. Gidweg lag nicht mehr weit entfernt.
Ceyda massierte Frethmar die schmerzenden Muskeln, Connor tat so, als fühle er sich bestens, Trevor und L-okien waren schweigsam wie Fremde.
Während die Mittagsbrise über Deck wehte, hatte Frethmar die Nase voll. Er ging zu Trevor und sagte: »Wir wissen nicht, was vor uns liegt, Mann. Wir wissen nicht, ob wir noch Zeit haben, viel miteinander zu reden, und wir wissen nicht, wer dieses Abenteuer überlebt. Meinst du nicht, es ist Zeit, dass du mit deinem Vater sprichst?«
» Warum ich?«, gab Trevor zurück. »Ich finde, es ist seine Sache, den ersten Schritt zu tun.«
» Ihr beide seid total bescheuert«, sagte Frethmar.
» Hat Ceyda sich schon mit Connor ausgesprochen?«, wollte Trevor wissen.
» Ist mir egal, Meisterdieb. Aber auf dich sind wir angewiesen, wenn dein Dad die Wahrheit sagte. Und ich habe keine Lust, dass wir
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