Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)
berichtet, dass der weiße Drache käme, um gegen die Dunkelheit zu kämpfen. Wieso brauchst du dafür ein paar schwache Zweibeiner?«
Der Schädel des weißen Drachen schnellte zu ihm herum, und für einen Augenblick blitzten die Drachenaugen erzürnt. Darius hielt dem Drachenblick tapfer stand.
» Er hat recht«, ging Bluma dazwischen. Ihre blonden Haare reflektierten das unwirkliche Licht der Kuppel. »Was können wir gegen den Zauber ausrichten, der Mittland in eine dunkle Welt verwandelt hat?«
» Hat Dreanthor euch gesagt, was geschieht, wenn ich unzufrieden bin?«, fragte Sheng gefährlich leise. »Was geschieht, wenn ihr mich nicht überzeugt?«
Eine kleine Weile herrschte Stille.
»Die Verantwortung kann von uns nicht getragen werden«, murmelte Bob, der wieder zu schwitzen begann. »Wäre es nicht tatsächlich gut, wenn du ans Festland gehst und deine Macht zeigst?«
» Ein einziger Drache gegen ein schwarze Welt?« Sheng kollerte dumpf, und Rauch quoll aus seiner Nase.
» Du bist der weiße Drache! Du bist ein weißer Gott, wie Sharkan ein schwarzer Gott war«, gab Bob nicht auf.
» Und Sharkan unterlag. Er unterlag einem halben Dutzend Zweibeinern. Wer, frage ich euch, war stärker?« Shengs Schädel ruckte hin und her.
» Eine Logik, der ich nicht folgen mag«, zischte Bluma.
Bob musterte seine Tochter düster. Sie senkte den Blick und fühlte sich für einen Moment wieder wie die kleine Barb, die sie auf Fuure gewesen war, eine, die um die Ecke dachte und stets das letzte Wort hatte.
» Und doch ist es logisch, Bluma«, sagte Sheng. »Und Logik lügt nie.« Der Drache schnaufte. »Ruht euch aus. Ihr müsst verkraften, was ihr erlebt habt. Niemand von euch wusste etwas von Aquita. Deshalb schaut euch um, erforscht die Stadt, vernehmt meinen Herzschlag und überlegt euch, ob es sich auch für diese Stadt lohnt, tapfer zu sein.«
» Aber wir sind ganz alleine hier«, sagte Aichame.
» Seid ihr das?«, fragte Sheng.
Wie auf ein Stichwort, erhob Dreanthor sich in die Höhe, sauste wie eine Kanonenkugel bis unter das Dach der Kuppel, zog einige Kreise und explodierte.
Die Gefährten schrien, Sheng drehte sich um und ging zu seinem weißen Palast zurück, als interessiere ihn das alles nicht.
» Liebe Güte, er ist geplatzt!«, rief Bob.
Sie reckten die Gesichter in die Höhe und trauten ihren Augen nicht.
Wo die Explosion stattgefunden hatte, glühten Lichter, Sterne in allen Farben, huschenden Glühwürmchen in einer lauen Sommernacht ähnlich, sie fielen wie magisches Feuer nach unten, verbanden sich, webten Fäden und schufen Gestalten, die langsam zu Boden sanken.
Sheng blickte sich noch einmal um und sagte: »Dreanthor ist ein Maredinc. Er ist alle, die sind.«
Keiner der Gefährten begriff, was das bedeutete, lediglich Bluma hatte eine vage Ahnung. Sie hatte die Fäden gesehen, und verstand auf subtile Weise, dass sich Magie mit Fleisch und Blut paarte, sie auf gewisse Weise schuf. Schemen huschten über den weißen Platz, sausten in die Straßen und Wege, es blitzte hier und dort, und von einer Sekunde auf die andere waren die Gefährten von Menschen umgeben, die ihrem Tagwerk nachgingen.
Männer und Frauen schoben Karren, Gruppen standen beieinander und redeten, Kinder tollten, alles wirkte wie in jeder beliebigen Stadt. Dennoch gab es einen Unterschied. Niemand war in Leder gekleidet. Frauen, Männer oder Kinder schmückten sich mit heller Kleidung, hellblau oder in der Sonnenfarbe des Meerwassers, Frauen überwiegend in weißen fließenden Gewändern , Männer in praktischen Hosen und Jacken. Sonst gab es keinen Schmuck, was auch unnötig war, denn alleine die Kleidung wirkte Strahlen der Freude und der Hoffnung.
Sie schnappten Stimmen auf, und staunten nicht schlecht, dass in der Hohen Sprache kommuniziert wurde.
Doch wo war Dreanthor geblieben?
Bluma sagte, wobei ihre Stimme zu brechen drohte: »Der Drache, der Maredinc ist, was Sheng sagte ... er ist sie alle. Wir haben nicht mit einem einzigen Drachen gesprochen, sondern mit einem ganzen Volk.«
» Mich wundert gar nichts mehr«, sagte Darius.
» Deshalb lassen sie uns in Ruhe, obwohl wir wahrlich nicht unbeobachtet sind«, sagte Bluma. »Aber sie wollen, dass wir uns Zeit lassen für eine Entscheidung.«
» Wusste jemand von euch von dieser Stadt?«, fragte Aichame.
Alle schüttelten den Kopf.
Die Frau aus dem Süden zog ein Gesicht. »Ich habe das Gefühl, mein Kopf platzt. So viele neue Eindrücke. Ich wuchs
Weitere Kostenlose Bücher