Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)
Geschichten, die gut endeten.
So verrann die Zeit wie stinkendes Flüssigkeit, die aus einer Leiche tropft.
Noch einen Tag vielleicht würden sie überleben, dann würden Durst und Hunger sie töten. Noch einen Tag vielleicht ... wenn die Götter ihnen gnädig waren.
Licht brach in das Verlies und die Gefährten blinzelten in die raue Helligke it. Bevor sie reagieren konnten traf sie ein Schwall Wasser, dann noch einer. Drei Männer in Kutten gruppierten sich um die Erschöpften und leerten Eimer auf sie.
Frethmar prustete und schüttelte sich, Connor sprang auf, wankte, hielt sich an der schmierigen Wand fest und half Ceyda auf die Füße. Haker stemmte sich hoch, Wasser im Gesicht. Sie alle leckten es von den Lippen.
» Mehr«, keuchte Frethmar.
Ein vierter Mann, in schwarzes Leder gewandet, trat ein. »Ihr stinkt, wie ihr ausseht.« Er hob einen Eimer und eine Schöpfkelle. Er schöpfte Wasser und reichte die Kelle jedem der Gefährten, die gierig tranken. Dann warf er die Kelle in den fast leeren Eimer und sagte: »Raus hier. Das Schiff wartet auf euch. Es geht nach Fuure. Dort warten Ronius und viele hungrige Drachen auf euch.«
Connor fasste den Mann ins Auge und stieß hervor: »Warum behandelt ihr uns so? Wir sind Reisende und haben nichts ...«
» Halt die Klappe, Gefangener! Hier wird nicht diskutiert. Es wird getan, was Meister Grodon wünscht.«
» Pah, den kenne ich nicht!«, fauchte Frethmar, dem schwindelig wurde und dessen Magen grausig knurrte.
Connor fragte: »Was wisst Ihr über Trevor?«
» Meint Ihr diesen Kerl, den sich der Meister persönlich vorknöpfte?« Der Mann im schwarzen Leder grinste schräg und nicht unfreundlich.
» Schwarze Haare, ein schönes Gesicht, schlank und wendig«, sagte Ceyda, die aussah wie der wandelnde Tod.
» Von mir aus. Das interessiert mich nicht. Wichtiger ist, dass ihr euch in eine Reihe aufstellt, damit wir euch binden können. Wir müssen uns beeilen. Das Schiff legt bald ab.«
Diese Worte klangen unmissverständlich.
Obwohl Frethmar und Connor Blicke wechselten, in denen die unausgesprochene Frage stand, ob sie sich wehren sollten, war Haker das Zünglein an der Waage, denn er schüttelte fast unmerklich den Kopf. Sie waren noch zu schwach und hätten keinen Kampf überstanden, schon gar nicht gegen Männer, die möglicherweise genauso geschickt kämpften wie ihr Herr und Meister.
Es handelte sich um eine verwahrloste Brigg mit einem großen Laderaum. Man musste kein Magier sein, um zu erkennen, wofür das Schiff gedacht war. Hier ging es nicht darum, mit einem schönen Schiff aufzuwarten, sondern darum, möglichst schnell möglichst viele Gefangene zu transportieren.
Im Hafen ging es munter zu.
Viele Menschen, die neugierig beäugten, was geschah. Wispernde Frauen, lachende Kinder, murmelnde Männer, manche angetrunken und laut, andere ausspuckend und zotig. Und wohin man blickte, Drachen.
Kleine, dicke, langgestreckte oder hochgewachsene Drachen in allen denkbaren Farben oder Mischungen.
» Das sind keine Drachen, wie wir sie kennen«, sagte Frethmar, dem das Seil den Hals abschnürte, da es so geknotet war, dass ein einziger zu großer Schritt genügte, um nicht nur seines, sondern auch das der Gefährten stramm zu ziehen. Sie waren auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen, waren gezwungen, gleichgroße Schritte zu machen, und jeder Fluchtversuch würde mit dem eigenen und dem Tod eines oder mehrerer Gefährten enden.
» Das sind degenerierte Wesen, für die deren Schöpfer sich schämen sollte«, zischte Haker, der sich sichtlich unwohl fühlte.
Cedyas Augen wanderten über die Hafenregion, als hoffe sie einen Blick auf Trevor zu erhaschen, doch der war nicht zu sehen, genauso wenig wie Grodon.
» Und was ist mit Trevor?«, fragte Haker, während er immer wieder versuchte, sich den schleppenden Schritten der Mitgefangenen anzupassen.
» Das stinkt mir gewaltig«, sagte Frethmar. »Wir lassen ihn zurück und werden auf ein Gefangenenschiff gebracht. Das ist nicht der Heldenmut, den man von uns erwartet, oder?« Er röchelte, denn versehentlich hatte er einen Schritt zu wenig gemacht und erneut schnappte das Seil um seinen Hals zu, löste sich allerdings auch gleich wieder. Was würde geschehen, wenn es nass wurde? Er wollte lieber nicht daran denken.
10
L’ordynn Grodon musterte den jungen Mann, der von zwei braunen stinkenden Drachen flankiert wurde, die dem Gefangenen auf Zuruf den Kopf abbeißen und
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