Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)
nur das rare Blatt eines Baumes gewesen, für Trevor würde es eine Karte sein, auf der er Antworten fand.
Er lauschte, doch alles war still.
Er ging durch den Raum, nahm die Truhe vom Regal und stellte sie auf einen massiven Holztisch.
Das S chloss war ein Kinderspiel, doch Grodon hatte eine Aktion stets zu Ende gedacht, was nichts anderes bedeutete, als dass er vermutlich eine Falle eingebaut hatte.
Trevors Finger strichen über die glatte polierte Oberfläche. Kein Staub, obwohl es nirgendwo sauber war. Er roch am Holz. Keine Reste von Tabak, keine Überbleibsel von Furcht. Die Truhe roch nach Bienenwachs. Sie hätte genauso gut vor einer Stunde aus der Werkstatt eines Holzschnitzers entlassen worden sein können.
Alles hatte seinen Geruch.
Altes roch alt. Neues roch neu. Furcht stank, Glück duftete. Unsauberkeit muffelte, Reinlichkeit jubilierte.
Was also erwartete ihn, wenn er das Behältnis öffnete? Ein magischer Blitz, der ihn tötete? Oder schlicht und einfach nichts, das der Rede wert war?
Er hatte keine Zeit mehr, um alles abzuwägen. Er musste sich entscheiden. Also tat er, wozu er Meisterdieb geworden war. Er atmete durch, staunte, dass Schweiß von seiner Stirn tröpfelte – und öffnete die Truhe.
5
Sheng durchbrach die Oberfläche des Mittmeers und schwang sich hoch. Währenddessen löste sich die Schutzhülle über seinem Reiter und dessen Freunden auf.
Dann endlich vernahm er Bobs Worte.
W ie es zwischen einem Drachenreiter und seinem Drachen sein musste.
» Wohin jetzt, Sheng?«, fragte Bob laut und mit Worten.
Wir können überall beginnen, Reiter!, dachte Sheng.
» Ich will nicht, dass du dieses Land zerstörst, denn vielleicht zerstörst du damit auch das andere Mittland!«
Manchmal muss man auf das Eine verzichten, um das Andere zu erhalten.
»Ja, aber nicht um jeden Preis!«
Dann mache einen Vorschlag.
»Fliege nach Fuure. Ich will mein Weib wiedersehen. Ich erhoffe mir dort Antworten.«
Und was wollen deine Gefährten?
»Ist das wichtig, wenn ich dich reite?«
Nein!
Sheng streckte sich und sauste über die Wasseroberfläche, dann schnellte er wie eine Kanonenkugel in den Himmel, und die Zweibeiner auf ihm heulten und schrien. Sie mussten sich gut festhalten, um nicht abzustürzen, doch selbst wenn das geschah, würde er sie einfangen und wieder auf seinen Rücken bringen. Sie hatten nichts zu befürchten.
» Wie weit ist es bis nach Fuure?«, wollte Bob wissen.
Nicht weit.
Bob schwieg. Seine Gefährten hatten genug zu tun, die Fremdartigkeit ihrer Reise zu verarbeiten. Von ihnen waren nur Saymoon und Bob es gewohnt, auf einem Drachen zu reiten.
Sheng sah mit seinen Sinnen, dass der schmale grüne Mann die Frau, Aichame, festhielt, dass die Barb in Menschengestalt, Bluma, sich an ihren Mann Darius klamm erte. Sie bildeten eine Einheit und zu gerne wäre er mit ihnen wieder nach Aquita zurückgekehrt. Dorthin, wo sein Maredinc wartete und der fadenscheinige Frieden.
Doch Sheng wusste, dass auch Aquita vom Vergessen heimgesucht werden würde. Nachdem die Nebelgestalt in den Mahlstrom gegangen war und sich mit Unterwelt vereint hatte, war die Magie bis unter die Wasseroberfläche gedrungen, noch nicht tief genug, um Aquita zu schaden, doch sie kroch wie ein lepröses Geschöpf immer näher an die Unterwasserstadt heran, und wenn das Vergessen, das magische Paradoxon, Aquita erreichte, würde alles Helle und Reine zu Staub werden und die Stadt in Algen, Schlick und schwarzem Sand vergehen.
Zorn wallte durch Sheng.
Und Trübsal. Er war nicht geschaffen, zu vernichten, doch er würde es tun müssen.
Schon gleich.
Denn er witterte und fing die Schwingungen auf, die jeder Drache hatte, jenes kollektive Gedankengut, heisere Schreie, die in seinem Kopf dröhnten und schmetterten. Und ein Schrei war besonders laut.
Er näherte sich ihnen.
Ein schwarzer Drache mit zwei Köpfen, geritten von einem grausamen Mann, der versuchen würde, Sheng und seine Reiter zu vernichten.
Der schwarze Drache, sein Name war Golyring, hatte Shengs Schwingungen empfangen und die Richtung gewechselt. Sheng spürte, dass der Reiter seine Waffe schärfte, ein massives Ding, das an Golyring befestigt war, mit dem drei Pfeilbolzen auf einmal abgeschossen werden konnte, während halbautomatisch die nächsten Bolzen geladen wurden.
Eine Kampfmaschine.
» Spüre ich, was du spürst?«, fragte Bob vorsichtig.
Und noch ein Gedanke war in Sheng. Es war der von Saymoon, der sich aufs
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