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Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)

Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition)

Titel: Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 2: Geschöpfe der Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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lag auf dem Rücken, während das Leben aus ihm quoll.
    Trevor sprang auf die Fensterlaibung, schoss voran, über schlug sich einmal in der Luft und stand hinter den Drachen, die sich auf den sterbenden Grodon stürzten, vom Blutgeruch schier wahnsinnig. Sie rissen dem Mann erst die Kutte vom Leib, danach sanken die Mäuler in sein Fleisch. Grodon gurgelte, versuchte sich gegen die Zähne und die Unerbittlichkeit seiner Drachen zu wehren, doch einer von ihnen fetzte ihm blitzschnell schnappend den Kopf von den Schultern, und die Schädelknochen krachten im Maul des Drachen wie trockenes Holz in einem Kamin.
    Trevor löste sich von dem grausigen Bild und spurtete hinaus.
     
     
    Er kannte das Gebäude, also vermutetet er zu wissen, wo Grodon geschlafen hatte, es sei denn, er hatte seine Gewohnheiten geändert. Wo er schlief, bewahrte er seine Utensilien auf, also gab es eine geringe Möglichkeit, etwas zu finden, das helfen mochte.
    Doch wonach genau suche ich?
    Er staunte, niemandem zu begegnen, hörte jedoch nicht weit entfernt das summende gleichförmige Skandieren irgendwelcher Sätze, vermutlich die Arkhamjünger im Gebet.
    Die Gänge waren noch genauso zugig und kalt wie zu seiner Zeit, lediglich der Geruch hatte sich verändert. Eine Mischung aus Drachendung, dampfenden Kräutern und Schweiß. Die Schüler der Diebesgilde waren stets dazu angehalten worden, ihre Körper reinlich zu halten, denn nichts war fataler, als wenn einen der voran schwebende Schweißgeruch verriet.
    Trevor drückte sich in die Schatten und schob seinen Kopf vor, seinen geschulten Augen entging nichts. Nicht weit entfernt war die Kammer, die Grodon früher bewohnt hatte. Er huschte dorthin. Sie war verschlossen.
    Geschwind fand Trevor in seinem Wams die versteckten Werkzeuge, die er benötigte, um das Schloss zu knacken. Es dauerte nur wenige Herzschläge und der Draht hatte seine Schuldigkeit getan. Die Tür ließ sich spielend öffnen. Er drückte sie auf und schon war er drinnen. Tür zu, mit dem Rücken an die Wand, ruhig atmen und den im Dämmerlicht liegenden Raum wahrnehmen. Sich alles einprägen.
    Offensichtlich gab es Gesetzmäßigkeiten, die sich auch in einer anderen, parallelen Welt, nicht änderten. Trevor lächelte. Diesen Raum kannte er ganz genau. Hier hatte er manches Gespräch mit Grodon geführt, hier hatte er manche Strafen erhalten.
    Und nun ist er tot. Nur in diesem Mittland? Oder auch in jener Welt, die ich im Vergleich zu dieser über alles liebe?
    Trevor wusste, wo Grodon seine wenigen wertvollen Habseligkeiten versteckte. Und Grodon hatte gewusst, dass sein Schüler es wusste. Vielleicht hatte der Lehrmeister darauf gewartet, dass Trevor die Truhe aufbrach, möglicherweise hatte er es sogar gewollt, doch Trevor hatte sich nie dazu verleiten lassen. Er achtete das Eigentum seines Meisters, wie er das Eigentum eines jeden Menschen achtete. Das stellte keine Diskrepanz zu seinem Beruf dar, denn wenn er stahl, tat er es aus einem höheren Grund. Nie durfte der Grund Gier sein, niemals sinnloser Hass.
    Wenn er stahl, ging es um Politik oder darum, durch diese Tat anderen Menschen zu helfen.
    Er lachte leise, denn er belog sich.
    Bei den Göttern, er wusste, dass man ihnen das so erklärt hatte, als sie noch Adepten gewesen waren. Früher oder später jedoch wurden sie alle von der Gier nach Gold und Macht erfasst, was nicht wenige Diebe steinreich gemacht hatte.
    Dennoch hatte sich nie ein Schüler an Meister Grodons Schätzen vergriffen. Es wäre ihm nicht gut bekommen.
    Und dort stand sie.
    Es war fast schon abstrus. Kaum etwas hier drinnen war anders, als er es erinnerte, und doch wirkte manches ... fremd. Als sei es zu anderen Zwecken genutzt worden, wie auch die Truhe. Sie stand auf einem Regal und schien ihn zu rufen.
    In einer Truhe konnte man kunstvoll beschriebenes Papyyr aufbewahren, aber auch die getrockneten Därme seines Feindes.
    Mit einer Lederpeitsche konnte man sich übermütiger Drachen erwehren, aber auch einen Lehrling misshandeln.
    Der glitzernde Trunk in der Karaffe mochte seinen Besitzer kräftigen oder dessen Feind töten.
    Aus den Ritzen der Bodendielen mochte Staub in das Sonnenlicht quellen oder die Geister von Dämonen.
    Alles wirkte ähnlich, alles wirkte fremd.
    Und doch musste er die kleine Truhe öffnen, denn nur dort konnte sich eine Antwort befinden, falls es überhaupt eine gab. Vielleicht auch in dieser verrückten doppeldeutigen Art. Für den Meister der Arkham war es vielleicht

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