Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 3: Dunkle Schwingen (DAS FINALE) (German Edition)
aus sich selbst heraus geboren und loderte im Wasser wie ein erbarmungsloses Feuer.
Und so, wie sie begriffen hatten, warum sie zu viert sein mussten, begriffen sie gleichzeitig, dass sie Zeuge eines grausamen Scherzes wurden. Alles, was keine Grenzen kannte, war krank. Aus Licht wurde Feuer, aus Feuer wurde ein alles verzehrendes Untier, welches brüllte und fauchte und gnadenlos vernichtete.
Aus Liebe war Abscheu geworden.
Aus Abscheu blinde Zügellosigkeit.
Und Frethmar fing an zu schreien. Er brüllte wie unter Schmerzen, doch es waren keine Schmerzen, wie Bluma wusste, denn es erging ihr nicht anders. Nein, das waren keine Schmerzen, sondern Tränen. Drachentränen, die zu Edelstein geworden waren und sich nun auflösten wie Wasser, in die Felsritzen sickerten, als flüchteten sie vor dem, was gleich geschehen würde.
» Oh neeein!«, schrie Bluma und hielt sich die Handflächen an die Stirn, drückte zu, als könne sie dadurch die Gefühle kontrollieren, die ihr Hirn verbrannten.
Liebe.
LIEBE!
Krankhafte, wahnsinnige Liebe, die Liebe eines Monsters, das mit aufgerissenem Maul und stinkendem Atem nach den Liebenden schnappt e, denn es benötigte die Liebe, um den Hass zu gebären.
Es hatte begonnen, wie sie es erhofft hatten.
Doch es war aus dem Ruder gelaufen, hatte sich selbst gefressen und schied immer wieder neue Bündel Licht aus.
Dann schlugen Wellen aus dem Teich nach oben.
In einem Teich kann es keine Wellen geben, dachte Bluma sarkastisch.
Und doch gab es sie. Wellen, größer als Connor, eine blau leuchtende , gischtende Pracht, weiße Perlen wie Millionen Drachentränen, ein sich aufbäumendes Ungeheuer, das in seiner Ruhe gestört worden war. Von Winzlingen, die gedacht hatten, den Lauf der Welt anhalten zu können, die sich ihrer Heldenhaftigkeit so gewiss gewesen waren, dass sie dachten, mächtiger zu sein als Götter.
Irgendwann, dachte Bluma, hatte es geschehen müssen. Sie hatten eine Grenze überschritten, die ein Mensch sich nicht anmaßen durfte. Sie hatten geahnt, mit dem Leben zu bezahlen und waren trotzigen Hauptes in ihr Unglück gelaufen, in der irrigen Annahme, auch dieses Mal ungeschoren davon zu kommen.
Bevor sie einen weiteren Gedanken formen konnte, raste eine Welle der Erleichterung, der tiefen Zufriedenheit durch sie, ein derart wohliges Gefühl, dass sie sich emporgehoben fühlte – und als sie hinschaute, sah sie Connor, Frethmar und ihren lieben, lieben Bobba fast regungslos wie an Fäden unter der Höhlendecke hängen.
Sie streckte die Arme aus und meinte, fliegen zu können.
Nun hatte sie die Menschlichkeit überwunden, denn sie war frei wie ein Vogel, hatte die Kraft, die Lebewesen auf dem Boden hielt, außer Kraft gesetzt.
Sogar hier oben, hoch über dem Teich, dröhnten die Wellen, die wie gierige Finger in die Höhe schlugen, nach ihnen griffen, tasteten, wisperten. Hoch und rauschend, in sich zusammenfallend, dann erneut sich aufbäumend, um sofort mit einem enttäuscht wirkenden Laut zurückzuklatschen. Wasser, das auf ein Riff schlug, sich an Felsen brach, als habe das Mittmeer beschlossen, in diesen Teich zu dringen , um sich für den siegreichen Kampf gegen den Torwächter am Mahlstrom zu rächen.
U nd unvermittelt war es vorbei.
Das Wasser beruhigte sich.
Der Lärm versiegte.
Die Gefährten sanken zu Boden, hockten auf den Knien und starrten auf den Fels unter ihren Handflächen.
Bluma war die erste, die sich erhob. Ihr ganzer Körper schmerzte, doch der maßlose Druck in ihrem Kopf war vorbei. Die unnatürlichen Gefühlswellen waren Vergangenheit, jetzt schon fast vergessen.
» Bobba!«, rief sie über die ruhende klare Wasseroberfläche zur anderen Seite des Teiches.
» Wie geht es dir?«, rief ihr Vater zurück.
» Bei den Göttern, ich dachte, ich sterbe vor Freude!«, hörte sie Frethmar.
Ihre Stimmen hallten durch die Höhle.
»Ist alles in Ordnung mit euch?« Connor.
» Ja.« Bob.
» Einigermaßen!« Frethmar.
» Ist’s vorbei? Haben wir gewonnen?« Connor.
Sie starrten sich an und warteten.
24
Noch waren sie nicht unterwegs, denn Golyring blickte auf und eine Träne rann über seinen rechten Kopf. Er, der bisher nicht gesprochen hatte, grollte dumpf und quälte Worte aus seiner monströsen Kehle. Nur drei Worte, die so hart klangen wie ein Hammer, der auf einen Amboss trifft.
»Ich kann nicht!«
Sheng drehte sich zu seinem Artgenossen.
»Warum nicht?«
»Ich kann unter Wasser nicht atmen. Sheng muss euch alleine
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