Mittsommersehnsucht
und hielt sie sich vors Gesicht. »Wann hast du mir eigentlich das letzte Mal Rosen geschenkt?« Stirnrunzelnd sah sie Magnus an. »Du lässt nach, mein Lieber. Ich muss mich ernsthaft beschweren.«
»Lilian!« Er nahm ihre freie Hand und hielt sie fest. »Wie oft soll ich es dir noch sagen. Es ist aus zwischen uns! Und deshalb schenke ich dir auch keine Rosen mehr.«
»Du bist gemein!«
»Und du benimmst dich wie ein trotziges Kind.«
Fest presste Lilian die Lippen zusammen. Eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Eine Reisegruppe von mindestens fünfzehn Japanern durchquerte die Halle, lebhaft sprachen sie auf die drei jungen Damen an der Rezeption ein. Zwei distinguiert aussehende Herren in dunklen Business-Anzügen machten einen großen Bogen um die Gruppe, ehe sie im Aufzug entschwanden.
»Wieso wohnst du eigentlich hier?« Lilian stand auf. »Im Grand-Hotel ist es besser.«
»Du weißt doch, dass ich auf übertriebenen Luxus keinen Wert lege. Das Haus hier liegt zentral und bietet jeden Komfort. Mir zumindest genügt es.«
»Wenn du meinst …« Sie stand auf. »Gehen wir hoch auf dein Zimmer? Ich hab Durst.«
»Dann komm mit in die Bar.«
»Nein. Die ist nicht schick. Ich weiß was Besseres.« Sie schmiegte sich an ihn. »Wenn du jetzt nicht willst, gehen wir eben ins Dreamtime . Da gibt es die besten Drinks der Stadt.«
Um sie nicht ganz zu verärgern und eine weitere Szene zu vermeiden, tat er ihr den Gefallen. Draußen vor dem Hotel griff Lilian nach seiner Hand, und so gingen sie hinüber zur Karl Johans Gata , der Flaniermeile der Stadt. In dem schlauchartigen Lokal ging es hoch her. Viele junge Leute genossen ihren afterwork-drink und versuchten, neue Kontakte zu knüpfen. Zwei blonde junge Frauen in weißen Blusen saßen am Ende der langen Theke und winkten Lilian zu.
»Das sind ehemalige Kolleginnen. Sie haben die Uniformjacken vorsichtshalber abgelegt.« Lilian winkte zurück. »Aber die will ich nicht sprechen. Komm, da drüben ist noch Platz.«
»Wieso sind es ehemalige Kolleginnen?«
»Ach, ich hatte keinen Bock mehr auf die Fliegerei. Mit der Zeit wird das öde.« Lilian zuckte mit den Schultern. »Ich hab gleich nach meinem Karibikurlaub gekündigt.«
»Davon hast du mir nichts erzählt.«
»Ist doch auch nicht wichtig. Ich will mich jetzt viel mehr um dich kümmern.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm, mit der anderen winkte sie dem Kellner und bestellte Champagnercocktails.
Magnus widersprach nicht, obwohl ihm ein Martini oder ein kühles Bier viel lieber gewesen wären.
Noch bevor sie ihr Glas geleert hatte, sprang Lilian auf. »Da ist Tom. Hei, Tom!« Sie winkte einem gutaussehenden Mann um die vierzig zu. Er hatte dunkles Haar und trug ein rosafarbenes Hemd mit weißem Kragen. Er saß mit drei anderen Männern an einem Ecktisch und hob jetzt knapp die Hand, um Lilians Gruß zu erwidern. Allzu erfreut schien er über die Begegnung nicht zu sein.
»Einer deiner Flirts?«
»Was du nun wieder denkst! Er ist ein bekannter Galerist. Wir kaufen immer mal was von ihm. Er hat tolle Sachen.«
»Wir? Du meinst wohl, dein Vater zahlt. Vor allem jetzt, wo du noch nicht mal mehr dein Taschengeld selbst verdienst.« Die Spitze, fand er, musste sein.
»Sei nicht so kleinlich! Du musst doch am besten wissen, dass Paps alles nur für mich tut. Warum soll ich mich mit aufgeblasenen Pursern und arroganten Kapitänen rumärgern? Die scheuchen mich nicht länger. Mich nicht! Das hab ich gar nicht nötig. Schließlich bin ich eine Blomquist.«
In einem Gefühl der Ohnmacht presste Magnus die Lippen aufeinander. O ja, das wusste er! Und er wusste auch, dass Kjell Blomquist nicht einmal vor einer Erpressung zurückschreckte, um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen.
»Ich geh mal kurz rüber zu Tom.« Und schon war Lilian im Gedränge, das in der Bar herrschte, verschwunden.
Magnus bemerkte sie erst nach einer Weile wieder. Er sah, wie sie den Galeristen rechts und links auf die Wangen küsste und dann wild gestikulierend auf ihn einredete, als er den Kopf schüttelte. Schließlich stand der dunkelhaarige Mann auf und wandte sich zur Tür. Seine Lederjacke, hellgrau mit weißem gewachsten Lammfell, hatte er lässig über die Schulter geworfen.
»Magnus, Liebling, ich bin gleich wieder bei dir.« Lilian, mit glänzenden Augen und kleinen nervösen Flecken im Gesicht, kam zu ihm zurück. »Du, Tom hat ein tolles neues Bild, das er mir zeigen will. Es ist von meiner Lieblingsmalerin. Ich
Weitere Kostenlose Bücher