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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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uns?»
Vielleicht könnte ich ja auf mein Amt wegen des Verdachts verzichten, ein Stück Cantilupe gestohlen zu haben.
Was für ein absurder Gedanke.
    «Dieser Dekan ist jedem gegenüber misstrauisch, der mit demBischof in Verbindung steht», sagte Sophie in einem seltenen Anfall von Boshaftigkeit. «Er schreit schon nach einer Untersuchungskommission. Nein, ich glaube nicht, dass sie einen von uns verdächtigen. Sie glauben nur, wir hätten   … Ich weiß nicht   … aufmerksamer sein müssen.»
    «Wer würde eine einzelne Ritterfigur stehlen wollen, die noch dazu in einem ziemlich desolaten Zustand ist? Und was sollte man damit anfangen? Obwohl, man könnte es vielleicht als Fußboden für ein Vogelhäuschen verwenden.»
    «Machen Sie solche Witze bloß nicht vor dem Dekan.»
    «Ich treffe den Dekan anscheinend ohnehin nie», sagte Merrily.
    «Ich persönlich mache
nie
irgendwelche Witze vor dem Dekan.» Der Bischof stand an der Bürotür. Der sexy Bischof mit seinem Armani-Jackett über einem Baumwollhemd und Jeans. Das einzig Violette war dieses Mal ein nachlässig in die Brusttasche gestecktes Tuch. «Guten Morgen, Sophie. Merrily, wie ist es gestern Abend gelaufen? Hoffentlich wurde nicht übertrieben. Zurückhaltung heißt die neue Parole.»
    «Haben Sie es nicht gehört?», fragte Merrily.
    «Was hätte ich denn hören sollen?»
    «Mick, sehen Sie   …» Merrily stand langsam auf. «Ich muss mit Ihnen sprechen.»
    «O ja», sagte Sophie eilig, «die Segnung in Stretford. Man hat mir gesagt, dass Sie sich nicht wohl gefühlt haben, Merrily.»
    «Wer hat   …»
    «Sie hätte wirklich nicht aus dem Haus gehen dürfen, Michael», sagte Sophie. «Sie sehen doch, wie schrecklich blass sie ist.»
    «Merrily?» Der Bischof kam ins Büro und richtete seine berühmten blauen Augen auf sie. «Meine Güte, es stimmt, Sie sehen überhaupt nicht gut aus.»
    «Glücklicherweise», sagte Sohie, «war Huw Owen dort und hat den Gottesdienst übernommen.»
    «Owen?» Der Bischof wurde wütend. «Wer
zum Teufel
hat Owen dorthin gebeten?»
    «Das war ich», sagte Merrily. «Es tut mir leid, ich hätte es Ihnen sagen sollen, oder?»
    «Ja, das hätten Sie. Dieser Mann kommt nicht aus unserer Diözese. Er gehört zur
Kirche in Wales

    «Das ist meine Schuld», sagte Sophie schnell. «Merrily hat mir erzählt, dass sie Hochwürden Owen gebeten hat, zum   …»
    «Händchenhalten zu kommen», sagte Merrily. «Es sollte mein erster Exorzismus werden. Und weil er in einer Kirche stattfinden sollte, wollte ich keinen Fehler machen.»
    «Trotzdem hätte ich informiert werden müssen», sagte der Bischof gereizt. «Ich weiß, dass er Ihr Kursleiter war, Merrily, aber ich habe
Sie
in das Amt berufen, nicht ihn. Ehrlich gesagt, wenn ich damals mehr über Owen gewusst hätte, dann hätten wir Sie vermutlich nicht gerade in diesen Kurs geschickt.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Drücken wir es einmal so aus   …», der Blick des Bischofs war kalt, «…   er hat seine Wurzeln in demselben Boden wie Dobbs.»
    «Oh, Michael   …» Sämtliche weiterführenden Diskussionen über die Gefahren, die aus einer Vorliebe für das Mittelalter erwachsen konnten, wurden von Sophie erstickt, indem sie den Bischof von dem fehlenden Cantilupe-Ritter berichtete, der offenbar aus der Kathedrale geschmuggelt worden war.
    «Und das war alles, was sie mitgenommen haben?» Der Bischof schüttelte den Kopf und musste ein Lächeln unterdrücken. «Wir wollen natürlich keine Gelegenheitsgrabräuber in der Kathedrale haben, aber dieser Fall ist wohl kaum ein Grund für einen Großalarm. Bestimmt können unsere Leute ein Provisorium herstellen, wenn sie den Schrein sofort zusammenbauen müssen.Aus Gussstein oder so. Woher sollen wir wissen, wie so etwas geht?»
    «Gussstein?», sagte Sophie mit schwacher Stimme.
    «Die Gebeine des alten Knaben sind ohnehin schon im ganzen Land verteilt», sagte der Bischof sachlich. «Es ist ja nicht so, als hätten diese Ritter noch irgendetwas zu bewachen, oder? Übrigens, Sophie, Val und ich fahren früher nach London, als im Terminkalender steht.»
    «Oh», Sophie wirbelte herum, um in ihr Büro zu gehen, «ich dachte, der Empfang ist morgen.»
    «Ja, aber jetzt gibt es heute Abend noch einen Dinnerempfang – mit Tony und Cherie. Und noch ein paar anderen Leuten natürlich.» Er lachte. «Da muss man seine eigenen Termine natürlich zurückstellen. Wir müssen vor dem Mittagessen losfahren. – Und Merrily», er

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