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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bleistift.
    «Ich habe ihn in einem Antiquariat in Hay gekauft», sagte Miss White. «Mir gefiel sein kleines spöttisches Lächeln. Ich habe keine Ahnung, wer er ist oder woher er kam – auf dem Foto steht kein Name. Ich dachte, er sieht aus wie ein Sholto.»
    Merrily sagte: «Ich frage Sie besser nicht mehr, wie Sie das gemacht haben.»
    «Das ist gut, denn ich würde es Ihnen nicht erzählen. Sie könnten es leicht selbst herausfinden, wenn Sie sich diesen Dingen ernsthaft widmen würden. Es ist eine sehr bewährte Technik.»
    «Also ist er überhaupt kein Geist.»
    «Er ist eine Projektion. Verstehen Sie, was ich damit meine?»
    «Kann ich darüber erst noch ein bisschen nachdenken?»
     
    Projektion?
    Psychische Projektion, psychologische Projektion – ein völlig unklarer Bereich. Los, Huw, womit haben wir es dabei eigentlich zu tun?
    «Wir können es nicht genau erklären, aber wenn wir, einfach ausgedrückt, mal annehmen, dass ein Abdruck auf einer Empfindungs-Wellenlänge oder einer Parallelebene mit unserer liegt, dann könnte man daraus folgern, dass manche Leute in der Lage sind, sich mit dieser
Wellenlänge gleichzuschalten, und dabei manchmal den Abdruck auf eine Art weiterleiten können, die ihn für andere sichtbar werden lässt. Sie sind möglicherweise bewusst oder unbewusst imstande, ihm die Energie zu übertragen, die er benötigt, um sich zu zeigen. Vielleicht können Sie sogar selbst einen Abdruck schaffen und ihn wie eine Art Hologramm projizieren. Falls Ihnen einmal solch eine Projektion begegnet, werden Sie sie vermutlich nicht allein durch Beten oder eine kleine religiöse Zeremonie los. Sie müssen die Person, deren Projektion es ist, dazu bringen, damit aufzuhören.»
    Merrily stellte sich vor, wie in dem Teil des Flurs, der im Dunkeln gelegen hatte, nachdem die Birne durchgebrannt war, ein Mann in einem doppelreihigen Anzug ein Streichholz anzündete, um sich Feuer zu geben, und anschließend den Rauch seiner Zigarette in ihre Richtung blies – der Rauch stieg in V-Form empor, als graues süffisantes Lächeln   –, bevor er sich wieder lautlos auflöste.
    «Sie halten so etwas für teuflisch – stimmt’s?» Das Licht brach sich in Miss Whites Brillengläsern, und Merrily fühlte sich daran erinnert, wie Kinder mit einer Lupe Sonnenstrahlen einfangen, um ein Loch in eine Zeitung zu brennen.
    «Vermutlich schon.»
    «Könnten Sie sich auch mit
frech
anfreunden?»
    «Das würde ich sehr gerne, aber ich glaube nicht, dass ich das darf. Verstehen Sie, das Problem – so wie ich es sehe – besteht darin, dass Sie eine Energie außerhalb Ihrer selbst geschaffen haben, auf die möglicherweise ein paar Atome Ihrer   … Intelligenz übergegangen sind.»
    «Möglicherweise.»
    «Also könnte es doch sein, dass diese Energie eine eigene Existenz entwickelt, oder? Wahrscheinlich auf einer primitiven Ebene, aber könnten sich dann nicht auch – möglicherweise negative – Energien von dieser Existenz angezogen fühlen? Wenn es so wäre,könnten Sie ein Problem bekommen, das nicht so leicht zu kontrollieren ist:
Energieentladungen
– einen Poltergeist. Oder etwas Schlimmeres.»
    «Ja.» Athena White setzte sich neben Merrily. «Ich verstehe Ihre Argumentation. Das wäre allerdings eine ziemlich unwahrscheinliche Entwicklung, besonders solange
ich
da bin.»
    «Aber   … entschuldigen Sie, Athena, aber Sie werden nicht für immer da sein, oder?»
    «Er wird sterben, wenn ich sterbe.»
    «Sind Sie da sicher?»
    «Oh, Sie sind wirklich hartnäckig, Mrs.   Gottesfrau. Na gut, ich werde darüber nachdenken. Aber es wäre ein schrecklicher Verlust – für uns alle.»
    «Ich bin sicher, er wird in Ihren Erinnerungen weiterleben.»
    «Ich habe nur gesagt, dass ich darüber nachdenke», giftete Athena. «Und jetzt erzählen Sie mir von Denzil Joy.»
     
    Es klopfte an der Tür, dann war Susan Thorpes Stimme zu hören: «Miss White, haben Sie eine Besucherin bei sich?»
    «Ich bin hier, Susan», sagte Merrily. «Miss White hat mich unterstützt.»
    «Ich hoffe, sie kann ihren Mund halten.»
    Miss White sagte hochmütig: «Da können Sie in diesem Fall ausnahmsweise mal sicher sein, Thorpe. Und jetzt lassen Sie uns allein.»
    «Sie wissen, dass ich die Partygäste nicht mehr lange hinhalten kann.»
    «Dann sagen Sie doch Ihrem Mann, er soll einen Striptease hinlegen.»
    «Oh!», sagte Susan Thorpe. Dann entfernten sich ihre Schritte.
    Miss White stand auf. «Merrily, ich finde diese Sache sehr

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