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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dauern. Es ist   … Man könnte es als Vorsichtsmaßnahme betrachten. Wenn nichts passiert, hatten wir entweder Erfolg, oder es war nicht notwendig. Mir ist es gleich, ob später jemand sagt, dass es überflüssig war. Es spielt keine Rolle   …»
    Eine Tür wurde geöffnet. Val Hunter stand in einem schwarzen Kleid auf der Türschwelle und sagte gereizt: «Michael?»
    «Noch fünf Minuten.» Er hob eine Hand.
    Val stieß hörbar den Atem durch die Nase aus und wandte sich zum Gehen, ohne Merrily eines Blickes gewürdigt zu haben.
    Der Bischof wartete, bis sich ihre Schritte entfernt hatten, bevor er sagte: «Sind Sie fertig, Merrily?»
    Sie nickte entmutigt.
    «Wer war es?», fragte er. «Sagen Sie schon, entweder ist es Dobbs oder der Dekan – oder noch wahrscheinlicher Owen. Wer hat Sie dazu gebracht?»
    Alle drei
, dachte sie und fühlte sich jämmerlich. «Es waren die Umstände», sagte sie schließlich. «Eine Menge Umstände, die für sich genommen bedeutungslos sind.»
    Er seufzte leise. «Mir wäre es lieber, wenn Sie sich nicht von ihnen beeinflussen lassen würden.»
    «Ich kann nur sagen, dass ich meinen Vorschlag für richtig halte. Wir können es uns nicht leisten, ein Risiko einzugehen.»
    «Was für ein Risiko?»
    «Dass die Kathedrale   … verunreinigt wird.»
    «Sagen Sie, Merrily, wer sollte denn diesen Großen Exorzismus eigentlich durchführen?»
    «Das läge bei Ihnen.»
    «Aha», sagte er, «natürlich.» Er veränderte seine Sitzposition, sodass er durch das hohe Fenster auf die weite Rasenfläche hinaussehen konnte, die von Scheinwerfern im Nebel in milchiges Licht getaucht wurde. «Sollen wir noch einmal Ihre Beweise prüfen? Von dem Schlaganfall, den Thomas Dobbs im nördlichen Querschiff hatte, bis zu dem anscheinend übernatürlichen Erlöschen zweier Votivkerzen?»
    «Ich habe nie behauptet, dass irgendetwas davon Beweiskraft hat.»
    «Natürlich nicht. Sie haben mir einfach nur berichtet. Die Entscheidung liegt bei mir – nachdem es mir meine weibliche Exorzistin, von deren Ernennung mir heftig abgeraten wurde, empfohlen hat.»
    «Das wusste ich zu der Zeit nicht.»
    «Wirklich nicht? Kommen Sie, Merrily   …»
    «Dumm von mir. Und arrogant vermutlich auch.»
    «Ja», sagte der Bischof, «so wird es vermutlich wirken, wenn jemand der Presse erzählt, dass Sie mir nur ein paar Wochen nach Ihrer Ernennung dazu geraten haben, meine Kathedrale offiziell exorzieren zu lassen.»
    «Ich weiß.»
    «Warum gehen Sie nicht gleich aufs Ganze? Warum nicht die ganze Zeremonie ausschließlich – und nur im Beisein – von weiblichen Pfarrern durchführen? Sie müssen doch annehmen, dass mich das nicht weiter stören würde, wo ich doch so ein radikaler Erneuerer bin.»
    «Mick, Sie wissen, dass die Sache nichts mit Politik zu tun hat   …»
    «Nein? Meinen Sie das wirklich im Ernst? Sagen Sie, Merrily,
wollen
Sie eigentlich das Ziel einer Hasskampagne in unserer Diözese werden, unschmeichelhafte Artikel über sich im
Observer
lesen oder ätzende Leserbriefe in den
Church Times
?
Wollen
Sie in aller Eile umziehen, um sich den interessanten Herausforderungen einer winzigen Dorfpfarrstelle irgendwo im Nirgendwo zu stellen?»
    «Nein.»
    «Und wollen Sie mir schaden?»
    Schweigen. Und ein trostloses Kopfschütteln.
    Merrily sagte: «Also möchten Sie, dass ich dieses Amt zurückgebe.»
    Michael Hunter grinste. Seine Zähne waren genauso weiß wie die dorischen Säulen hinter ihm. «Ganz sicher nicht. Ich würde es bei weitem vorziehen, wenn Sie nach Hause gingen, sich ordentlich ausschlafen und vergessen würden, dass dieser unglückselige Besuch überhaupt stattgefunden hat. Mir passiert so etwas nicht zum ersten und bestimmt auch nicht zum letzten Mal. Sie sollten erkennen, dass Leute wie Sie und ich immer Gegner haben, Feinde, und zwar innerhalb der Kirche.»
    «Mick, glauben Sie nicht, dass das alles viel zu kompliziert und zu   … bizarr ist, um bewusst geplant worden zu sein?»
    «Oh, Merrily, wie ich sehe, sind Ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet ziemlich begrenzt. Mein Rat lautet, dass Sie, wenn Sie dem Urheber dieses irrwitzigen Vorschlags wieder begegnen, sagen, Sie hätten es für unklug gehalten, mich zu informieren, und sich gegen die Sache entschieden.»
    «Damit wird es zu
meiner
Entscheidung, zu dem Exorzismus nein zu sagen.»
    «Sie haben jetzt eine verantwortungsvolle Rolle, Merrily. Unterscheiden zu lernen gehört dazu. Oder Sie machen einfach weiter, ohne mich zu

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