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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Hochwürden Watkins sprechen.» Sie sprach mit nordirischem Akzent.
    «Ja, das bin ich.»
    «Oh. Also, ich   … Hier spricht Schwester Cullen vom Hereford General.»
    «General? Was   … Ich verstehe nicht.»
    «Das General Hospital.»
    Mein Gott!
    Merrily kroch aus dem Bett und stellte sich in einen Strahl Mondlicht, der durch einen Vorhangspalt fiel. «Ist jemand verletzt? Hat es einen Unfall gegeben?»
    Jane!
    «Nein, um so etwas geht es nicht», sagte die Schwester beinahe ungeduldig. «Uns wurde empfohlen, Sie anzurufen, das ist alles. Wir haben hier ein Problem. Einer unserer Patienten fragt nach einem Priester, und der Krankenhausgeistliche ist heute Nacht nicht da. Man hat uns gesagt, Sie wären für so etwas zuständig. Es gibt ein paar Komplikationen.»
    «Ich verstehe das nicht. Ich wohne zehn Meilen weit weg.» Merrily tastete auf dem Boden neben dem Bett nach ihren Zigaretten. «Wer hat Ihnen geraten   …»
    «Man hat uns einfach Ihre Nummer gegeben. Es tut mir leid, niemand hat mir gesagt, dass Sie eine Frau sind.»
    «Macht das einen Unterschied?»
    «Entschuldigung, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.»
    «Hören Sie, ich brauche eine halbe Stunde, okay? Ich muss mich erst noch anziehen. Was sind das für Komplikationen, die Sie erwähnt haben?»
    «Es tut mir leid, so etwas besprechen wir nicht am Telefon.»
    Lass mich stark sein!
    «Gut, das General, haben Sie gesagt. Ich brauche mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten, Schwester   …»
    «Cullen. Fragen Sie nach der Watkins-Station.»
    «Wie?»
    Das wurde langsam ein bisschen surreal. Das Haus hatte schon einmal so etwas mit ihr gemacht.
    «Die Alfred-Watkins Station», sagte Schwester Cullen. «Und Ihre Bibel müssen Sie nicht mitbringen. Wir haben hier eine.»

10
Denzil
    Als sie den rasselnden alten Volvo aus der Zufahrt fuhr, sah Merrily erneut Dobbs’ grimmige Miene vor sich, als sei sie in die Windschutzscheibe geätzt. Als hätte der alte Bastard im Auto auf sie gewartet. Als würde er sie nicht in Ruhe lassen, bis sie dieses Amt offiziell abgelehnt hatte. Als   …
    Das muss verdammt nochmal endlich aufhören!
    Merrily klammerte sich ans Lenkrad und rüttelte wild daran. In Wahrheit war sie selbst es, die zitterte. Sie bekam jedes Mal Beklemmungen, wenn sie an Dobbs’ mürrisches Gesicht dachte. Sobald sie Gelegenheit hätte, zu Mick Hunter und dem Exorzistenjob
Nein danke
zu sagen, würde sie sich erst einmal von der Gegend um die Kathedrale fernhalten, denn sie – Merrily klammerte sich ans Lenkrad, bis ihre Hände schmerzten – wollte   …
ihn
… niemals   … wiedersehen.
    O.   k., tief durchatmen – das war keine Verfassung, in der sie vor einen Sterbenden treten konnte.
    Auf dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes glaubte sie etwas Frost zu sehen. Die schmiedeeisernen falschen Gaslampen warenaus, nur ein einsames kleines Sicherheitslicht brannte neben der Treppe des
Black Swan
.
    Sie fuhr langsam über den Platz, um niemanden zu wecken. Sie hatte Jane einen auffälligen Zettel auf den Küchentisch gelegt, für den Fall, dass sie bis zum Morgen wegbleiben würde; bei Krankenhaus-Nachtwachen konnte man nie wissen.
    Vollkommen allein auf der Landstraße und zu angespannt, um müde zu sein, legte sie Janes aktuelle Lieblingsmusik ein,
OK Computer
von Radiohead, und versuchte, sich auf den Text zu konzentrieren. Doch sie hörte in den Songs nur Düsternis und Unheimlichkeit, sodass ihr gleich wieder Dobbs einfiel.
    Sie schaltete die Musik aus. Sie musste noch einmal über alles nachdenken.
    Nach dem Schock, Dobbs unvermittelt in der Kathedrale gegenüberzustehen, als sie immer noch vollkommen aufgedreht und durcheinander gewesen war, hatte sie sofort an göttliche Absicht gedacht:
Dobbs
war dort gewesen, weil
sie
dort gewesen war.
    Aber was war mit dieser Frau, mit der Dobbs gesprochen hatte?
    «Was habe ich falsch gemacht?», hatte die Frau gejammert. Worum war es da gegangen?
    Das wirst du vermutlich nie herausfinden, also vergiss es.
Die simple, rationale Erklärung war, dass Merrily Dobbs einfach nur bei irgendetwas in die Quere gekommen war. Vielleicht war er genauso erschrocken wie sie, als plötzlich ausgerechnet diese berüchtigte weibliche Thronanwärterin aus der Kapelle auftauchte.
    O.   k. Das reicht. Hör auf damit. Hör auf, nach einem Hintertürchen zu suchen. Du hast deine Entscheidung getroffen, und an die hältst du dich.
     
    Das General Hospital war ein

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