MK Boeckelberg
bereit erklärt, im Büro die Stallwache zu übernehmen. Immerhin konnte er so einige liegen gebliebene lästige Verwaltungsunterlagen sichten, den ein oder anderen Autohändler anrufen und mit Lisa telefonieren.
»Herein«, rief Frank diesmal etwas lauter..
Vorsichtig trat eine junge Frau in sein Büro und blieb unschlüssig an der Tür stehen.
»Nur nicht so schüchtern. Kommen Sie ruhig näher.«
Frank war aufgestanden und ging der jungen Frau ein Stück entgegen. Sie war sicher das erste Mal in einem Büro der Kriminalpolizei. Mit einer Hand hielt sie ihre grüngraue Umhängetasche fest an ihren Körper gedrückt. Die andere Hand wanderte wieder zu ihren Haaren. Ihr enges bauchfreies T-Shirt betonte ihren schlanken Körper. Frank schätzte die Frau auf knapp über 20.
»Guten Tag, mein Name ist Frank Borsch. Setzen Sie sich. Was kann ich für Sie tun?« Frank schüttelte ihre Hand. Sie hatte einen angenehmen Händedruck. Ihre Haut fühlte sich trocken und warm an.
Frank räusperte sich und ließ ihre Hand los. »Also?« Mit einladender Handbewegung wies er auf den freien Stuhl vor seinem Schreibtisch. Die junge Frau nahm seine Einladung an und setzte sich vorsichtig. Dabei hielt sie weiterhin ihre Tasche fest.
Unsicher sah sie Frank an, der sich ebenfalls gesetzt hatte. »Mein Name ist Melanie Contzen. Ich möchte eine Aussage machen.«
Frank sah sie immer noch freundlich an, sagte aber nichts.
»Also, das Foto in der Zeitung. Ich meine, Sie suchen einen Mörder. Nein, ja, einen Mörder und den Ort.« Melanie Contzen streifte Franks Blick nur kurz, dann senkte sie wieder ihren Blick.
»Ja?« Frank horchte auf.
»In der Zeitung steht, dass diese Frau, also die Tote, in einem Keller gelegen haben muss, oder auch in einem Stollen. Wegen der Flechten unter den Fingernägeln. Da muss es also feucht gewesen sein.«
»Das stimmt. Reden Sie nur weiter.« Frank griff nach seinem Kugelschreiber und zog einen Schreibblock zu sich. Dabei ließ er die junge Frau nicht aus den Augen.
Melanie Contzen sah Frank direkt in die Augen. »Könnte es auch ein Bunker gewesen sein?«
»Ein Bunker?« Mein Gott, ein Bunker, daran hatten sie überhaupt nicht gedacht! Natürlich, auch in einem alten Bunker ist es feucht.
Melanie Contzen nickte.
»Bitte, erzählen Sie. Was haben Sie beobachtet?«
Eine Stunde später war die komplette Kriminaltechnik in ihren weißen Overalls vor Ort. Das breite Waldstück zwischen dem Gelände des Boxerclubs und der Straße zum Freibad im Volksgarten war komplett abgesperrt. Eine Hundertschaft wartete neben ihren Fahrzeugen auf ihren Einsatz. In einiger Entfernung bellten Hunde.
Im Schein der Taschenlampe bot sich den Ermittlern ein trostloses Bild. In einer Ecke des feuchten Schutzbunkers lag eine schmuddelige Doppelbettmatratze. Daneben ein paar niedergebrannte Kerzen, ein blauer Plastikeimer, ein paar leere Kekspackungen. Eine graue Decke lag nachlässig gefaltet auf dem Boden. Sonst war der Raum leer.
»Siehst du das?« Frank leuchtete knapp oberhalb der Matratze an der Bunkerwand entlang.
»Ich bin doch nicht blind.« Der Kollege von der Spurensicherung hatte schon ein Plastiktütchen und ein Skalpell in der Hand machte sich mürrisch daran, etwas von dem moosigen Grün in das Tütchen zu kratzen.
»Könnte es die gleiche Flechtenart sein?«
Der Kollege zuckte wortlos mit den Schultern.
»Könnte doch sein?«
»Könnte sein.« Kopfschüttelnd verließ der Mann den Lichtkegel.
»Vielen Dank für deine Mühe, Kollege.« Der sarkastische Unterton in Franks Stimme zielte ins Leere, denn der Kollege reagierte nicht.
Draußen vor dem Bunker war mittlerweile Ecki angekommen. Mit schnellen Blicken nahm er die Umgebung auf. »Und?«
»Im Bunker sind Kratzspuren an der Wand. Ich bin fast sicher, dass wir den Ort gefunden haben, an dem Sabrina Genenger festgehalten wurde. Der Bunker ist bis auf das Matratzenlager leer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier noch versteckte Räume gibt. Aber die Kollegen werden das noch genau untersuchen.«
»Irgendwelche Spuren von dem Fotografen?«
»Wenn er hier war, dann werden wir es erfahren. Kameras oder Lampen haben wir jedenfalls keine gefunden, wenn du das meinst.«
»Ziemlich unwirtlicher Ort hier, was?« Ecki zog instinktiv die Schultern hoch. Es war nicht kalt, aber ihn fröstelte trotzdem.
»Hitlers stumme Zeugen. Möchte gar nicht wissen, wer hier alles drin gesessen und Angst um sein Leben hatte.« Frank sah nachdenklich auf die
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