MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
erst nach seiner Abkehr von den Secessionisten (1905) in den Jahren 1907/08.
Seit dieser Zeit machten auch die Expressionisten von sich reden. Die Maler Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Richard Gerstl, der Grafiker Alfred Kubin oder der Bildhauer Anton Hanak wandten sich von der dekorativen Ornamentik des Jugendstils ab und rückten das menschliche Individuum und seine seelischen Abgründe in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs thematisierten sie Armut, Leid, Krankheit und Sexualität, sodass sichEgon Schiele eine Gefängnisstrafe wegen der Verbreitung pornografischer Darstellungen einhandelte.
Die in den USA oder anderswo in Europa mit der weltwirtschaftlichen Krisensituation der ausgehenden 1920er Jahre aufkommende Neue Sachlichkeit fand in der bildenden Kunst der Donaustadt nur wenige Nachahmer, wohl aber ein Ausstellungsforum in der 1923 vom KunsthändlerOtto Kallir-Nirenstein eröffneten Neuen Galerie. Das zeitgleich eröffnete (inzwischen aufgelöste) Österreichische Barockmuseum im Belvedere dokumentierte wiederum eine künstlerische Hinwendung zur Vergangenheit, die auch den romantischen Gemälden von Ernst Huber anhaftete, wohingegen das Werk seiner Zeitgenossen Otto Rudolf Schatz oder Franz Probst ein wachsendes sozialkritisches Bewusstsein demonstrierte.
Wenige Jahre bevor das austrofaschistische Regime und der Anschluss an Hitler-Deutschland die Kreativität der bildenden Künstler lähmten und viele von ihnen ins Exil zwangen, erntete der jungeFritz Wotruba mit seiner später von den Nazis zerstörten Plastik „Der junge Gigant“ (1929) erstmals Anerkennung. Wotrubas aus Betonkuben komponierte Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ (1976) zählt ebenso wie das bildhauerische Werk vonAlfred Hrdlicka (z. B. Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Albertinaplatz, 1988) zu den herausragenden Leistungen der bildenden Wiener Nachkriegskunst, um die sich der von den Kommunisten eingesetzte erste Kulturstadtrat Viktor Matejka und der damalige DompredigerMonsignore Otto Mauer besonders verdient gemacht haben. Letzterer protegierte Mitte der 1950er Jahre die Malergruppe St. Stephan mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer, der 1959 die Gründung der Wiener Schule des Fantastischen Realismus folgte, der die surrealistisch inspirierten Künstler Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden, Ernst Fuchs und Arik Brauer angehörten.
Wiens Möbelindustrie erlangte Weltruhm
In den 1960er Jahren provozierten die Wiener Aktionisten mit aufsehenerregenden Happenings: Günther Brus, Walter Pichler, Otto Mühl oder Hermann Nitsch bemalten Kopien geschätzter barocker Kunstwerke und sich selbst, experimentierten mit Tierblut und -kadavern oder „besudelten“ christliche Symbole. In ihrem Umfeld agierten nicht minder eigenwilligFriedensreich Hundertwasser (gest. 2000) und die Medienkünstlerin Valie Export, die mittlerweile allesamt Kultstatus bzw. weltweite Wertschätzung genießen. (Hermann Nitsch bekam im Mai 2007 bzw. September 2008 sogar eigene Museen in Mistelbach im Weinviertel unweit von Wien und im fernen Neapel).
Kunst fürs Geschäft
Bemerkenswert sind ferner die Karrieren vonMaria Lassnig undElke Krystufek. Erstere – inzwischen weit über 80 und seit den 1950er Jahren kreativ – erlebte in den 1980er Jahren ihren großen Durchbruch und wurde 2004 für ihren „außergewöhnlichen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei“ mit dem Max Beckmann Preis der Stadt Frankfurt geehrt. Letztere, Ende 30, Malerin, Fotografin und Installationskünstlerin, muss in einem Atemzug mit Heimo Zobernig, Herbert Brandl, Markus Geiger und Manfred Schu genannt werden, die gleichsam für die bildende Kunst des letzten Wiener Fin de Siècle stehen.
Der vornehmlich projektions- und medienkünstlerische Puls des 21. Jh. schlägt u. a. im Quartier 21 im Wiener Museumsquartier, wo junge Kunstschaffende aus aller Welt in temporär angemieteten Ateliers und Studios produzieren, exponieren und provozieren.
Kunst- und Kulturgeschichte
Literatur,Theater undFilm
Nachdem sich mit Walther von der Vogelweide und Neidhart von Reuental die ersten namhaften Dichterpersönlichkeiten des deutschen Sprachraums schon am Ende des 12. Jh. am Hof der Babenberger die Ehre gegeben hatten, wuchs Wien an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit zu einem der geistigen Zentren des europäischen Humanismus heran, was maßgeblich dem
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