MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
temporär von der zeitgenössischen Wiener Kulturszene inspiriert wurden, seien schließlich die Mitglieder der Prager Dichtergruppe Franz Werfel, Max Brod und Franz Kafka sowie Ödön von Horvath, Robert Musil, Hermann Broch, Joseph Roth und Heimito von Doderer aufgelistet, von denen die meisten als große Romanciers in die Geschichte der Weltliteratur eingegangen sind.
Mit dem heraufziehenden 20. Jh. wurde die lokale Theaterlandschaft um die ersten Kabarettbühnen (z. B. Simplicissimus, 1912) und Lichtspielhäuser bereichert. 1908 flimmerte mit Anton Kolms „Von Stufe zu Stufe“ der erste vor Ort produzierte Film über eine von damals drei Kinoleinwänden. 1915 war die Zahl der Kinos bereits auf 150 angewachsen und bis 1930 waren mehr als 1.000 Filme abgedreht, die in erster Linie von der 1910 gegründeten Sascha-Film produziert wurden. Auf den Wiener Regiestühlen saßen Robert Wiene, Michael Kertesz, Fritz Lang oder Hubert Marischka, als (Stumm-)Filmstars glänzten der Lokalmatador Alexander Girardi, Marlene Dietrich oder Willi Forst.
Weil Wien dennoch nicht mit den Filmmetropolen Berlin oder Rom konkurrieren konnte, kehrten einige namhafte Regisseure wie Erich von Stroheim oder Josef von Sternberg ihrer Heimat bereits seit den 1920er Jahren den Rücken. Dass die Filmschaffenden jüdischer Herkunft nicht nur vom Ehrgeiz, sondern auch vom Siegeszug des Nationalsozialismus getrieben waren, ist hinlänglich bekannt. Diejenigen, die sich mit den neuen Machthabern arrangierten (z. B. Willi Forst, Hans Moser, Paula Wessely oder Paul Hörbiger), feierten später mit den vielfach in Wien gedrehten Durchhaltefilmen Erfolge.
Obgleich manche Exilanten nie mehr nach Wien zurückkamen, erwachte die Wiener Literatur- und Theaterszene schon bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu neuem Leben. Während in den Ruinen der Nachkriegsstadt Graham Greenes „Der dritte Mann“ verfilmt wurde, erschien 1948 mit Ilse Aichingers Roman „Die größere Hoffnung“ das erste bedeutende Buch der Zweiten Republik. Wenig später startete Ingeborg Bachmann in Wien ihre literarische Laufbahn, hinzu kamen schon bald Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, deren lautmalerische Gedichte im gesamten deutschsprachigen Raum für Aufsehen sorgten. Mit ähnlichen stilistischen Mitteln arbeiteten die Mitglieder der Wiener Gruppe, darunter Hans Carl Artmann, Gerhard Rühm und Friedrich Achleitner, die in den 1950er Jahren den Wiener Dialekt literaturfähig machten.
Kann mit Met und Scala konkurrieren
Aus der Generation der zwischen 1920 und 1930 Geborenen stammten auchThomas Bernhard, dessen österreichkritische Dramen („Heldenplatz“) bis heute polarisieren, und die Wiener Satiriker Helmut Schwarz und Helmut Qualtinger. Zu den Wiener Kabarettlegenden der 1950er und -60er Jahre zählen ferner Karl Farkas, Hugo Wiener, Cissy Kraner und Georg Kreisler, denen in den 1970ern Werner Schneyder, Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer und Josef Hader folgten.
Die österreichische Gegenwartsliteratur wird von gestandenen Schriftsteller(innen) wie Peter Rosei, Peter Turrini, Peter Handke, Erich Hackl, der Literaturnobelpreisträgerin 2004 Elfriede Jelinek, Gerhard Roth, Josef Haslinger, Robert Schindel, Marlene Streeruwitz oder Robert Menasse repräsentiert. Zu ihnen gesellen sich Jungstars wie Thomas Glavinic, Daniel Kehlmann, Franzobel (Franz Stefan Griebl), Eva Menasse, Arno Geiger oder Wolf Haas, der als einer der besten deutschsprachigen Krimiautoren gefeiert wird und mit seinem 2006 publizierten Roman „Das Wetter vor 15 Jahren“ eindrucksvoll belegt hat, dass er nicht nur im Krimifach bewandert ist. Nicht zu vergessen schließlich das Enfant Terrible der schreibenden (und „performanden“) ZunftHermes Phettberg, der für seine Kolumne „Predigtdienst“ im Stadtmagazin „Falter“2002 den Publizistik-Preis der Stadt erhielt und unterdessen, nach einem dritten Schlaganfall von 170 auf 70 Kilo abgemagert, offenbar als Sozialfall geendet ist.
Kunst- und Kulturgeschichte
Musikund Tanz
Den Startschuss für die besondere musikhistorische Entwicklung der Donaustadt gab wiederumMaximilian I., als er 1498 mit der Formation einer eigenen Hofkapelle eine höfische Tradition und den Ruf Wiens als „Welthauptstadt der Musik“ begründete. In der Hoffnung, für das habsburgische Hausorchester engagiert zu werden, machten sich seither Musiker aus ganz Europa auf den Weg nach Wien, wobei anfangs zunächst die Italiener im wahrsten Sinne des Wortes
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