MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
Di–So 10–18 Uhr, 6 €.Schillerplatz 3, Tel. 58816225, www.akademiegalerie.at .
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Kaffeehausliteraten
„ImKaffeehaus wurden literarische Schulen und Stile geboren und verworfen, vom Kaffeehaus nahmen neue Richtungen der Malerei, der Musik, der Architektur ihren Ausgang“, schrieb Friedrich Torberg (1908–1979), selbst passionierter Kaffeehausbesucher, in seinem „Traktat über das Wiener Kaffeehaus“. Dabei dachte er vor allem an die Jahrzehnte um die vorletzte Jahrhundertwende, als einige bekannte Schriftsteller und Journalisten der kaiserlichen Residenzstadt gleichsam im Kaffeehaus wohnten. Spitzenreiter hinsichtlich seiner Verweildauer in örtlichen Kaffee-
häusern warPeter Altenberg (1859–1919), der sich dort laut seiner viel zitierten Aussage zwar „nicht daheim, aber doch zu Hause“ fühlte. Altenberg ist mit seinen zehn Bände füllenden Skizzen, Sprüchen, Versen und Geschichten als Vertreter des Wiener Feuilletonismus in die Literaturgeschichte eingegangen. Desgleichen seine ein wenig jüngeren Zeitgenossen Karl Kraus (1874–1936), Egon Friedell (1878–1938) und Alfred Polgar (1873–1955), mit denen sich Altenberg regelmäßig in einem lockeren Literatenzirkel namens Jung Wien austauschte.Karl Kraus, Journalist und Literaturkritiker, gründete 1899 die Literaturzeitschrift „Die Fackel“, glänzte mit sprachgewaltigen und scharfzüngigen Essays und Aphorismen, schrieb aber auch längere Abhandlungen (z. B. „Die demolierte Literatur“, 1897) und Dramen („Die letzten Tage der Menschheit“, 1919).Friedell, eigentlich ein Doktor der Philosophie, hatte sich ebenfalls auf Kurzes und Prägnantes verlegt und darüber hinaus einige umfangreiche Schriften, darunter eine heiter-feuilletonistisch angelegte „Kulturgeschichte der Neuzeit“ (1927–1931), zu Papier gebracht. Eine ähnliche Spannbreite wies das literarischeSchaffen Polgars auf, der sich, seinem Vorbild Peter Altenberg nacheifernd, als Novellist, Erzähler und Romancier verdingte. Im Dunstkreis der oben genannten Herren bewegten sich außerdem Arthur Schnitzler (1862–1931), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) oderAnton Kuh (1890–1941), der das gesellschaftliche Leben im Kaffeehaus selbst zum literarischen Sujet erhob.
Hommage an den ehemaligen Stammgast Peter Altenberg (Café Central)
Der diskussionsfreudige Literatenzirkel versammelte sich um 1890 vornehmlich im Café Griensteidl am Michaelerplatz, um später in das nur einen Steinwurf entfernte Café Central zu wechseln, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs als der Wiener Literatentreffpunkt galt. Nach dem Untergang der Donaumonarchie traf sich die schreibende Zunft am liebsten im Café Herrenhof, das Anfang der 1960er Jahre seine Pforten schloss. Zu dessen Stammgästen zählten auch Hermann Broch (1886–1951), Robert Musil (1880–1942), Franz Werfel (1890–1945), Joseph Roth (1894–1939) und der eingangs zitierte Friedrich Torberg, die allesamt hauptsächlich durch ihre Romane bekannt geworden sind. Diejenigen von ihnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch lebten bzw. aus dem Exil zurückgekehrt waren, fanden sich – zusammen mit den Literaturschaffenden jüngerer Generationen – wieder im Café Herrenhof ein und entdeckten das damals neu eröffnete, mittlerweile ebenfalls schon legendäre Café Hawelka. Als traditionelle Treffpunkte von Künstlern und Intellektuellen galten aber auch die Cafés Imperial, Raimund, Mozart und Museum.
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Burggarten, Palmen- und Schmetterlinghaus: Der 1824 angelegte Burggarten, der bis 1918 der Habsburger-Familie vorbehalten war, ist heute ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Auf einem Spaziergang durch den kleinen Park kann man den steinernen Abbildern von Wolfgang Amadeus Mozart, Kaiser Franz I. und dem einzigen, erst 1957 dort postierten Denkmal von Franz Joseph I. seine Aufwartung machen. Ersteres wurde 1895/96 von Viktor Tilgner, das Zweite noch zu Lebzeiten seines Modells im Jahre 1781 von Balthasar Ferdinand Moll geformt. Weitaus interessanter sind freilich der äußere Anblick und das von exotischen Gewächsen, etwa 400 bunten Schmetterlingen sowie einem stets gut frequentierten Café-Restaurant belebte Innere des Palmenhauses. Im dort integrierten Schmetterlinghaus flattern 50 verschiedene Arten der farbenfrohen Spezies durch eine entsprechend klimatisierte tropische Miniaturwelt mit Wasserfällen, Teichen und Brücken. Der durch einen gestalterischen Stilmix aus Barock und Jugendstil mit seiner
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