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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Näherin erwerben konnte. Mir fiel das Los eines Kinomechanikers zu. Ein umherziehender Vertreter dieses Berufszweiges kannte übrigens klar seine Grenzen. Jenseits des Sees war schon nicht mehr seine Zone , dort war ein anderer im Einsatz, der auch seinen Plan hatte – und seine Zuschauer. Ein Röntgenbus jedoch war etwas ganz anderes. Die schienen wahnsinnig teuer, und es gab nicht viele davon. Und nicht jeder war imstande, sie zu fahren und zu bedienen. Remi konnte es offenbar. Und auch die Kontrolle der Lungen: unter feldmäßigen Bedingungen . Wo sie doch auch im Winter unterwegs waren und zur Zeit der Schneeschmelze. Und es ist wohl wahr, im Gegensatz zum mobilen Kino ist eine Röntgenstation unter ideologischen Gesichtspunkten gleichsam neutral, vielleicht auch nicht, man kann es so und so sehen. Sicher hütete auch sie ihre Geheimnisse. Man durfte doch nicht mal im Suff ausplaudern, dass die Tuberkulose nicht daran dachte, unsere allseits prosperierende Republik zu verlassen. Wurde man dazu befragt, musste man sich irgendwas in den Bart murmeln und das Thema wechseln. Das System war auch hier wirksam. Die Statistik war ein Staatsgeheimnis, und was für eins! Bis zu diesen Überlegungen brachte mich jener Tanzabend. Obwohl bekannt gegeben wurde, dass die fluorografischen Séancen erst morgen beginnen würden, waren schon, halb geheim, die Parteigenossen des Städtchens dran gewesen, auch noch andere Funktionsträger, bis hin zum Leiter eines Milchgeschäfts. Die Lungen dieser Personen waren ebenfalls ein Staatsgeheimnis, wenn auch kein sehr großes. Nicht jedem Dussel stand es zu zu wissen, ob in diesen Personen Tuberkuloseherde existierten oder nicht. In anderen Bereichen war das Geheimnis, die Gesundheit betreffend, schwerer zu hüten: Als in jenem Sommer eine attraktive Praktikantin dem Lagerleiter einen akuten und schmerzhaften Tripper schenkte, jaulte und winselte der wie ein geprügelter Hund, das Mädchen wurde aus dem Lager gejagt. Und obwohl sich später allmählich herausstellte, dass sie ihn nur mit einer Trichomonose angesteckt hatte, der Tripper jedoch von der Geliebten seines besten Freundes und Trinkbruders kam, verpasste er der Praktikantin eine so scheußliche Charakteristik, dass man in der Schule kein Wort davon glaubte. Die Folgen dieses Sommers begleiteten den Lagerleiter durch das ganze Unterrichtsjahr, bis zur nächsten Lagersaison. Die bigotten Alten flüsterten den Pädagoginnen ins Ohr, der Eber habe nun seine Lektion gelernt und werde sich nicht mehr an künftigen Unterstufenlehrerinnen vergreifen, aber von wegen! Es siegten die gesunde Natur und die Geilheit. Doch, wie mir Lucija bestätigte, diese Weibsbilder waren auch nicht ohne! Fuhren ins Lager, nachdem sie schon einige Versuche hinter sich hatten, aber mit irgendwelchen Grünschnäbeln oder Mechanikern wollten sie nicht, und da war eben der Lagerleiter. Kligys persönlich. Vincentas. Der Überwinder. Auch die Charakteristik war ein ernster Anlass, sich von Kligys bumsen zu lassen, obwohl er das Temperament, versteht sich, darin nicht erwähnte. Überhaupt war er ein miserabler Schriftsteller, plagiierte sich selbst. Arbeitsam, gut, begabt, kann mit Kindern arbeiten. Der Gipfel: Ist sensibel den Kleinen gegenüber. Als er von meinen Schreibversuchen erfahren hatte, bat er mich, seinen Kolleginnen eine belletrisierte Charakteristik zu verfassen, ich lehnte das brüsk ab, und Kligys nahm es von der heiteren Seite. Brüllte nicht herum, wie er es gewohnt war, sondern nahm mich beinahe freundlich bei den Schultern. Gut, gut, ich schreibe sie selbst … Über diese Mädchen und was sie untereinander tuschelten, berichtete mir niemand anders als Lucija, wir unterhielten uns doch ganze Nächte hindurch. Nur ich als Einzige, pflegte dann mein Wacholder zu wiederholen, hab ihn nicht rangelassen. Verstehst du, ich hab mich nicht hingegeben . Und wie er um mich herumgeschlichen ist! Erst hat er es auf die lockere Tour versucht, dann fing er an, mir zu drohen. Schlimm war es, aus solchen mir nahen Lippen dieses Wort zu hören, hab mich nicht hingegeben. Als habe sich einer geweigert, ein Trinkgeld hinzustrecken. Lucija, die Wein getrunken hatte, lachte. Nur mir war kein bisschen zum Lachen zumute. So eine Lucija gefiel mir gar nicht, doch was konnte ich tun? Nichts. Sie konnte sich doch auf der Stelle umdrehen und mit einem anderen gehen. Denn ungeachtet dessen, dass sie schrecklich dürr war, rotes Haar hatte und eine scharfe Zunge, zog

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