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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Schnaps ein. Es war schwer, all das zu glauben, Halluzinationen irgendwie, aber es nicht zu glauben, brachte ich auch nicht fertig. Ein wenig kannte ich Lucija doch! Eine Handschrift, gefunden in Saragossa , fuhr Lucija ruhig fort, erinnerst du dich? Da haben Soldaten einen Mann gefesselt, dann seine Geliebte geschändet. Und ihn gezwungen, sich das anzusehen. Diese Banditen haben den Film natürlich nicht gesehen, aber das Szenario war das gleiche. Mich haben sie vergewaltigt und Antanas gefesselt. Und ihn gezwungen zuzusehen, mit einer starken Taschenlampe hantiert. Kannst du dir das vorstellen? Alles war bis ins kleinste Detail vorbereitet, der Strick, die Taschenlampe … Hochgepäppelte, kultivierte Roboter. Alle hätte ich schmoren lassen sollen, aber nur die zwei hat es erwischt, die habe ich mir gemerkt. Die anderen beiden Hundesöhne waren aus dem Dorf. Der eine hat sich unlängst im Suff mit dem Motorrad tot gefahren. Der andere lebt noch. Ich glaube nicht, dass er es noch lange macht.
    Ich war erschrocken: Lucija sprach jetzt ganz ruhig. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. Ich goss mir noch einen ein, auch das half nichts, ich wusste einfach nicht, was ich ihr sagen sollte. So schwieg ich und zog an meiner Zigarette. Im Grunde ein Melodrama, sagte sie mit dünnem Lächeln. In unserem Leben gibt es viele davon, auch blutige und schreckliche. In der Kunst sind sie lächerlich, auch wenn es da Ausnahmen gibt, nicht wahr? In der Wirklichkeit sind sie schlimm. Du hast Recht: Man braucht sich nichts auszudenken. Ich hab auch nicht gedacht, dass ich es schaffe, so etwas zu tun. Und hab doch weiter gar nichts getan, nur die Tür zugehalten. Die Schreie waren überall zu hören und sind übrigens schnell verstummt. Alles ist dort verbrannt. Selbst von den Türen ist nichts geblieben. Antanas, klar, wusste davon nichts, weiß es bis heute nicht. Gar nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er es wüsste. Natürlich gab es einen großen Lärm, sie kamen sogar aus Vilnius, Leute in Uniform und in Zivil. Details erspare ich dir: Auch Antanas und mich haben sie verhört, sich sehr dafür interessiert, dass man ihn geschlagen hat. Aber herausbekommen haben sie nichts. Stellten nur fest, dass die Opfer am Rauch erstickten und erst dann verbrannten. Das war alles. Zwei junge, hoffnungsvolle Sportler, die den Namen Litauens in der Welt hätten bekannt machen können, bei dem Versuch, Staatseigentum zu retten … und so weiter. Ich sag dir noch mehr … nur dir. Als der Erste über mir war, biss ich mir die Lippen blutig, spürte eine solche Kraft in mir, dass ich diesen Kerl, hätten die anderen mich nicht an den Beinen festgehalten, wie eine Puppe von mir geschleudert und in Stücke gerissen hätte. So viel Hass war in mir. Aber als ein anderer an die Reihe kam – dieser Athlet, der dann verbrannte –, spürte ich mit Entsetzen, dass da Lust, Begierde war. Schrecklich. Aber immer mehr und mehr. Und zu gleicher Zeit, nur einige Schritte von mir entfernt, Antanas. Sie hantierten mit ihrer Taschenlampe und zwangen ihn zuzusehen. Wie in diesem Film. Er sah nicht hin, verlor nach den Tritten, die man ihm verabreichte, offenbar das Bewusstsein. Und ich, verstehst du, schrie, als ich es schon nicht mehr aushielt – so stark war die Lust! Widerliche Physiologie. Ich war entsetzt über mich selbst, obwohl ich begriff, dass ich unschuldig war. Eine Reaktion des Körpers, wenn du dich nicht wehrst, na, sag, dass es so ist. Auch jetzt bin ich darüber entsetzt. Deshalb lebe ich auch mit Antanas. Werde immer mit ihm sein, solange bis … du verstehst. Und mit keinem anderen mehr. Übrigens, hätte ich das, was mir widerfuhr, in irgendeinem Buch gelesen, ich hätte gegähnt oder wäre angewidert gewesen von der krankhaften Einbildungskraft des Autors. Wenn du irgendwann Bücher schreibst, ich spüre, dass das passieren kann, dann denk dir niemals solche Sachen aus. Meide überhaupt diese Thematik. Besonders die Physiologie. Sie ist unser aller Feind, verstehst du das, mein Junge? Ich war diesmal nicht beleidigt wegen des Jungen. Wie sollte ich auch.
    Als Antanas geheilt war, seid ihr beide …
    Lucija nahm sich Zeit. Was dann noch kam, war nicht weiter aufregend. Sie präzisierte nur, wohin der Röntgenologe Bladžius jene dreißig Rubel überwiesen hatte, über die man in der ganzen Stadt sprach. Und wem er das Geld zukommen ließ. Du erinnerst dich sicher selbst, dieser Augustinienė hat er es gegeben. Weißt du, wer sie

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