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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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rapportiert Lucija munter, was sie zustande gebracht hat: Material klassifiziert, einen Artikel aus der Sovetskaja medicina [24] konspektiert, dazu im Antiquariat eine ganz andere Robert-Koch-Biografie entdeckt! Ich spürte: Im Sommer setzt sich diese Idylle fort, nur die Umstände werden andere sein. Beide werden im Bus sitzen – in der Mobilen Röntgenstation – und Wald und Feld durchqueren. Von Kapčiamiestis bis nach Lyduvėnai, von Žeimelis bis nach Švėkšna. Möglicherweise sitzt Antanas selbst am Steuer, das Gehalt der beiden wird wachsen, wenn auch nicht wesentlich. Oder vielleicht fährt er auch nicht, und Mühen und Sorgen wird es genug geben. Aber auch mehr Zeit füreinander. Beide trinken nur je eine Tasse Kaffee. Danach: dünnen Tee, mageren Quark, Fisch. Viel Beeren und reichlich Gemüse. Antanas ist Vegetarier. Bald wird Lucija es auch sein. Wenn sie kein Fleisch mehr isst, werden ihre roten Haare ausbleichen, aber färben käme nicht in Frage, das würde Antanas nicht gefallen. Längst raucht sie auch nicht mehr, denn Antanas raucht und trinkt nicht. Obwohl eine Flasche Bier manchmal nicht schadet, wandte ich ein, an einem heißen Sommertag etwa. Sicher nicht, stimmte Lucija zu, aber trotzdem. Hin und wieder, kleines Geheimnis, trinkt sie in der Stadt einen starken Kaffee mit Likör. Manchmal hüpft ihr das Herz, nachdem sie einen Mann getroffen hat, der ihr früher mal den Hof gemacht hat, oder sonst einen richtigen Mann. Was ein richtiger Mann ist, vermochte Lucija nicht zu erklären, das war irgendwas Mystisches. Natürlich, so einer spielte nicht Karten, leistete sich keine Seitensprünge, vergeudete keine Worte. Spricht vielleicht überhaupt nicht? Das schon, aber nur, was nötig ist und unvermeidlich. Reich mir das Stethoskop. Mach Wasser warm. Hast du dir ordentlich die Hände gewaschen? Nein, Katzen im Haus würde er nicht ertragen. Ein zweites Zimmer brauchen wir überhaupt nicht, wozu? Die Küche ist geräumig genug. Viele Bücher. Bücher noch und noch. Hin und wieder ins Kino, ins Theater, Ausstellungen, die unbedingt! Zahlreich auch die religiöse Literatur, ernste übrigens. Antanas ist Katholik, wenn auch kein praktizierender. Ihn hat man nie bedrängt, in die Partei einzutreten, bis heute nicht. Aber wären die Zeiten andere, wäre er auch kein Christdemokrat. Er ist eine Persönlichkeit, verstehst du? Ein ewig Unparteiischer. Ftiziater und Röntgenologe aus Berufung. Dazu ein interessanter Gesprächspartner für mindestens einen Abend: Einem Literaturwissenschaftler würde er mühelos beweisen, dass jener Bucklige aus Ignas Šeinius’ gleichnamigem Roman an einer Wirbelsäulentuberkulose litt. Einem einfachen Menschen wäre es vielleicht interessant zu wissen, was Robert Koch ausrief, als er unter dem Mikroskop jene winzigdünnen, roten Stäbchenbakterien erblickt hatte: Jetzt habe ich dich endlich, verdammter Tbc-Drachen ! Oder dies und jenes über den Österreicher Klemens Pirkė und die nach ihm benannte Reaktion, um Tuberkulose festzustellen. Wie auch nicht, uns allen wurde noch in der Schule der Pirk ė gemacht! Aber interessiert das noch jemanden? Die Leute mögen peinliche, diskreditierende Krankengeschichten, na und wie! So lange, bis sie sich selbst angesteckt haben. Meine vermeintlichen Hämorrhoiden erschienen der Mehrzahl jedenfalls weit attraktiver als die langweilige Schwindsucht, die man dem neunzehnten Jahrhundert zuschreibt, na, vielleicht noch dem Beginn des zwanzigsten, obwohl das ein schrecklicher Irrtum ist! Gewiss, in der Zeit, von der hier die Rede ist, dachte noch niemand an AIDS, doch der alles besiegende Krebs suchte die Kasten der Sowjetgesellschaft heim, grausamer und bösartiger als die geradezu vergessene Tuberkulose.
    Als es bereits hell geworden war, begab ich mich in mein kleines Zimmer in der Lydos-Straße. Das Rot der Klinkerfassade, vom nächtlichen Regen gewaschen, leuchtete noch intensiver. Gerardas Brūklys, meinen Vermieter, einen unvergleichlich ruhigen Menschen, traf ich zu Hause nicht an. Nur einen Zettel, auf den er ungelenk etwas gekritzelt hatte: Unbedingt Elli anrufen, sie sagt, es wäre dringend. Br ū klys . Ich rief an, niemand nahm dort den Hörer ab. Dann kochte ich mir einen Malzkaffee, es geht auch ohne Bier. Nachdem ich mich mit einer Zeitung in der Hand hingestreckt hatte – das heißt akademischer Urlaub! –, begann ich, an einigen Details von Lucijas Erzählung zu zweifeln. Dass diese hirnlosen Kanuten, dazu einige

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