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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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brummte er nur. So sah es aus. Ich hörte ganz auf, mich mit ihnen anzufreunden. Aber gerade derselbe Romas Lebednykas verkündete (auf Litauisch!), dass da eine Besucherin auf mich warte, unten im Erdgeschoss. Ich vergaß zu erwähnen, dass aufgrund einer grassierenden Virusgrippe die Angehörigen nur zu Patienten gelassen wurden, die zu den ganz schweren Fällen zählten und mit dem Tod rangen, und davon gab es hier immer genug! Die anderen konnten sich mit ihnen in einem speziell dafür eingerichteten Zimmer treffen, mussten sich allerdings mit einer Mullbinde vor dem Gesicht schützen. An der Wand dieses Zimmers fand sich eine mit schwarzer Tusche geschriebene, mit roten Unterstreichungen versehene Instruktion, die Verhaltensregeln und Verbote festschrieb. Reden nur halb abgewandt vom Gesprächspartner. Nicht an den Händen halten. Verboten: sich anschmiegen, küssen, dem anderen ins Gesicht atmen. Spürt man auch die geringsten Grippesymptome, ist der Kontakt sofort abzubrechen ! Richtig, das alles musste sein. Besser wäre gewesen, Besuche gleich ganz zu verbieten, aber bis zur Ausrufung der absoluten Quarantäne fehlten noch einige Prozente an Grippekranken.
    Ich schlüpfte in den gestreiften Krankenkittel und begab mich runter ins Besucherzimmer. Gleich wurde mir klar, dass mich Romas Lebednykas auf den Arm genommen hatte – niemand war zu mir gekommen! Ich war wütend: Aus purer Langeweile hatte sich da einer ein Späßchen erlaubt. Aber als ich mich, über meine Dummheit lächelnd, schon wieder aufs Krankenzimmer begeben wollte, rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und erkannte mit Mühe und Not Elli! Ein Mulltuch vor dem Mund. Mit Hut, mit leichtem Pelzmantel. Eine Unbekannte. Siehst aus wie ein Gefangener, erklärte sie sofort. Ich war verärgert: Warum bist du eigentlich gekommen? Aber sie lächelte gleich wieder, zeigte ihre schönen Zähne, und ich war etwas versöhnlicher gestimmt: Danke, dass du an mich gedacht hast. Von wem hast du es erfahren? Was in der Stadt gehört? Was schreibt Manteufel? Jetzt lächelte sie mitleidig: Hab geheiratet. Und weißt du, wen? Senator! So also sah es aus … Schon einige Monate war sie mit diesem Ukrainer befreundet, damals ein ganz umgänglicher, nur schrecklich geschwätziger Mensch. Weiter erfuhr ich: Manteufel war dienstlich in New York, hatte ein paar Mal geschrieben, sich auch nach mir erkundigt. Dann verfinsterte sie sich. Mein Mann hasst dich, es ist besser, wenn ihr euch niemals begegnet, der fängt noch eine Schlägerei an. Sonst habe sie allen Grund, stolz auf ihn zu sein. Jeden Wunsch liest er mir von den Augen ab, das ist nicht wie bei dir! Ich ärgerte mich. Kein Wort über meine militärischen und sonstigen Angelegenheiten. Und vielleicht verfrachteten sie mich morgen oder übermorgen schon in den Hohen Norden oder nach Ussurien. Na, das vielleicht nicht, aber dennoch. Das eigene Hemd war eben näher. Ihr Vater, besagter Schauspieler, zeigte sich mit seinem Schwiegersohn zufrieden, er hatte ihm umgehend Medikamente verschafft, die es sonst nirgends gab. Nun gut. Wie fremd sie mir alle geworden waren, Ellis Errungenschaft, ein Spekulant, ihr Schauspielervater, selbst der Darmspezi Manteufel. Und Elli selbst, die doch noch unlängst, wie es schien … Dieselben Lippen, dieselben Haare. Aber nein. Na, fragte sie hinterhältig, zumindest schien es mir so – im Krankenhaus wurde allmählich jeder misstrauisch – na, wie geht’s deinem Freund, dem mit den Hämorrhoiden? Absichtlich wollte sie verletzten! Ich verprügelte sie nur deshalb nicht, weil neben mir ein sympathisches Mütterchen mit ihrer einzigen Tochter sprach und sich in der Ecke ein Pärchen unklaren Alters heftig küsste, wobei sie sich ständig umsahen. Elli sah es, lachte, tätschelte mir die Wange und sprach zuletzt durchaus menschlich.
    Zufällig hab ich Franz getroffen, der hat mir alles erzählt. Wo du bist und was los ist. Jetzt nehmen sie dich nicht, schaffen es sicher nicht mehr. Aber im Frühjahr bist du dran, du wirst es erleben. Irgendjemand möchte dich allzu gern in Stiefeln und Feldbluse sehen. Gut, ich gehe. Schlag dich durch, so gut du kannst, vielleicht klappt alles. Bin ich schuld, dass es mir gut geht? Irgendwann packst du es auch. Das wünsche ich dir. Hier, nimm das! Tschüss!
    Sie überreichte mir ein Paket, und in die Innentasche des Mantels steckte sie mir ein Fläschchen Weinbrand. Auch der würde meinem Blutdruck zugute kommen.
    Nachdem ich in dieses

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