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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Die Soldaten sollen wissen, wie die Fische ins Wasser pissen!
    Meine Aussprache war so undeutlich, dass die verwirrten Gesprächspartner mich baten, das eben Gesagte zu wiederholen. Besonders hartnäckig zeigte sich Sirena M. Wie bitte? – hieß es dann. Und ich war schon dabei, ein neues Meisterstück der Konversation zu produzieren. Am schlimmsten war, dass meine Konversationspartner in meinen Antworten ständig nach irgendeinem unanständigen Gedanken fahndeten, Malonė interpretierte sie sogar in seinem Theaterstudio. Mit Deutschen hingegen – sogar mit Schwaben! – verständigte ich mich ohne große Mühe. Ich schlug daher Hrasilda vor, es doch bei der Muttersprache zu belassen.
    Wir können auch žemaitisch [37] schnacken. – Die Asthmatikerin strahlte, um gleich darauf von einem Hustenanfall geschüttelt zu werden. – Sprich, wie du willst. Wenn du nur willst.
    Ich und wollen? Das fehlte noch! Kommt hier einfach reingeschneit, stört das so notwendige Hochhalten des Blutdrucks, um mir dann noch ein Gespräch aufzuzwingen. So viel Ehre! Funktionäre waren offenbar immer im Dienst, selbst wenn es mit ihnen zu Ende ging. Ich blickte ihr in die Augen, die dunkel waren, schmal, spöttisch, hinterhältig, durchdringend. Sogar irgendetwas Zigeunerhaftes gab es da, als käme sie aus der gleichnamigen Romanze.
    Grasilda, begann ich, und nannte damit ihren richtigen Namen, denn nur sie selbst nannte sich Hrasilda . – Hör mal, warum hasst du uns eigentlich alle so schrecklich?
    Sie war nur für einen Augenblick verwirrt.
    Ich euch hassen? Sie zog die Brauen nach oben, übrigens sehr regelmäßig. Wer hätte gedacht, dass sie sogar jetzt noch die Funktionärin spielte. Ich euch hassen? Ich wünsche euch allen Gutes, und nur Gutes!
    Spionierst uns hinterher, wühlst in unseren Taschen, als würde dich jemand dafür bezahlen. Oder vielleicht bezahlen sie dich tatsächlich dafür? – Ich war wirklich gnadenlos.
    Nein, das tun sie nicht. – Sie lächelte fröhlich. Ich fühlte mich betrogen, sie war nicht beleidigt.
    Alles tue ich freiwillig. Ich beschwere mich, verfolge, rede auf Versammlungen, errege mich, schreibe Berichte. Esel! Ihr tut mir alle sehr Leid! Da nehmen sie dich jetzt zur Armee. Zwei Jahre für die Katz! Falls du dort nicht überhaupt draufgehst, es kommt doch alles vor.
    Erschreck du mich nicht auch noch, Grasilda. Es reicht so schon.
    Weißt du … ich hab einmal dein Drama gelesen, sagte sie beinahe träumerisch. Es ist Schund, ich sag das geradeheraus. Naiv bist du noch, das ist alles. Und du meinst wirklich, das Ding wäre bühnentauglich?
    Woher hast du, wer hat …?
    Ist das jetzt wichtig? Sie haben es mir gebracht, ich hab es gelesen. So viel Nihilismus, so viel zitternde Seele. – Ich beobachtete, wie sie schauspielerte. Blas deinen verdammten Rauch durchs Fenster! – fuhr sie mich plötzlich an. Und hättest doch uns ein Opus widmen können. Oder? Und du wärst nicht geflogen, das kannst du mir glauben. Stepaškin kenne ich übrigens persönlich, ein Spaßvogel, ein Schelm irgendwie.
    Ich ihn auch, erwiderte ich. Wir haben uns unter besonders intimen Umständen kennen gelernt.
    Vielleicht in der Sauna? Klar, welcher Russe mag die Sauna nicht!
    Grasilda. – Ich beschloss, diesmal aufs Ganze zu gehen. – Wenn du nicht willst, brauchst du nicht zu antworten. Aber sag mal, warst du von klein auf so … na, so rot?
    Sie lachte. Ein heiseres Asthmatikerinnenlachen. Offenbar hatte ich sie amüsiert
    Scherzbold! Ich hab nur die ganze Zeit sehr gut gelernt. Und aktiv war ich schon immer. Überall wollte ich die Erste sein. Verstehst du das? Gut, ich werde es dir erklären, dich ziehen sie sowieso ein. Und jetzt hör zu, und merk es dir gut, mein Lieber. Wäre jetzt hier eine andere Ordnung, so eine bürgerliche, ich wäre die aktivste Junglitauerin, Pfadfinderin, Neolituanistin, Nationalistin, was immer du willst! Und alles mit bestem Wissen und Gewissen, ohne Verstellung, ohne Heuchelei, verstehst du? So sind wir eben beschaffen, wir Führer der Gesellschaft! Da gibt es gar nichts zu lachen, ich wäre überall an vorderster Front gewesen – in Amerika, in Israel, in Moskau. Solche wie mich gibt es Hunderte. Aber nicht Tausende. Und nur Kleingeister schlagen sich mit ihrem Gewissen herum, das sie ja doch beschmutzen, selbst gegen ihren Willen. Ist es nicht so? Aber wir, wir Himmelsvögel – sie sagte das ein wenig ironisch, und ich spürte beinahe widerwillig eine gewisse, wenn auch nicht

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