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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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Rekruten und einer Asthmatikerin: Nach dem Verlassen des Krankenhauses – Omertà ! [39] Eisernes Schweigen. In der Tat, Hrasilda hatte mich nicht nur einmal einen Blinden genannt. Hast du denn im vorigen Jahr gar nichts bemerkt? Ich wollte dich! Was, ich? Es dir sagen? Du bist verrückt, du kennst mich überhaupt nicht! Ja, stolz, das schon! Du hättest selbst kapieren müssen, mein Lieber. Solche Reden. Jetzt fühlte ich mich dennoch miserabel. Zu meiner Rechtfertigung kann ich nur sagen, dass ich hier die passive, ausgenutzte Seite war. Als hätte ich auf diese Weise die humanitäre Hilfe vergolten – den Kompott, die exotischen Früchte und Fleischkonserven. In der Tat, Liebesgeflüster vermieden wir beide, es reichte die Ironie, aber Hrasė, Pragmatikerin, die sie war, erkundigte sich dennoch, ob es mit ihr sehr gut sei oder nur gut.
    Manchmal lobte sie mich für irgendeine Subtilität, dann wieder schimpfte sie über meinen männlichen Egoismus, dass ich zu schnell sei oder sonst was. Diese Beziehung hielt sie fest in ihren dürren, knochigen Händen, und ich sah keinen Grund, dagegen aufzubegehren. Warum auch, ich war zufrieden, eine unerwartete Abwechslung. Um es offen zu sagen, die Komsomolchefin erwies sich als unersättlich, schamlos und heftig. Kein Wunder, dass sie, obwohl dünn, flachbrüstig und knochig, immer wieder einen Mann ins Bett nahm – einen Komsomolorganisator, Gewerkschaftsfunktionär, Stipendiaten, Aspiranten und sogar Dozenten. Solche politisch glaubwürdigen Stiere gab es genügend unter dem Universitätspersonal. In der Liste ihrer Liebhaber war ich bestimmt ein extremer Ausnahmefall. Warum auch nicht: ein Krankenhaus, Quarantäne und wir beide. Außerdem passte ich überhaupt nicht in ihr Kontingent. Nur gab es hier nicht viel zu wählen. Und dann – mit Šveras. Mit diesem miesen Kerl, den ich abgrundtief hasste. Obwohl so was ja zu erwarten gewesen war. Hätte ich es wenigstens nicht gesehen. Als ob wir hier im Kino wären. Sogar die Kopfbedeckung hatte er vergessen abzunehmen. Vielleicht, damit die Glatze nicht schimmerte? Ein Horror, ich registrierte, dass ich richtig wütend war. Das fehlte noch. Und wie jetzt mit Hrasė umgehen? Sie ordentlich provozieren? Lächerlich. Mit einer Zigarette suchte ich meinen Ärger zu dämpfen, überredete mich, dass sie all den Ärger gar nicht wert sei, aber als sie dann auf der Schwelle des Zimmers stand, mit einem Beutel voller Lebensmitteln und einer Flasche Gamza – wusste ich doch im Voraus, dass sie gleich auftauchen würde, unten auf der Straße wartete Šveras in einem Auto, das der Universität gehörte –, ging ich zum Angriff über:
    Na, schön amüsiert, Genossin? Auch das Honorar ist offenbar nicht übel!
    Sie stellte den Beutel ab und verpasste mir eine saftige Ohrfeige. Aber schon vertrugen wir uns wieder, ohne uns überhaupt gestritten zu haben … Ich war verblüfft, ich selbst hatte an Versöhnung gedacht. Das bedeutete schon Beziehung. Wo keine Beziehung existiert, gibt es weder Frieden noch Krieg. Das bedeutete nicht nur intime Beziehungen, und das war das Schlimmste. Das begriff offenbar auch Hrasilda. Sie stand da, ihre Lippen bebten, sie hustete und warf mir einen düsteren Blick zu. Wie oft musste man sich wiederholen, dass sie nicht dumm war. Boshaft, sogar richtig böse und zugleich klug. So mancher wünscht sich einen solch starken Feind. Jetzt atmete Hrasilda tief ein und aus und lächelte. Sie hatte mir vergeben. Hatte beschlossen, mir, dem untauglichen Rekruten, ihre Leidenschaft zu demonstrieren. Ich roch es, sie hatte es schon geschafft, unter der Dusche des Doktors zu stehen. Knüpfte ihren schönen Morgenmantel auf, streifte selbst die seidene Pyjamahose ab, ihr schwarzes Schamhaar wurde sichtbar. Schwarz wie Anthrazit. Ich spürte, wie die Begierde alles andere verdrängte, ein niedriges, dummes Gefühl. Vielleicht war auch Kligys nur ein unschuldiges Kind? Als wir auf der breiten Matratze schon gehörig in Fahrt gekommen waren, tauchte im Türeingang, gekleidet in einen Regelmantel militärischen Zuschnitts, mit Ledertasche, Fellmütze und getönter Brille, Švirmickas auf! Neben ihm ein Mann mittleren Alters, auf dessen Kragenspiegeln ich selbst noch in dieser in-flagranti -Situation eine Schlange wahrnahm, die ein Glas mit Gift umringelte. Er trug eine Brille mit sehr dicken Gläsern, wie sie stark Kurzsichtige tragen, so entging ihm nicht ein Detail. Er blickte gleichsam neugierig, man konnte nicht

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