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Mobile Röntgenstationen - Roman

Mobile Röntgenstationen - Roman

Titel: Mobile Röntgenstationen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ATHENA-Verlag e. K.
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sagen, dass er lüstern oder aggressiv blickte. Doch Šveras Stimme zitterte. Er versuchte zu lächeln, es gelang ihm nicht. Er stand etwas breitbeinig da, die Hände in die massigen Hüften gestützt.
    Das ist der Vogel, Major, – so stellte er mich dem Militärarzt vor. – Simuliert hohen Blutdruck. Will nicht dienen. Und diese Hure da versucht ihm auf jede Weise zu helfen, verstehen Sie?
    Gračiovas, seinen Namen erfuhr ich natürlich erst später, nickte besserwisserisch. Simulanten waren für ihn nichts Neues, eher Alltag. Für ihn gab es jetzt nichts weiter zu tun, er merkte sich meinen Namen und fertig. Wenn erforderlich, würde er mich vorladen. Er machte kehrt und verschwand. Auch Švirmickas-Šveras wollte seinem Beispiel folgen, aber daraus wurde nichts. Wie ein Luchs sprang Hrasė aus unserem Nest, wie ein Luchs beackerte sie mit ihren langen Nägeln das Gesicht des Beleidigers. Blut tropfte – o Gott!
    Ich eine Hure , Šveras, ich für dich eine Hure? Sie beackerte weiter sein massiges Gesicht, so wie man ein Stück Neuland unter den Pflug nimmt. Als es Šveras endlich gelang, Hrasės Hände in den Griff zu bekommen, war schon alles voller Blut, schrecklich.
    Lass los, röchelte sie, lass meine Hand los, Šveras. Ich hab dir noch was zu sagen.
    Er, vor einem Augenblick noch voller Stolz und Verachtung, war im Sessel zusammengesunken und bedeckte seine Augen. Mit den Händen beschmierte er sich auch noch den hellen Regenmantel mit Blut. Ich saß gegen die Wand gelehnt und zog heftig an meiner Zigarette. Was war nun? Alles war umsonst gewesen, alles. Dieser Hundesohn, er war doch verheiratet, hatte Kinder, die Frau lehrte Geschichte der KPdSU. Was passierte nun?
    Nichts Besonderes. Hrasė brachte ihn wieder in Ordnung, wusch ihm die Wunden aus, desinfizierte sie. Šveras schien übel zugerichtet, blutete aber nicht mehr.
    Ich bin keine Hure, Šveras, sagte Hrasilda schon ruhig. Merk dir das. Und das ist noch nicht alles, was ich dir zu sagen habe. Ich werde dich auflaufen lassen, dir ist doch klar, wie leicht mir das fällt. Ich weiß zu viel über dich, Šveras, das hast du vergessen. Bist zu weit gegangen, mein Freund. Jetzt geh und denk nach, wie du mich besänftigen kannst.
    Giedriūtė verleumdete ihn, ganz offen, sie hatte wohl allen Grund dazu. Als der Gewerkschaftsführer, schwankend und seine beackerte Visage bedeckend, verschwunden war, lachte Hrasilda laut, nein sie wieherte fröhlich, wie eine im Frühjahr aus dem Stall geführte Stute, die auch den Hengst an die frische Luft einlädt. Mit ihrer dürren Hand klopfte sie mir auf die Schulter und wollte sogar rauchen.
    Du weißt gar nicht, wie erleichtert ich bin, – sie tat einen Zug und drückte sogleich die Zigarette aus. – Das kannst du gar nicht ahnen. Dieser Šveras war ernsthaft entschlossen mich zu heiraten. Meinst du, dass er als guter Samariter mir hier verschiedenen Podogrev bringt?
    Podogrev? Man höre! Doch ich wusste, was dieses Jargonwort bedeutete: ein Päckchen, abgeschickt ins Gefängnis. Das passte natürlich auch für ein Krankenhaus. Nur klang es ein wenig seltsam aus Hrasildas Mund. Jetzt hielt sie die Lippen fest geschlossen, das Gesicht war wie gewöhnlich böse. So sah sie aus, wenn sie von verschiedenen Tribünen herunter ihre Gegner aufs Korn nahm, Missstände geißelte, negative Erscheinungen verurteilte. Auf ihrer Stirn erschienen dann einige frühe Fältchen, die sich sofort glätteten, wenn sie ihr Opfer verhöhnte. Dann gab sie sich geradezu inspiriert, gern sprach sie in Metaphern. Auch jetzt sagte sie halblaut:
    Oh, wie dieser Šveras ziepen wird … Das kannst du dir gar nicht vorstellen.
    Obwohl ich mich über einen Mangel an Vorstellungskraft nicht beklagen konnte, fragte ich trotzdem.
    Wie ziept er?
    Jammervoll. Herzzerreißend. Wie ein Mäuschen in der Falle.
    Aber warum? Wie willst du ihn festnageln?
    Nicht nur ich. Auch andere. Selbst du. Er wird an allen Fronten scheitern – als Mensch, als Funktionär, als Mediziner. Ich habe eine Menge Mittel. Brauche nur einen Finger zu bewegen, – sie bewegte tatsächlich den kleinen Finger. – Meinst du, ich bin die Einzige, die ihn kennt?
    Ich meinte gar nichts, die ganze Sippe, mit der sie Umgang hatte, interessierte mich nicht sonderlich. Ich wusste nur eines: Mit unbedeutendem Publikum gab Hrasilda sich nicht ab.
    Hör mal, Hrasė. Wo hat er diesen Major hergenommen? Was wird nun? – Das war es, was mich am meisten bewegte. – Der wird mich jetzt

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