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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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im Laufen auf seine Mailbox. »Wir sind erwischt worden. Pass auf, dass Annabel keine …« Abrupt bleibe ich auf dem Bürgersteig stehen. Ich habe keine Ahnung, in welcher Zeitung der Artikel steht. »Pass bloß auf, dass sie keine Zeitung kauft, keine, hörst du? Hindre sie daran, das Haus zu verlassen. Sie darf es nicht auf diese Art erfahren.«
    Und dann laufe ich weiter. Denn ich muss unbedingt zu Nat.
    Bevor sie die Zeitung in die Hände kriegt.
    Ich bin anscheinend die Einzige, die es eilig hat. Bis Nats Mom mir endlich die Haustür aufmacht, schreie ich schon »Feuer« durch den Briefschlitz und kratze am Lack.
    Â»Harriet?«, sagt sie, als sie die Tür aufmacht, und trotz meiner Panik halte ich verdutzt ein paar Sekunden inne.
    Nats Mom ist blau. Nicht nur ein bisschen blau, nein, ganz. Wie Annabel sieht man Victoria äußerst selten im Morgenmantel, im Gegensatz zu Annabel hat sie aber nicht nur einen und der ist auch vorn runter nicht mit Tomatensoße bekleckert. Heute trägt sie einen hellblauen Seidenkimono, der auf einer Seite ganz mit Schmetterlingen bestickt ist. Sie hat sich ein hellblaues Handtuch um die Haare geschlungen und eine hellblaue Gesichtsmaske aufgetragen.
    Wenn Nats Mom nicht aussieht wie ein Riesenschlumpf, sieht sie Nat sehr ähnlich. Allerdings zwanzig Jahre älter und durch zahlreiche Schönheitsoperationen verändert.
    Â»Was ist los? Müssen wir alle sterben?«
    Â»Ja. Ich meine, nein. Nicht sofort. Irgendwann schon. Victoria, ist Nat zu Hause?«
    Â»Keine Ahnung. Ich bin mit Botox beschäftigt. Vier Spritzen, und ich kann keinen Muskel mehr rühren. Sieh dir das an!« Sie reißt die Augen schmerzvoll auf.»Ich kann nie wieder richtig sauer werden; das ist wie erzwungener Buddhismus.«
    Â»Ich muss sie sehen.«
    Â»Ist alles in Ordnung?«
    Â»Nicht so ganz.« Ich ziehe mir schnell die Schuhe aus, um ihren weißen Teppich nicht zu verdrecken. »War die Post schon da heute?«
    Victorias Miene spannt sich um die Augen an. »Nicht dass ich wüsste.«
    Mitten im Aufschnüren eines Schuhriemens halte ich inne. »Ehrlich?« Die Welle der Erleichterung ist so gewaltig, dass ich einen Augenblick glaube, ich würde umkippen. Vielleicht – könnte doch sein – hat Alexa sich ja in der Adresse vertan. »Gar keine Post heute?«
    Â»Ich glaube nicht.«
    Ich atme tief durch und spüre schon, wie die Panik nachlässt. Ich werde es Nat natürlich trotzdem erzählen, aber jetzt kann ich es sanft tun, einfühlsam, entschuldigend, taktv…
    Â»Es sei denn, du meinst den Briefumschlag, der vor einer halben Stunde durch den Briefschlitz kam?«
    Ich halte die Luft an. »Briefumschlag?«
    Â»Ja. Ich habe ihn ihr vor ein paar Minuten hochgebracht. Es schien wichtig zu sein. Handgeschrieben und so.«
    O nein, o nein, oneinoneinonein.
    Und bevor Nats Mom noch etwas sagen kann, reiße ich mir den zweiten Schuh vom Fuß und stürze die Treppe hoch.

55
    I ch komme zu spät.
    Das ist das Einzige, was ich mit Gewissheit sagen kann, als ich Nats Tür aufmache. Ich bin zu spät. Nat sitzt im Schlafanzug auf dem Bett, vor sich die Zeitung. Und in ihrer Miene so viel Schmerz, wie ich es noch nie bei jemandem gesehen habe. Noch nie.
    Und sie übertreibt nicht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist vollkommen echt.
    Â»Nat …«, setze ich an und komme knirschend zum Halten. »Es ist nicht so, wie es aussieht.« Und dann unterbreche ich mich, denn es ist genau das, wonach es aussieht.
    Â»Was ist das?«, fragt sie bestürzt und hält die Zeitung hoch. »Harriet? Was geht da ab?«
    Seltsam, aber ich glaube, ich habe ihre Stimme noch nie so jung gehört. Es ist, als wären wir wieder fünf Jahre alt. »Das ist … das ist …«, sage ich, und dann schlucke ich und senke den Blick. »Genau das.«
    Â»Du warst gar nicht krank?«
    Â»Nein.«
    Â»Du warst in Russland?«
    Â»Ja.«
    Â»Du hast gemodelt?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich habe dich verteidigt …«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Und du hast mich Alexa zum Fraß vorgeworfen und mir nicht mal gesagt, warum?«
    O Gott. »Ja.«
    Â»Das war alles gelogen …« Nat unterbricht sich ein paar Sekunden und überlegt. »… von vorn bis hinten?«
    Â»Ich wollte es dir ja erzählen, aber ich habe noch nach dem richtigen Weg gesucht.«
    Â»Ãœber die

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