Mode ist ein glitzernder Goldfisch
nachschlage, die auf mich zutreffen. Depp. Hohlkopf. Einfaltspinsel. Knalltüte. Dummkopf. Narr. Ich habe es verbockt, und zwar gründlich.
Alexa hat gewonnen. Nat redet nicht mehr mit mir. Annabel ist fort. Ich musste mein Handy ausschalten, weil ich alle drei Minuten einen Anruf von Wilbur bekomme. Mein Vater ist arbeitslos, die Katze ist weg, und ich habe Schulden in Höhe von 3000 Pfund. Ganz England lacht über mich. Und meine Haare sehen aus wie orangefarbene Flaumfedern.
Ich weià nicht, ob ich der Schule verwiesen worden bin, aber nur, weil ich mich weigere, zur Schule zu gehen und es rauszufinden. Zum ersten Mal im Leben ist mir meine Bildung egal. Wohin hat sie mich denn gebracht? Sie hat mich sicher nicht schlauer gemacht: Ich bin eine Idiotin.
Es ist mir tatsächlich gelungen, mich in die umgekehrte Richtung zu verwandeln. Ich bin eine Raupe, die sich wieder zum Ei zurückentwickelt hat, oder ein arbeitsloses Aschenputtel, das nicht mal einen Herd zu putzen hat.
Eine simple Verwandlungsgeschichte, und nicht mal das habe ich richtig hingekriegt. Ich bin ein Witz.
Bloà dass jetzt keiner mehr da ist, der lacht.
Mein Vater und ich sind die ganze Nacht damit beschäftigt, die Dinge zu richten. Ich habe ihm noch nichts von der Rückseite der Haftnotiz erzählt. Ich erwäge, es ihm zu erzählen, doch dann fällt mir wieder ein, dass Annabel mich gebeten hat, es nicht zu tun. Ich habe sie oft hintergangen, ich sollte die Liste nicht noch länger machen.
»Wir müssen uns was Dramatisches einfallen lassen«, erklärt mein Vater mir mit Nachdruck, nachdem er eine halbe Stunde lang an die Wand gestarrt hat. »Wir müssen Nat und Annabel beweisen, dass es uns ehrlich leidtut.«
Und so machen wir uns ans Werk. Wir backen »Tut mir leid«-Kuchen, wir schreiben Karten, wir singen Lieder. Ich bringe Nat eine selbst gebrannte Mix-CD, einen kleinen silbernen Anhänger in Form eines gebrochenen Herzens und eine Schachtel fettreduzierter Schokolade. Und dann eine Schachtel extra fetthaltiger Schokolade und dann Blumen mit einem Gedicht von mir. Bis auf die Schokolade, die sie vor meinen Augen verspeist, ohne mir welche anzubieten, wirft sie alles weg.
Inzwischen postiert mein Vater sich vor Annabels Anwaltskanzlei mit einem Strauà Blumen und einem Sandwich-Plakat, auf dem vorne steht »Es tut mir sehr leid, Annabel« und hinten drauf »Ehrlich. Sehr, sehr leid«. Er steht stundenlang dort, bis der Wachmann mit einem Zettel runterkommt:
Geh weg, Richard, sonst verklage ich dich, weil du meine Zeit vergeudest. Mein Stundensatz beträgt 300 Pfund, und du schuldest mir zehn Jahre.
Annabel
Dad sagt, er ist nicht besonders gut in Mathe, aber so eine Zahl will er sich auch gar nicht ausrechnen.
Völlig geschlagen und niedergeschmettert geben wir schlieÃlich auf und hocken uns aufs Sofa.
Den Rest des Abends sitzen wir auf dem Sofa, und am nächsten Morgen stehen wir auf und setzen uns für den Rest des Tages wieder aufs Sofa. Ich habe keine Ahnung, was wir uns im Fernsehen ansehen, denn ich schaue gar nicht richtig hin.
Das Einzige, was mir unablässig durch den Kopf geht, ist: Wie? Wie stelle ich es an, dass alles wieder so ist wie vorher? Denn mir ist plötzlich klar geworden, dass ich alles liebend gern ertragen würde â tyrannisiert zu werden, hässlich zu sein und unbeliebt â, wenn mein Leben bloà wieder so wäre wie früher.
Ich weià gar nicht, wo ich anfangen soll. Das Einzige, woran mir was liegt, habe ich gegen jede Menge Zeug eingetauscht, an dem mir nicht das Geringste liegt. Und ich habâs bewusst getan. Absichtlich. Aus freien Stücken.
Mein IQ kann eindeutig nicht auch nur annähernd so hoch sein, wie ich immer geglaubt habe.
»Meine kleine Kaulquappe«, keucht Wilbur, als ich schlieÃlich ans Telefon gehe. »Wo warst du?«
»Auf dem Sofa.«
»Weingummischneckchen, du kannst jetzt nicht auf dem Sofa sitzen. Wir haben alle Hände voll zu tun. Die Sache geht hoch wie der sprichwörtliche Hubschrauber. Alle wollen ein Stück von dir, mein kleiner Marmorkuchen: Journalisten, Fernsehsender, Designer, die groÃen Marken. Mein Telefon klingelt unablässig, Zuckerpfläumchen, auÃer wenn ich es ausschalte, um in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken zu können. Das Genie Yuka Ito hat deinen phänomenalen Auftritt zu einem PR-Coup gemacht: Sie erzählt jedem, du wärst
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