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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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… also meinen Kaffee mit Zucker haben will.« Quietsch, quietsch. »Süß.«
    Schließlich klappt mein Vater das Telefon zu, wischt sich mit der Hand übers Gesicht und sieht mich an.
    Â»Puh, das war knapp«, sagt er nach einer langen, nervösen Pause. »Zum Glück bin ich ein ausgezeichneter Lügner. Harriet, Annabel geht es anscheinend gar nicht gut. Was machen wir bloß?«
    Ich schlucke schuldbewusst und zupfe an meinen Haaren. »Wir verheimlichen ihr das hier?«, schlage ich vor.
    Mein Vater nickt. »Das würde ihr den Rest geben. Wir müssen warten, bis ihre Werwolfphase vorüber ist.« Und dann überlegt er. »Aber, Harriet … Was, wenn es keine Werwolfphase ist? Was, wenn sie einfach … verrückt ist?«
    Wir schauen auf sein Handy, das schon wieder klingelt.
    Und dann fällt der Blick meines Vaters auf den Stand vor uns, der riesige russische Pelzmützen feilbietet. »Wir nehmen einfach ein paar davon für dich mit«, meint er schließlich seufzend. »Und ich drehe die Zentralheizung ab, und wir erklären Annabel, du hättest dir den Kopf verkühlt.«
    Â»Meinst du, das kauft sie uns ab?«
    Â»Nein.« Mein Vater schaut wieder auf sein Handy. »Präg dir mein Gesicht gut ein, Harriet, denn morgen krieg ich den Kopf abgerissen.« Er klappt sein Handy auf.»Schatz?« Quietsch, quietsch. »Dann wirf die verbrannten Stücke weg, Schatz. Und hol dir Brot.« Quietsch. »Ich weiß, dass das nicht dasselbe ist.« Und dann sieht er mich an, tippt sich mit dem Finger gegen die Stirn und sagt tonlos: »Völlig durchgeknallt.«
    Ich schlucke nervös und kaufe so viele russische Pelzmützen, wie in meinen Rucksack passen.
    Doch als wir nach England zurückkehren, kommt uns alles schon um einiges hoffnungsvoller vor.
    Meine Haare sind unter einer schönen großen russischen Pelzmütze versteckt – die sogar sehr kuschelig ist und gut zu meinem orangefarbenen Schneeflockenpullover passt –, und die Welt sieht wieder heller aus.
    Ja, als wir aus dem Zug aus London steigen und uns auf den Heimweg machen – als ich mich von meinem Vater verabschiede und mir einen »Willkommen zu Hause, Harriet«-Schokoriegel leiste –, fühlt es sich an, als käme so langsam endlich alles ins Lot. Ich war in Moskau, ich habe ein Abenteuer erlebt, und wie es aussieht, bin ich damit durchgekommen.
    Okay, ich bin nicht groß verwandelt – ich bin immer noch exakt dieselbe, also, außer mit beträchtlich weniger Haaren und im Besitz einer russischen Pelzmütze –, aber es kommt mir so vor, als könnte das Leben jetzt doch besser werden. Ich meine, so eine Verwandlung kann ich nicht über Nacht erwarten, oder? Selbst Raupen verbringen zwischen vier und neun Tage im Kokon, bevor was passiert. Und ich weiß sehr viel über Dinge, von denen ich vor ein paar Tagen noch keinen blassen Schimmer hatte. Wie zum Beispiel, dass der Lidschatten länger hält, wenn man vorher Grundierung auf die Augenlider aufträgt.
    Und dass pinkfarbener Lippenstift die Tendenz hat, überall abzufärben.
    Vielleicht ist das alles nur eine Sache positiven Denkens. Unter den verschiedensten Umständen das Beste anzunehmen und daran zu glauben, dass wir alle uns verändern können, wenn wir uns wirklich Mühe geben. Dann können wir alle von vorn anfangen.
    Da trifft es mich wie ein Schlag.
    Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Denn als ich gerade an dem Punkt bin, wo die Welt Sinn ergibt und endlich alles an seinen Platz findet und mein Kopf mit glücklichen Gedanken gefüllt ist, die mir innerlich ein warmes Glühen bereiten, kommt ein kleines gelbes Bananenbonbon angeflogen.
    Und trifft mich direkt am Kopf.

53
    I ch brauche ein paar Augenblicke, um zu ergründen, wo die Bananen herkommen, denn bei der einen bleibt es nicht. Innerhalb weniger Sekunden habe ich Konfekt in der Mütze und auf dem Kragen meines Pullovers und am Mantelärmel klebt ein halb zerkautes Stück.
    Unbegreiflicherweise schaue ich nach oben.
    Â»Hey, Affenmädchen«, schreit jemand, und erst als ich mich umdrehe, geht mir auf, dass es keineswegs Süßigkeiten regnet: Das ist ein Angriff. Auf der anderen Straßenseite vor dem Laden steht Alexa. »Affenmädchen«, brüllt sie noch einmal. »Will Affenmädchen eine Banane?« Und dann lacht sie.
    Ich erstarre zu einer

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