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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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ihre neue Muse, denn Models wären keine Schaufensterpuppen oder seelenlosen Roboter mehr, sondern wieder das, was sie im alten Griechenland waren: Symbole der Individualität und Kreativität und des Ausdrucks der eigenen Persönlichkeit. Ihre kleine griechische Muse.«
    Â»Pampel-Muse trifft es wohl eher«, murmle ich mehr zu mir selbst.
    Â»Genau.« Ich glaube, Wilbur hört mir gar nicht zu. »Und weißt du, was das bedeutet, mein kleiner Frosch?«
    Ich starre weiterhin teilnahmslos auf den Fernseher. »Nein.«
    Â»Es bedeutet, dass du heiß bist, Schatz. Nein, nicht heiß. Du bist am Siedepunkt. Dein Topf ist am Überkochen.«
    Schweigen.
    Mit dem Modeln hat der ganze Schlamassel doch angefangen.
    Okay: Eigentlich habe ich mich mit meinen Lügen in diesen Schlamassel gebracht. Aber wenn das Modeln nicht gewesen wäre, hätte ich nicht lügen müssen. Und es wird nicht besser, wenn ich damit weitermache.
    Â»Ist mir egal«, sage ich schließlich. »Tut mir leid,Wilbur.«
    Wilbur lacht. »Das klang fast wie ist mir egal«, sagt er kichernd. »Aber das kannst du unmöglich gesagt haben, ich habe mich sicher verhört. Natürlich ist es dir nicht egal. Dies ist … dies ist … der Stoff, aus dem die Träume sind.«
    Â»Meine nicht. Suchen Sie sich jemand anderen.«
    Damit lege ich auf.
    Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Aber eins weiß ich.
    Ich fange mit Annabel an.

58
    A lso, ich weiß, dass man fürs Lügen wahrscheinlich am besten dadurch Buße tut, dass man nicht lügt, aber ich sehe wirklich keine andere Möglichkeit. So wie Annabel auf meinen Vater reagiert hat, muss ich sie wohl austricksen, damit sie sich mit mir trifft.
    Zum Glück ist die Empfangsdame neu und weiß nicht, wer ich bin, was die ganze Sache bedeutend leichter macht. Sofern nicht hinter ihrem Tresen ein Foto von mir hängt, was vor mir warnt – ihr wisst schon, wie die Fotos von Terroristen und Leuten, die am Zeitungskiosk Süßigkeiten klauen.
    Â»Könnte ich bitte mit Annabel Manners sprechen?«, frage ich freundlich, nehme die Pelzmütze ab und mache mich so klein und verletzlich wie nur möglich.
    Die Empfangsdame legt zögernd ihre Zeitschrift weg. »Hast du ’n, ähm, Dingsbums?«
    Â»Einen Termin?«
    Â»Genau.«
    Â»Ja.« Ich mache große Augen und setze ein unschuldiges Gesicht auf. »Himmel, Sie haben aber einen hübschen Pferdeschwanz. Haben Sie den selbst gemacht?« Und als sie sich umdreht, um einen Blick darauf zu werfen, beuge ich mich leicht über den Tisch und überfliege rasch den Terminkalender. »Ich heiße Roberta Adams«, sage ich, als sie sich wieder zu mir umwendet.
    Stirnrunzelnd betrachtet sie ihre Liste. »Ein bisschen jung für eine eigene Anwältin, was?«
    Â»Ich möchte meine Eltern verklagen«, sage ich ruhig.
    Ihre Züge glätten sich augenblicklich. »Oh, das habe ich mir auch schon oft überlegt. Sag mir Bescheid, wie viel du rausschlägst. Geh nur rauf.«
    Sie drückt auf den Summer, bevor ich es mir noch anders überlegen kann.
    Dieses Gebäude hat mich immer schon eingeschüchtert. Als ich noch klein war, wollte ich nie allein hier reingehen, wenn Annabel lange arbeiten musste, weil ich überzeugt war, hier würde es spuken.
    Â»Da spukt es doch nicht«, sagte mein Vater lachend, als ich es ihm erzählte. »Gebäude, in denen es spukt, sind voller körperloser Seelen, Harriet. Eine Anwaltskanzlei ist ein Ort voller seelenloser Körper. Das ist ein großer Unterschied.«
    Und dann lachte er so lange, bis Annabel ihm Salz ins Weinglas kippte.
    Wie auch immer, es ist mir unheimlich, und der Aufzug kommt mir vor wie ein Glassarg aus einem gruseligen Horrorstreifen. Als ich schließlich Annabels Büro erreiche, sehe ich schon durchs Fenster, dass sie den Kopf gesenkt hat und irgendwas aufschreibt.
    Â»Ã„hm«, sage ich leise.
    Â»Roberta«, sagt sie, ohne aufzublicken. »Nehmen Sie bitte Platz. »Ich bin die Akte durchgegangen, und ich glaube, das Sorgerecht für das Meerschweinchen zu kriegen, dürfte kein Problem sein.«
    Ich setze mich, auch wenn ich nicht Roberta bin, und zucke zusammen: Mir ist gerade klar geworden, dass Roberta nicht nur ein Name in einem Terminkalender ist, sondern ein Mensch, und dass sie jeden Augenblick hier auftauchen kann. Annabel notiert noch

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