Mode ist ein glitzernder Goldfisch
Hände in die Taschen, »das würde mir allerdings etwas ausmachen.«
Toby kramt in seinem Rucksack herum. »Ich notiere es mir«, erklärt er mir ernst. »Damit ich denselben Fehler nicht noch mal mache.« Er kritzelt etwas in sein Notizbuch. »Vielleicht in sechs Monaten?«
Ich denke an Nicks Hand. Die Hand, die ich nie wieder halten werde. Warum folgt er mir nicht und glotzt mich so an?
Mein Magen macht einen kleinen Ãberschlag.
»Nein«, sage ich so freundlich wie möglich. »Tut mir leid, Toby.«
»Kein Problem«, erwidert Toby fröhlich, macht sich noch eine Notiz und steckt das Buch weg. »Dann in sieben.«
Nats Haus kommt mir heute riesig vor, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass es seit dem letzten Mal nicht gröÃer geworden ist. Das sind nur meine Schuldgefühle, die es über mir aufragen lassen wie in einem Film von Tim Burton.
»Tritt zurück«, erkläre ich Toby leise, als wir uns mal wieder ihrer Haustür nähern. »Nat ist im Augenblick nicht gut auf mich zu sprechen. Und so ähnlich wie eine Camponotus saundersi â¦Â«
»Besser bekannt als malaysische Ameise«, unterbricht Toby mich.
»Genau. Also, es besteht die Gefahr, dass ihr Kopf explodiert, wenn wir in ihre Nähe kommen.«
Toby tritt gehorsam ein paar Meter zurück, und die Tür geht auf. Victoria blinzelt bei unserem Anblick ein paar Mal. Heute ist sie ganz pink: pinkfarbener Morgenmantel, pinkfarbenes Handtuch um den Kopf, pinkfarbene Gesichtsmaske. Sie hat sogar eine pinkfarbene Augenmaske nach oben geschoben, wie eine aufblasbare Brille.
»Harriet!«, sagt sie erfreut. »Kommst du wieder mit Geschenken? Ich habe die Schokolade aufgegessen, und an dem, was ich von den pinkfarbenen Rosen, die in der Einfahrt verstreut waren, retten konnte, hatte ich sehr viel Freude. Obwohl die Teile mit den Bissspuren natürlich in den Müll gewandert sind.«
Mist. Ich wusste doch, dass Nat Lilien lieber mag.
»Ist Nat zu Hause,Victoria?«
»Hockt, glaube ich, immer noch in irgendeiner Ecke und schmollt, ja.« Victoria schaut an mir vorbei und winkt. »Und das ist wohl dein kleiner Stalker Toby. Ich erinnere mich an dich von einem Schulfest vor ein paar Jahren. WeiÃt du noch? Du bist mit einem Fernglas auf dem Bauch um den Tisch mit der Tombolatrommel rumgekrochen.«
Toby tritt strahlend vor. »Ja, das war ich«, sagt er und wirft sich stolz in die Brust. »Obwohl ich sagen muss, dass ich inzwischen mächtig an meinen Schleich-hinter-Harriet-her-Künsten gearbeitet habe. Es ist sehr nett, Sie richtig kennenzulernen, Mrs Nats Mom.«
»Ja.« Victoria lächelt ihn an, und dann lächelt sie mich an und dann wieder Toby. Und dann â nicht zu fassen â zwinkert sie mir zu.
Sie zwinkert ja wohl hoffentlich nicht aus dem Grund, aus dem ich glaube, dass sie zwinkert.
Uuh.
»Ãhm.«Victoria räuspert sich und holt ein kleines Mikrofon aus der Tasche. »Entschuldigt mich bitte«, erklärt sie uns, »aber wenn ich dauernd durchs ganze Haus brüllen muss, bekomme ich nur überflüssige Falten auf der Stirn. Also habe ich in eine Alternative investiert.« Und dann drückt sie auf den kleinen roten Knopf an der Seite. »Natalie?«, sagt sie ins Mikrofon, und irgendwo in der Ferne hallt ihre Stimme durchs Treppenhaus. »Du hast Besuch.«
Nichts.
Victoria verdreht die Augen und fummelt am Lautstärkeregler herum. Ein lautes Pfeifen schieÃt durch das Haus, und sie hält die Hand über das Mikrofon. »Es ist mit einem Lautsprecher vor ihrem Zimmer verbunden«, flüstert sie verschwörerisch. »Aber ich habe auch noch einen unter ihrem Bett versteckt, den sie noch nicht gefunden hat. Natalie? Natalie?« Victoria lauscht ein paar Sekunden, seufzt und hebt das Mikrofon wieder hoch. »Zwing mich nicht, es auf zehn zu drehen, junge Dame.«
»Ist ja gut, ist ja gut«, höre ich Nat rufen, und da kommt sie auch schon die Treppe runtergepoltert.
Victoria schaltet das Mikrofon aus, zwinkert Toby und mir noch einmal zu, zieht sich ins Wohnzimmer zurück und schlieÃt die Tür.
Und überlässt uns Nat.
Nats Gesicht nach zu urteilen, wird sie die explodierenden malaysischen Ameisen locker in den Schatten stellen.
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U nd?«, meint Nat nach ein paar Sekunden. »Ich muss mich wundern, dass du schon wieder hier bist, Harriet. Ich dachte, du
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