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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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einfach tropische Fische aus den Flüssen fangen. Und da wir genetisch mit den europäischen Braunbären verwandt sind, können wir mit ein bisschen Üben bestimmt auch auf Bäume klettern. Auch auf ganz hohe.«
    Â»Aber …« Ich halte inne. Er hat recht: Wir werden nicht verhungern. Das ist doch schon ein Trost. »Wir passen trotzdem nicht dazu, Toby. Stört dich das gar nicht? Kein bisschen?«
    Â»Nein.« Toby trinkt einen Schluck Suppe.
    Ich fange an zu stottern. Toby weiß Bescheid, aber es stört ihn nicht? »Aber was ist mit den anderen?«, murmle ich verwirrt, fast wie zu mir selbst. »Die anderen … die Frösche, die Papageien, die … die Tiger, die fliegenden Eichhörnchen … Was ist mit denen? Sie wissen es, sie sehen es, sie wollen nichts mit uns zu tun haben, sie lachen über uns …«
    Â»Aber die meisten werden gefressen, Harriet. Wir haben alle unsere Vor- und Nachteile. Der Regenwald ist eine extrem raue Lebenswelt, die jeden Tag weiter schrumpft. Genau wie die Eiskappen. Das ist ein viel wichtigeres Thema.«
    Â»Aber …«
    Toby schraubt den Deckel wieder auf seine Thermosflasche und zieht die Decke glatt. »Hab einfach Spaß daran, ein Eisbär zu sein. Freu dich über unsere großen Tatzen.« Er krümmt die Hände zu Tatzen und wedelt wieder damit vor dem Gesicht herum. »Außerdem«, fügt er hinzu, »sind wir trügerisch weich und knuffig.«
    Ich starre ihn an, viel zu perplex, um noch ein Wort herauszubringen. Wo kommt diese … diese Weisheit her? Wer ist der Junge, neben dem ich hier sitze? Plötzlich kommt mir Toby, der mit übereinandergeschlagenen Beinen dahockt und in das grüne Licht seiner Taschenlampe getaucht ist, vor wie von einem anderen Stern. Geheimnisvoll. Weise.
    Fast wie … Yoda.
    Und dann popelt er mit dem Finger in der Nase und ist wieder ganz der alte Toby.
    Ein paar Minuten sitzen wir schweigend da: Toby, der an den Kanälen des Radios dreht, und ich, die fahrig an einem Blatt zupft. Es gibt so vieles, worüber ich nachdenken muss, und doch muss ich – irgendwie – gar nicht mehr darüber nachdenken. Es scheint mir jetzt alles ganz klar zu sein. Ich räuspere mich und krieche unter dem Strauch raus. Ich glaube, ich weiß endlich, was ich machen muss. »Okay«, sage ich in möglichst autoritärem Tonfall über die Schulter zu Toby. »Du kommst mit.«
    Toby sieht mich mit großen Augen verzückt an. »Ehrlich? Mit dir? Wann?«
    Â»Jetzt. Nimm die grüne Taschenlampe mit,Toby.«
    Denn bei dem, was ich jetzt vorhabe, brauche ich, glaube ich, jede Unterstützung, die ich kriegen kann.

65
    I ch würde gern berichten, unsere nun folgende kleine Reise sei eine bedeutsame Reise, voller Abenteuer und Erleuchtung und Selbsterkenntnis gewesen. Das wäre schön, nicht wahr?
    Â»Bist du dir sicher, dass ich nicht zehn Schritte hinter dir gehen soll?«, fragt Toby bestürzt, als wir über den Gehweg eilen. »Würdest du dich dann nicht wohler fühlen?«
    Â»Toby, wann fühlt sich je einer wohler, wenn ein anderer zehn Schritte hinter ihm hergeht?«
    Â»Kommt darauf an, ob er ihn sieht oder nicht. Obwohl, ich muss sagen, dass es gar nicht so leicht ist, zehn Schritte abzumessen, weißt du. Normalerweise müsste man dazu nach vorn laufen und dann zehn Schritte rückwärtsgehen, und das geht nicht so unauffällig, wie du vielleicht denkst.«
    Ich beschließe, gar nicht weiter darüber nachzudenken, auch wenn es erklärt, was er letztes Jahr an Weihnachten gemacht hat. »Geh einfach neben mir,Toby. Wie ein Nicht-Stalker.«
    Â»Menschenskind.« Toby ist ganz aus dem Häuschen. »Das ist ein kleiner Traditionsbruch, muss ich sagen. Wenn du es dir anders überlegst, Harriet, dann sag’s nur, und ich versteck mich hinter einem Baum und tue so, als würde ich Zeitung lesen oder nachsehen, ob der Holzwurm drin ist, okay?«
    Â»Okay.« Ich lächle ihn an. Ehrlich, warum war ich eigentlich immer so gemein zu Toby? Er wollte doch nur einen anderen Eisbären zum Spielen. Ist das so verwunderlich?
    Â»Und würde es dir viel ausmachen, wenn ich deine Hand halten wollte?«, fügt er hinzu und macht einen Hüpfer. »Nur ganz kurz? An diesem wunderschönen Wintertag?«
    Also, so leid tut er mir nun auch wieder nicht.
    Â»Ja«, fahre ich auf und schiebe die

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