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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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in perfekter Harmonie leben, ein Bewusstseinsstrom, ohne je ein harsches Wort zwischen uns. Zwei Geister in einem …
    Das Handy wird mir aus der Hand gerissen.
    Â»Wilbur? Hallo. Hier ist Nat. Erinnern Sie sich? Ich bin das Mädchen, das am Samstagmorgen in Ihrem Empfangsraum geweint hat. Harriet findet, das ist eine fantastische und aufregende Gelegenheit, und natürlich kommt sie. Schicken Sie ihr Uhrzeit und Adresse per SMS. Danke.«
    Sie legt auf.
    Ich starre sie ein paar Sekunden lang an. Das Mädchen, das in der Agentur geweint hat, war Nat?
    Â»Nat? Was zum Teufel machst du da?«, platze ich schließlich heraus.
    Â»Was ich gleich zu Anfang schon gemacht hätte, wenn du mich gelassen hättest.«

69
    I ch weiß, ich weiß, Statistiken sind unwichtig: Es sind nur Zahlen. Belanglose, willkürliche Zahlen.
    Ich verbringe den Abend also nicht im Internet, um zu recherchieren, wie viele Menschen sich jeden Morgen Wake Up UK ansehen.
    (3.400.000.)
    Und ich finde auch nichts über die Demografie der Zuschauer heraus.
    (Äußerst weit gestreut: Schüler, die zur Schule müssen, Familien, die beim Frühstück sitzen, Arbeiter, die sich fertig machen, bevor sie das Haus verlassen.)
    Und ich finde auch nicht heraus, wie viele Menschen sich im Internet die Videos der Interviews ansehen.
    (300.000 haben sich das Gespräch mit einem Typ angesehen, der darüber sprach, wie man beim Rasenmähen die Ränder ordentlich schneidet.)
    Vor allem aber lasse ich am nächsten Morgen auf keinen Fall das Frühstück ausfallen, weil ich zu beschäftigt damit bin, mich in der Toilette einzuschließen und in eine Papiertüte zu atmen und dann die ganze Taxifahrt zum Studio über die Tüte in kleine Fetzen zu reißen und diese auf meinem Schoß zu verstreuen.
    Ich meine: Warum sollte ich? Ich bin nicht mehr die alte, ängstliche Harriet. Ich bin cool. Ich bin ruhig. Ich schaffe das alles mit links.
    Klar doch.
    Â»Harriet?«, sagt mein Dad schließlich. Anscheinend wollen mich diesmal alle begleiten: Das Taxi ist so voll, dass der Fahrer vor sich hin grummelt, von wegen, er wüsste nicht, was von seiner Versicherung abgedeckt wird und was nicht. Annabel sitzt vorn, und mein Vater, Nat, Toby und ich drängeln uns auf der Rückbank und versuchen, die Füße irgendwohin zu stellen, wo noch keine Füße stehen. »Hast du das Gefühl, du wärst ein Hamster oder vielleicht ein Vogel?«
    Ich betrachte die Sauerei auf meiner Hose. Es stimmt:Wenn ich plötzlich enorm schrumpfen würde, würden die Fetzchen ausgezeichnetes Nistmaterial ergeben.
    Â»Ich mache ein Puzzle im alten Stil«, erkläre ich ihm hochtrabend. »Wenn ich irgendwann mal Zeit habe, überlege ich mir, ob ich es wieder zusammensetze.«
    Â»Soll ich schon mal anfangen?«, erbietet Toby sich eifrig. Ich wollte ihn überreden, nicht mitzukommen, aber nachdem er mir erklärt hat, wie viele Busse er kriegen müsste, um mir pünktlich zu folgen, habe ich eingelenkt. Nach langem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es leichter ist, wenn er mich im selben Taxi stalkt.
    Â»Nein. Trotzdem danke.«
    Â»Ich fürchte, ich muss noch mal raus«, sagt Annabel von vorn. »Ich muss pinkeln.«
    Â»Schon wieder?« Mein Vater seufzt. »Ehrlich? Schatz, brauchst du vielleicht einen Katheter?«
    Â»Nein, es geht schon, Richard. Ich uriniere einfach auf den Sitz dieses netten Mannes und dann gehen wir den Rest zu Fuß. Moment mal, ist das nicht dein Lieblingspullover, Schatz? Vielleicht kann ich die Sauerei damit aufwischen.«
    Mein Vater wird ganz blass. »Halten Sie das Taxi an.« Er sieht uns an. »Und lasst euch das eine Lehre sein. Borgt niemals einer schwangeren Frau einen Kaschmirpullover.«
    Â»Ist nicht nötig«, erklärt der Taxifahrer uns und drückt auf das kleine grüne Lämpchen, damit wir seine Stimme über den Lautsprecher hören können. »Wir sind schon da.«
    Das Taxi biegt um eine Ecke, und wir verstummen. Teils, weil es ein wenig überwältigend ist, um halb sieben in der Frühe vor einem internationalen Fernsehstudio vorzufahren. Und teils, weil Wilbur davorsteht und auf uns wartet. In pinkfarbenem Zylinder und silbernem Overall.
    Wir glotzen ihn an.
    Â»Bilde ich mir das ein?«, sagt Annabel schließlich, als das Taxi zum Halten kommt und Wilbur den Hut absetzt und sich vor uns

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