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Model-Ich (German Edition)

Model-Ich (German Edition)

Titel: Model-Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Padberg
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    Genau, so heißen sie. Weil sie eben aussehen wie eine Hilde und wie eine Bärbel. Heimlich rufe ich Hilde allerdings manchmal auch Karl, wie in: Karl Lagerfeld. Denn sie ist es gewohnt, dass über sie geredet wird. Und sie schert sich keinen Deut darum. Zudem hat sie eine vehemente Abneigung gegen den rosafarbenen Jogginganzug, den ich ihr zum Spaß gekauft habe
(manchmal befürchte ich, dass aus mir in späteren Jahren eine verrückte Hundefrau wird. Wenn ich nicht längst schon eine bin ...). Bei den wenigen, unglücklichen Versuchen, die ich unternommen habe, Hilde den Jogginganzug anzuziehen, guckte sie mich an, als wollte sie sagen: »Hast du denn gar keinen Geschmack? Die Farbe ist horrible!«
    Bärbel ist dagegen viel zu tollpatschig, um eine Diva zu sein. Weniger Aufmerksamkeit bekommt sie deshalb nicht. Freunde besuchen nicht uns, sondern die Hunde und hofieren die beiden mit Leckerlis und anderen Mitbringseln. Das ist gegen alle Regeln der Hundeerziehung, die Hunde haben sich darüber aber bisher noch nicht beschwert. Der Leitsatz »Wenn du den besten Platz im Haus möchtest, verscheuche den Hund« trifft bei uns vollkommen zu.
    Hilde und Bärbel sind nicht nur bei der Platzwahl gute Vorbilder. Ihnen ist Essen wichtig, lange Spaziergänge im Grünen und ein Nickerchen auf der Couch (ja, sie dürfen auf die Couch). Und wenn sie sich mal streiten, ist alles nach kurzer Zeit wieder friedlich. Die beiden sind eine ständige Erinnerung daran, wie einfach doch alles sein könnte.
    Ich kann sie nur um ihre Gelassenheit beneiden. Wenn ich von einem Termin nach Hause komme und den ganzen Tag nur mit Äußerlichkeiten beschäftigt war und Höflichkeitsfloskeln verteilt habe, freue ich mich schon am Gartentor auf Hilde und Bärbel, die mich schwanzwedelnd begrüßen. Sie haben kein Interesse an Small Talk und ihnen ist wurscht, was ich anhabe. Sie freuen sich nur, mich zu sehen. Nach fünf Minuten Schmusetherapie von den beiden ist der Rest des Tages vergessen.
    Dafür gehöre ich dann auch gerne mal zur unterlegenen Rasse.

HÜFTSPECK
    »SPARGELTARZAN« – so wurde ich in der Schule gerne genannt. »Eine lange Dürre wird kommen« war auch ein beliebter Spruch. Mich hat das natürlich genervt, ich konnte schließlich nichts dafür, dass ich so dünn war, mit Armen und Beinen wie Stöckchen.
    Meine Oma hat sich damals schreckliche Sorgen um mich gemacht und war der Meinung, »das Kind ist krank«, es müsse etwas passieren. So kam es, dass ein Arzt mich und meine Cousine Tini, die einen ähnlich auffallend mageren Körper hatte wie ich, zur Kur schickte. Dort sollten wir dann gemästet werden. Die meisten anderen Kinder im Kurheim hatten Asthma oder schlimme Allergien. Tini und ich waren einfach nur dünn. Gegen die genetische Veranlagung änderten auch vier Wochen an der frischen Ostseeluft, lange Spaziergänge und Bürstenmassagen nichts.
    Während meiner Schulzeit wurde ich von dem einen oder anderen für magersüchtig gehalten. Ein Mädchen, das mit 13 Jahren schon 1,80 Meter misst, ist nun einmal kein gewöhnlicher Anblick. Ich stakste durch die Gegend wie eine Babygiraffe – nur Beine, null Körperspannung – und war überglücklich, wenn eine Leggings an meinen Beinen mal nicht so weit saß wie eine Klempnerhose. Die Kleidersuche bereitete bei meiner Figur nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten. Die Sprüche, die hin und wieder über mich gerissen wurden, trugen auch nicht gerade zu meinem Selbstbewusstsein bei. Viele können sich eben nicht vorstellen, dass auch ein untergewichtiges Mädchen leidet, wenn es wegen seiner Figur als unnormal gilt.
    Dann entschied plötzlich jemand, aus dem dünnen Teenager ein Model zu machen. Ich hatte damals noch lange braune Haare und einen Pony, und die Agentur, die mich entdeckt hat, sah in mir die neue Paulina Porizkova. Paulina wer? Ich wusste damals nicht, dass sie ein berühmtes Supermodel war. Aber der Vergleich klang irgendwie gut und ich dachte: Wenn die Agentur das sagt, sehe ich vielleicht doch nicht so schlecht aus.
    Ab dann war ich umgeben von lauter hochgewachsenen, schlanken Mädchen, die in ihrer Schulzeit oft die gleichen Erfahrungen gemacht hatten. Viele der Models, die ich kennengelernt habe, waren natürlich dünn und haben, wie ich, nichts dafür getan, so auszusehen.
    Das Thema »Magermodels« wird von den Medien alle paar Jahre wieder aufgegriffen und ich finde den Umgang damit eher heikel. Man kann darüber diskutieren, warum Mode

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