Model-Ich (German Edition)
einverstanden und sie hatte auch Lust auf die Geschichte. Es gab also keine Ausrede für mich, es nicht zu machen. Ich hatte ganz schönes Lampenfieber, aber vor allem freute ich mich darauf, zum ersten Mal mit Ellen zu arbeiten. Mir gefällt, wie sie Frauen fotografiert, sexy, aber dabei verspielt und lebendig. Ihre Bilder wirken, als hätten die Frauen darauf Spaß. Den hatte ich durchaus auch, obwohl wir bei ungefähr 5° C in einem zugigen Schloss vor Paris fotografierten. Es war, man kann es nicht anders sagen, arschkalt. Der Vorteil, bei solchen Temperaturen Nacktfotos zu machen: Alles bleibt straff und man spart sich die obligatorischen Eiswürfel.
Von den Bildern habe ich am Ende eins wieder aussortiert. Das kann man vielleicht nachvollziehen, wenn man weiß, dass ich darauf einen Dildo in der Hand hielt. Niklas hatte ein eigenes Vetorecht und er hätte noch zwei weitere Motive gestrichen, da im Heft aber eine bestimmte Anzahl von Seiten gefüllt werden mussten, blieb es bei dem einen. Nebenbei war es für Niklas kein
Problem, dass ich im Playboy zu sehen sein würde. Selbst meiner Mutter gefielen die Fotos. Als ich lange nach dieser Geschichte eine ziemlich eindeutige Bondage-Strecke für die Cosmopolitan gemacht habe, rief sie mich sogar an, um mir zu sagen: »Die Fotos sind rattenscharf!« Sie war es schon gewohnt, mich kaum bekleidet in Zeitschriften zu sehen, aber mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
Es ist mir nie schwergefallen, ein sexy Image rüberzubringen, viel leichter sogar, als vor der Kamera zu lachen. Ich kann es deshalb so gut vortäuschen, weil ich normalerweise überhaupt nicht verrucht bin. Das mag ja für den einen oder anderen Leser von Männermagazinen eine Enttäuschung sein, aber ich tanze nicht den ganzen Tag in Reizwäsche durch meine Wohnung. Ein Lustobjekt? Ich? Zum Piepen! Dass mir FHM den schmeichelhaften Titel Sexiest Woman of the Year verlieh, muss daran liegen, dass sie mich nie in meinem Normalzustand, nämlich in Jogginghosen auf der Couch, gesehen haben.
Da ich es nicht weiter wild fand, mich für Fotos auszuziehen, hatte ich zuweilen den Eindruck, sobald die Agentur jemanden für ein Nackt-Shooting brauchte, war der erste Gedanke: Rufen wir Eva an. Ich war ja schon bei einer meiner ersten Fotostrecken oben ohne. Damals sind wir aus München raus aufs Land gefahren und da saß ich dann, vor blauen Bergseen, ganz romantisch mit verschränkten Armen vor der Brust. Das waren lange Zeit meine Lieblingsfotos. Ich habe mir mit 16 keine Gedanken darüber gemacht, zu wildfremden Leuten ins Auto zu steigen, um irgendwo in der Pampa Fotos zu machen. Es wird von den Agenturen sicher darauf geachtet, mit wem die Mädchen arbeiten, aber ich hatte wohl doch eine Menge Glück, dass die Fotografen alle anständig waren und nicht mehr als ein schönes Foto von mir wollten.
Als Model gewöhnt man sich schnell daran, dass man immer ein Publikum hat, während man sich aus- und umzieht. Wenn mir beim Casting jemand sagte, zieh dir doch schnell das Kleid
über, war es mir zu umständlich, mich dafür irgendwo zu verstecken. Ich bin da wohl eher praktisch veranlagt. Eine Eigenschaft, die einem als Model zugutekommt, da man sich an den unmöglichsten Orten umziehen muss – auf Autorücksitzen, hinter einem Baum oder, wie neulich erst, im Treppenhaus des Berliner Doms. Und, bitte schön, ohne dabei die Fassung zu verlieren.
Bei den freizügigen Shootings läuft es dann nicht anders ab als bei einer Strecke für Blümchenkleider. Nur statt der Wangen werden dir eben die Pobacken abgepudert. Vor der Kamera nackt zu sein war für mich so natürlich, wie die Trends der Saison zu zeigen, die ich normalerweise auch nicht anziehen würde. Ob ich nun Kleider anhatte oder nicht, es waren Modegeschichten.
Ich bereue keine davon, aber wenn ich jetzt die Bilder sehe, denke ich im Nachhinein schon: Da hast du dich aber wieder schnell überzeugen lassen. So wie von Rankin, dem alten Haudegen. Er plante zusammen mit dem Fotografen David Bailey eine Ausstellung. Bailey hatte dafür Vaginas in Nahaufnahme fotografiert, unter anderem auch die seiner Frau, und Rankin lieferte das Pendant zu den Bailey-Bildern: Frauen aus der Perspektive, wenn sie auf einem Mann sitzen. Natürlich oben ohne. Man mag Rankin verzeihen, dass er dabei wohl nicht nur an die Kunst dachte. Die Agentur dachte – Überraschung! – an mich. Rankin erklärte mir, worum es ging, und ich war dabei. Er zeigte mir das Foto
Weitere Kostenlose Bücher