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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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übel. Ich dachte, er bringt mich zur U-Bahn, doch stattdessen bringt er mich zu einer Bank mit Blick auf den Fluss. Eine kalte windige Bank. Oje.
    Wir setzen uns und er macht wieder diesen Trick, dass er plötzlich unter mir ist und ich auf seinem Schoß sitze. Ich sehe hinauf zu seiner Oberlippe, hoffe das Beste, aber nein, es hat schon angefangen. Kleine Schweißtröpfchen bilden sich. Er hat die Augen halb geschlossen und greift an.
    Mein ganzer Körper schreit IGITT, IGITT, IGITT, aber es ist zu spät. Er hat das Mittagessen bezahlt.
    Das ganze Programm geht wieder los. Er hat Schweiß auf der Oberlippe. Er fummelt mit der Zunge rum. Ich halte die Zähne fest geschlossen. Er hat die Augen zu und sieht weggetreten aus. Ich wünschte, er wäre weggetreten. Und dann, endlich, ist es vorbei.
    Bin ich allergisch gegen das Küssen? Habe ich ein medizinisches Problem? Bin ich die Einzige, der es so geht?
    »Bis bald, Stiefel«, sagt er mit seinem selbstbewussten Lächeln.
    Dann muss er weg. Und ich sitze alleine auf der windigen Bank, mir ist schwindlig und ich frage mich, wo die U-Bahn ist.
    Ich bin mir sicher, dass es nicht so sein sollte.

Am Montag in der Schule vergessen Jenny und Edie glücklicherweise, mich nach meinem Date zu fragen. Unglücklicherweise, weil wir größere Sorgen haben.
    Sigrid Santorinis Westend-Debut.
    Hollywood-Schauspielerin landet in London.
    Neues Stück mit Starbesetzung.
    Wir sitzen in der Schulbücherei. Edie hat alle Zeitungen vor uns ausgebreitet. Ich habe Jenny im Arm und sie weint, so leise sie kann, damit es die Bibliothekarin nicht mitkriegt.
    »Darum ging es gestern in dem Notfalltreffen«, erklärt Jenny. »Sie wollten uns die ›tolle Neuigkeit‹ überbringen, bevor es in der Zeitung steht.«
    Sigrid hat »freundlicherweise zugestimmt« im letzten Moment einzuspringen und die Rolle der Schauspielerin zu übernehmen, die auf mysteriöse Weise aus Jennys Stück geflogen ist. Wir wissen, was »freundlicherweise zugestimmt« heißt. Kaum hatte Sigrid über Edie von Tochter ihres Vaters gehört, hat sie angefangen sich bei dem Regisseur einzuschleimen und sich eine der Hauptrollen unter den Nagel zu reißen. Um sich die Zeit zu vertreiben, nachdem ihr neuer Film abgesagt wurde.
    Auch die arme Edie ist verzweifelt, weil Sigrid die nötigen Informationen über das Stück von ihr hat, aber das war nicht Edies Schuld. Das muss selbst Jenny zugeben. Wenn sich jemand wie Sigrid erst mal was in den Kopf gesetzt hat, kannst du nichts tun, um sie aufzuhalten. Und du weißt nie, was sie als Nächstes vorhat.
    Mit dem Theater folgt sie einem Trend. Neuerdings sind Hollywoodstars nicht mehr zufrieden damit, Abermillionen von Dollars zu scheffeln und Abertausende von Kinoleinwänden zu bevölkern. Zwischendurch haben sie Lust, sich unter das »einfache Schauspielervolk« zu mischen und für eine winzige Gage vor einem kleinen Publikum live auf der Bühne zu stehen. Und zu den Lieblingsbühnen der Hollywoodstars gehören unsere Bühnen, die Londoner. Denn näher kann man den Bühnen, die Shakespeare bespielt hat, geografisch nicht kommen. Auch wenn ich den leisen Verdacht habe, dass Das Phantom der Oper gar nicht von Shakespeare ist.
    Manchmal nimmt Mum mich mit, wenn große Namen auftreten und wir noch Karten kriegen, und es ist wirklich faszinierend. Statt drei Meter hoch und in Technicolor sieht man sie plötzlich in Normalgröße, was erst mal merkwürdig ist, aber man gewöhnt sich daran.
    Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die so was gerne sehen. Meistens sind alle Vorstellungen ausverkauft. Was nun auch bei Tochter ihres Vaters der Fall sein wird. Das Boat House ist nicht mehr groß genug. Durch einen Hollywoodnamen auf der Besetzungsliste, und zwar den, der mit dem neuen Teenager-Sexgott liiert ist, ist es den Produzenten gelungen, das Stück in eins der großen Schauspielhäuser im Westend rüberzuhieven. Deswegen war von einem neuen Theater die Rede. Und alle sind begeistert.
    Jenny ist verzweifelt.
    »Es ist nicht mal ihretwegen« , murmelt sie. »Ich habe kaum Szenen mit ihr, und außerdem soll ich sie im Stück hassen, und das wird kein Problem. Es ist der ganze Presserummel. Schaut mal!«
    Wir schauen. In jeder Zeitung wird über das Stück berichtet. Selbst in der Financial Times , wo Edie die Neuigkeit heute Morgen entdeckt hat. Wir wissen, was Jenny denkt. Von jetzt an werden die Paparazzi draußen vor den Proberäumen lauern. Und wenn die Spielzeit anfängt, wird es noch

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