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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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zurückgezogen, wie es sich gehört) und alle meine Helden. Und Sigrid wird eine der hübschesten – und meistfotografierten – Gäste dort sein.
    Ausnahmsweise darf Krähe ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Hier gibt es kein »zu kompliziert« und kein »zu teuer«. Falls Krähe zwanzig Meter handgefärbte ultramarinblaue Seide will, um ein paar raffinierte Falten aufzuwerfen, dann bekommt sie sie. Falls sie Amethyste und Türkise für die glitzernde Korsage möchte, kein Problem. Und falls sie eine hoch spezialisierte französische Stickerin für die Details an der Taille braucht, wunderbar.
    Für Sigrids Kleid kann sie endlich ihre Pariser Ideen in die Tat umsetzen. Mit Andy Elats offiziellem Segen kommen Edelsteine drauf. Und Pailletten. Und Silberfäden. Die Stickerei wird so kompliziert, dass sie nur von einer einzigen Frau gemacht werden kann, die in der Nähe von Toulouse lebt und Techniken beherrscht, die seit dem sechzehnten Jahrhundert in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Herstellung des Kleids wird so viel kosten, dass ein ganzes Dorf in Uganda einen Monat lang davon leben könnte. Doch hoffentlich ist die Werbewirksamkeit ein Vermögen wert und Andy Elat wieder ein glücklicher Mann.
    Eine Art, mich von der Fashion Week abzulenken, ist in den Keller ins Atelier zu gehen und Krähe zu helfen. Wenn ich mich auf einen Hocker stelle und mir einen ausgestopften BH anziehe, habe ich in etwa Sigrids Größe und Figur, und Krähe kann mich als Modell benutzen, um sich den Entwurf besser vorstellen zu können.
    Wobei meine Ausführung weniger exotisch ist. Ich trage nur die Probeversion aus dünner cremefarbener Baumwolle, aus der später das Schnittmuster gemacht wird. Null Edelsteine. Nichts Stickerei. Ich sehe aus wie auf einer Toga-Party. Aber ich bekomme eine ungefähre Ahnung davon, wie es aussieht, wenn es fertig ist. Und es wird aussehen, als wäre Sigrid eine glitzernde Unterwassergöttin, die aus dem Meer emporgestiegen ist, wobei sich der Meerschaum an ihrem Körper in kostbare Juwelen verwandelt hat.
    Es wird fantastisch, und das Schwanenkleid, das Sigrid letztes Jahr anhatte, wird daneben aussehen wie eine Kindergartenschürze.
    Ich sehe mich gern als Krähes »Hausmannequin«. Normalerweise ist damit natürlich ein Modehaus gemeint, nicht das Haus, in dem man wohnt. Aber es klingt so romantisch. Ich tue so, als wären Hocker und ausgestopfter BH nicht nötig und Coco Chanel würde mir Sachen anpassen. Zumindest habe ich so getan, bis ich gehört habe, dass Coco Chanel an schlechten Tagen ziemlich fies sein konnte. Jetzt tun wir so, als wäre Krähe Christian Dior persönlich. Sie ist zwar nicht die beste Reinkarnation eines mittelalten Franzosen, aber wenn sie sagt: »Und jetzt, Mademoiselle, still’alten bitte für den Meistär«, muss ich so kichern, dass ich am Ende von Kopf bis Fuß mit Nadelstichen übersät bin.
    Nach der Anprobe überschlage ich im Kopf, was die Seide kostet, plus die Edelsteine, plus die Stickerin, plus Krähes eigene Arbeitszeit. Es kommt eine unglaublich hohe Summe zusammen. Überflüssig zu erwähnen, dass Sigrid keinen Pfennig dafür zahlt. Wir zahlen. Beziehungsweise Andy Elat. Sigrid leiht sich das Kleid, und wenn wir Glück haben, können wir es irgendwann an eine reiche Kundin weiterverkaufen. Eine SEHR reiche Kundin. Oder ein Museum.
    »Du machst dir keine Sorgen, oder?«, frage ich. »Wenn du mit so teuren Materialien arbeitest?«
    Krähe sieht mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt gefragt habe.
    »Was anderes würde nicht funktionieren«, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Was anderes als die teuerste Seide der Welt und ein Eimer voll Juwelen.
    »Und wenn du kleckerst?« Ich will ja nicht negativ sein, aber ich muss dauernd an meine Eisbärteddyjacke denken, die so gut wie ruiniert ist.
    Krähe sieht mich noch einmal an. »Ich kleckere nicht.«
    Das stimmt. In diesem Haus bin ich diejenige, die kleckert.
    »Dann ist es wahrscheinlich besser, wenn ich nicht so oft vorbeikomme, solange du an dem richtigen Kleid arbeitest«, sage ich und erwarte, dass sie lacht und sagt, ich soll nicht albern sein.
    Was sie nicht tut.

Bald tauchen Fotos von Jenny in zwei Zeitschriften auf, wie sie auf dem Weg zur Probe einen Smoothie schlürft, mit gemeinen Kommentaren über ihre Jeans, ihr ungewaschenes Haar und ihren Parka.
    »Was ist aus der Glamour-Mieze vom letzten Jahr

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