Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Ladentheke gingen. Wir reden auch über die Zeitschriften, in denen Krähes Partykleider an Schauspielerinnen und It-Girls zu sehen waren, und darüber, dass bei ein paar Boutiquen Interesse besteht, Krähes Haute Couture zu vertreiben.
Mum hat Recht. Amanda flirtet mit uns, auf ihre eigene, merkwürdige Art. Aber warum?
Mit freundlicher Miene fragt Amanda, wie sich die Entwürfe für die neue Miss-Teen-Kollektion entwickeln. Krähe holt ihre Skizzenbücher hervor und wir sehen sie durch. Sie hat noch nicht viel geändert. Jedes Teil ist ein Feuerwerk aus Stoffen, Farben und Pariser Besätzen und sieht genauso kompliziert aus wie zuvor.
Vielleicht hat sie mit der Edelstein-Kollektion einfach nur Glück gehabt – vielleicht war es Zufall, dass sie so gut in ein Modekaufhaus gepasst hat. Vielleicht ist »kommerziell« einfach nicht Krähes Ding, und sie sollte bei ihren Partykleidern für Partymädchen bleiben, die genug Taschengeld für die schwindelerregenden Preise haben. Und vielleicht sollte ich ihr dabei helfen.
Ich habe Krähe gefragt, ob sie sich vorstellen könnte ihre Linie zu ändern, um sich auf die Bedingungen von Miss Teen einzulassen, und ihr Schulterzucken sah fast schmerzhaft aus.
»So sehen sie bei mir im Kopf aus«, hat sie schließlich gesagt. »Ich kann sie nicht ändern. Ich würde Yvette um Rat fragen, aber …«
Yvette ruht in Frieden auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise und sie fehlt uns so. Wir bekamen beide einen Kloß im Hals und haben das Thema gewechselt.
»Wann müssen die Entwürfe fertig sein?«, frage ich Amanda.
»Ich fürchte, wir sind schon zu spät dran. Für die Wintersaison. Möglich wäre, nächstes Jahr eine Sommerkollektion zu machen. Aber das hieße vollkommen neue Entwürfe. Und wir können auch keine Versprechungen machen, bis wir die Sache mit Edie geklärt haben. Seit sie den Ethik-Preis bekommen hat, waren einige Kundinnen da und haben die Teile, die sie im Dezember gekauft haben, zurückgebracht mit dem Argument, sie könnten sie nicht tragen, weil sie ihnen nicht ›ethisch‹ genug sind. So was können wir einfach nicht mehr riskieren.«
Gut!, denke ich, auch wenn es nicht gut für mich ist. Geschieht ihnen recht.
»Oje«, sage ich laut. »Was wollt ihr jetzt machen?«
Amanda grinst. »Nichts! Die Frage ist, was ihr macht.«
Sie lehnt sich zurück und wartet, dass wir fragen, was sie damit meint. Das tun wir auch.
»Ihr sollt die Wahrheit rausfinden. Du hast es selbst gesagt, Nonie. Edie glaubt nur, was sie mit eigenen Augen sieht. Wir schicken euch nach Indien.«
WAS?
Gibt es einen Laden auf der Oxford Street, der Indien heißt? Oder meint sie wirklich das Land?
Krähe und ich sehen ziemlich verblüfft aus der Wäsche.
»Mumbai!«, sagt Amanda. »Dad bereitet alles vor. Ihr könnt ein paar Tage dort bleiben, euch in der Fabrik umsehen, euch eure eigene Meinung bilden und auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen. Krähes erste Kollektion war schließlich von den Farben Indiens inspiriert, oder nicht? Es wird ihr guttun, alles mal aus der Nähe zu sehen.«
»Was ist mit der Schule?«, frage ich. Ich hasse das. Es ist widerlich, Leute daran erinnern zu müssen, dass du ein Teenager bist. Aber noch schlimmer wäre, wenn wir absagen müssten, weil wir die Erlaubnis nicht bekommen. Und dann wird mir das ganze Ausmaß klar. Ich kriege eine Gänsehaut und mein Magen zieht sich zusammen. »Wir haben im Sommer Abschlussprüfungen.«
»Daran haben wir gedacht. Ihr fahrt in den Osterferien«, erklärt sie. »Über die Prüfungen reden wir mit euren Eltern. Vielleicht können wir euch Nachhilfelehrer organisieren. Und in der Zwischenzeit gibt es noch eine tolle Nachricht! Wir haben eine ganz besondere Kundin, die ein Kleid möchte. Ein besonderes Kleid für einen besonderen Anlass, und sie will, dass Krähe es macht. Papa ist begeistert. Das Mädchen ist reine Publicity. Gute Publicity.«
AHA! Das ist der wahre Grund, warum sie sich bei uns einschleimt. Ich wusste doch, dass da noch was ist. Und dann macht es klick und alles passt zusammen. Ich muss nicht mal fragen, wer die ganz besondere Kundin ist. Ich weiß es bereits, bevor sie es sagt.
»Es ist wieder Sigrid Santorini. Sie ist ein echter Star. Habt ihr ein Glück!«
Es ist Februar. Letztes Jahr um die gleiche Zeit war ich dabei, Krähes Fashion-Week-Modenschau vorzubereiten. Ich war umzingelt von Zetteln zu Models, Frisuren, Make-up, Musik und Bitten um Platzreservierungen in der ersten
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