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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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den ganzen Tag Wellness gemacht und sich mit Blattgold überziehen lassen, was ich ihr sogar zutraue. Doch ihr Kleid ist nicht blau, es ist rosa. Rosa Satin von Dolce & Gabbana mit einem schwarzen Kummerbund, der so breit ist wie mein Erdkundeheft, und eine einzelne schwarze Manschette als Schmuck. Ich würde gern behaupten, sie sieht aus wie Lakritzkonfekt, aber das tut sie nicht. Sie sieht unglaublich aus. Möglicherweise, weil ich immer noch nicht glauben kann, was ich sehe.
    Von dem Meeresgöttinnenkleid fehlt jede Spur. Wahrscheinlich steckt es noch in seinem Kleidersack in irgendeinem schicken Hotel wie Aschenputtel, das nicht zum Ball darf.
    Wir hätten es ahnen müssen. Natürlich hätten wir es ahnen müssen. Aber weil sie das Kleid AUSDRÜCKLICH EXTRA FÜR DIESE VERANSTALTUNG BESTELLT HATTE und so weiter, haben wir es dummerweise nicht geahnt. Obwohl es Sigrid ist. Wir scheinen nichts dazuzulernen.
    Harry schnaubt und schaltet angewidert den Fernseher aus. Krähe sieht aus wie vom Blitz getroffen und ihre Finger zittern. In meinen Ohren klingelt es plötzlich wieder. Harry geht direkt in sein Zimmer und legt mit voller Lautstärke russische Volksmusik auf. Mum bringt Krähe und mich in die Küche, um uns mit Smoothies und Popcorn zu trösten und fest zu drücken.
    Das Telefon klingelt. Mum reicht es mir. Es ist Andy Elat.
    »Was ist passiert?«
    »Sie hatte eine Stylistin«, sage ich. »Ich schätze, die Stylistin ist mit Dolce & Gabbana befreundet.«
    » Stylistin? Das hättest du mir sagen müssen!«
    Eine Pause entsteht, während Andy überlegt, ob er mich noch weiter anschreien soll, doch offensichtlich entscheidet er sich dagegen.
    »Na ja, dann viel Spaß in Indien«, murmelt er und das Gespräch ist beendet. Ich würde nicht sagen, dass er besonders fröhlich klingt. Fast habe ich den Eindruck, es würde ihn nicht allzu sehr betrüben, wenn wir uns wirklich ein paar Krankheiten einfangen.
    Warum bin ich in die Modebranche eingestiegen? Warum bloß ? Ich weiß, es gab Zeiten, als mir alles irgendwie ganz nett vorkam, aber da muss ich vollkommen irre gewesen sein.
    Am nächsten Morgen soll ich für die Reise packen, doch ich bin zu deprimiert. Mum schlägt vor, dass ich stattdessen für die Prüfungen lerne, aber das ist reiner Sadismus. Und Harry hört immer noch russische Volksmusik, was alles noch schlimmer macht.
    Mir wird klar, dass es nur zwei Orte gibt, die mich einigermaßen froh machen. Der eine ist das Victoria-&-Albert-Museum, aber dort würde ich nur auf das andere Kleid stoßen, mit dem Sigrid mein Leben zur Hölle gemacht hat. Der zweite Ort ist die Oxford Street. Man kann schließlich keinen Koffer packen, bevor man ein paar Sachen gekauft hat, die hineinmüssen. Das rede ich mir jedenfalls ein. Vielleicht ist es ein bisschen verrückt, Klamotten für eine Indienreise zu kaufen, wo Indien VOLL VON WUNDERSCHÖNEN BILLIGEN SACHEN ist, aber man weiß nie. Ich gehe lieber auf Nummer sicher.
    Edie wäre entsetzt von mir. Und sie hat Recht, ich sollte wirklich lieber bei Oxfam, Secondhand und meiner Nähmaschine bleiben. Aber heute geht es einfach nicht anders. Ich brauche was Unbeschwertes. Etwas, das Spaß macht. Ich brauche Mode.
    Ich nehme den Bus zur Oxford Street und mein erster Halt ist Miss Teen. Die neuesten Styles sind ganz nett, aber ich merke, dass ich mich nicht konzentrieren kann, weil ich dauernd an den Ansturm auf Krähes erste Kollektion hier denken muss und wie gruselig es war, oder an den holzigen Konferenzsaal oben und wie gruselig das war, und irgendwie komme ich nicht in die richtige Stimmung, die man braucht, um T-Shirts auszusuchen.
    Nach Miss Teen reiht sich ein Laden an den andern, bis runter zum Oxford Circus. Automatisch sehe ich mir die Designer-Kollektionen an und überschlage im Kopf, wie superschwierig sie zu machen sind. Ehrlich gesagt, je länger ich hinsehe, desto mehr vergeht mir die Lust, etwas zu kaufen. Mode ist ein schreckliches Geschäft. Am Ende habe ich echte Zweifel, ob ich dafür gemacht bin.
    Zu guter Letzt lande ich bei Topshop. Ein Oxford-Street-Bummel ohne Topshop gilt einfach nicht, also nehme ich die Rolltreppe nach unten und hoffe, die schieren Mengen an tollen Klamotten hier heitern mich auf.
    Tun sie nicht. Sie beweisen nur, dass es da draußen Hunderte von Designern gibt, die Kaufhauskollektionen machen – wirklich gute –, und wir nicht. Mit der ersten hatten wir einfach nur Glück. Aus reiner Gewohnheit lade ich mir einen Haufen

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