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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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»Ich glaube, ganz gut. So weit zumindest.«
    Wir gehen zusammen runter, um es anzusehen. Es hängt halb fertig an der Schneiderpuppe, die Sigrids Proportionen angepasst wurde, falls ich mal nicht da bin, um Hausmannequin zu spielen. Selbst in diesem Zustand sieht man sofort, dass es umwerfend wird. Es ist die unglaublichste, raffinierteste, exquisiteste, zauberhafteste Kreation, die Krähe bis jetzt entworfen hat.
    Das Oberteil mit eingenähtem Korsett, das einen Panzer aufhalten könnte, ist schon fertig. Jetzt ist Krähe dabei, für den Rock mehrere Meter ultramarinblauer Seide in feine Falten zu legen, so dass er aussieht, als würde er mit einem Windhauch davonschweben. Das Ergebnis wird von der Frau aus der Nähe von Toulouse bestickt und am Ende näht Krähe von Hand Stück für Stück die bereitliegenden Edelsteine auf.
    Ich weiß vorher schon, dass es ein Fehler ist, aber ich frage Edie, wie sie es findet. Edie mustert das Oberteil und die angesteckten Steine und die vielen Meter Seide. »Es sieht sehr schwer aus«, sagt sie skeptisch nach einer längeren Bedenkpause.
    Schwer? SCHWER?
    Bin ich froh, dass sie nicht für die Vogue schreibt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

Jenny hat Glück, dass sie von den bevorstehenden Prüfungen abgelenkt wird, weil wir im Laufschritt auf das Ende des Halbjahrs zurasen. Seit vier Wochen geht sie direkt nach der Schule zum Theater, mit dem Rucksack über der Schulter, stöhnt sie über den Stoff und wirkt dabei so mopsfidel und fröhlich wie Shirley Temple als Teenager.
    Edie konzentriert sich auf ihre »Billigkleider kosten Menschenleben«-Kampagne und die Recherchen zu unserer Reise, als wäre Mumbai ein weiteres Prüfungsfach. Ich habe zwar mein Modeprojekt für Textiles Gestalten, aber auch wenn es Spaß macht, ist es nicht dasselbe wie das Organisieren einer richtigen Kollektion. Außerdem versuche ich nicht an Mumbai zu denken, denn falls sich die Dinge dort nicht aufklären, habe ich wahrscheinlich keinen Job mehr. Weswegen ich viel zu viel Zeit mit Krähe im Atelier verbringe, dabei zusehe, wie das Meeresgöttinnenkleid fertig wird, und höllisch aufpasse nicht zu kleckern.
    Sigrid erscheint zu weiteren Anproben und telefoniert dabei meistens – sie beschwert sich über das Londoner Wetter und erzählt von der unglaublichen Party gestern Abend vor der anderen unglaublichen Party, und wie schwer es ist, in dieser Stadt als Schauspielerin zu arbeiten.
    Das Kleid wird nach Toulouse geschickt, und als es zurückkommt, sieht es noch sagenhafter aus. Und Krähe arbeitet einfach schweigend weiter, passt an, steckt fest, näht um, bis die Passform so perfekt ist, dass man sich Sigrid überhaupt nicht mehr in irgendwas anderem vorstellen kann.
    Eines Nachmittags ruft eine Redakteurin von der Elle an und sagt, sie hätte Gerüchte gehört, Krähe würde etwas wirklich Einzigartiges für Sigrids Auftritt im Elysée-Palast entwerfen, und sie würden wahnsinnig gern eine Fotostrecke davon bringen, und ob ich ihnen noch andere von Krähes Entwürfen empfehlen möchte, die sie zeigen könnten.
    Am Abend liege ich im Bett und stelle mir Doppelseite über Doppelseite in der Elle mit Krähes Kleidern an einem wunderschönen Model vor und weiß, warum ich so gerne in der Modebranche arbeite, auch wenn es ab und an stressige Phasen gibt. Es fällt mir immer noch schwer, der Königin des Bösen für irgendetwas dankbar zu sein, aber ich schätze, ich muss es versuchen.
    Die Sache im Elysée-Palast findet Ende des Halbjahrs statt, kurz nachdem das Stück im Boat House endet und bevor wir nach Indien fahren. Krähe und ich haben verabredet, dass ich mit Sigrid nach Paris fahre und ihr beim Anziehen helfe. Das ist fast so gut wie Kleider für eine Fotostrecke in der Elle auszusuchen. Ich verpasse nur einen Nachmittag in der Schule und darf bei Papa übernachten. Und ich reise mit einem Haute-Couture-Kleid im Gepäck im Eurostar, was WAHNSINNIG ROMANTISCH ist.
    Leider ist Edie nicht neidisch, weil sie Mode einfach nicht interessiert, und Jenny auch nicht, weil es nichts mit Theater zu tun hat, und Krähe auch nicht, weil sie es eben nicht ist.
    Also freue ich mich riesig, dass Granny für einen Einkaufsbummel nach London kommt, denn sie ist tierisch neidisch.
    »Das ist ja wie in Funny Face «, sagt sie. Ich sehe sie verständnislos an. »Das war ein Film mit Audrey Hepburn, Darling. Ein Klassiker. Mein Gott, bist du jung. Egal, il sera ravissante .«
    Was sich nicht nur grauenhaft

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