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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Kleid laut. Phil hat Recht. Wenn da etwas im Gange ist, könnte es gut sein, dass auch der Ladenbesitzer mit drinsteckt. Es ist, als würde ich Modeschmuck in einer Drogenhöhle kaufen. Ich bin verrückt. Aber die Armreifen sind wirklich süß.
    Irgendwann fängt es an, komisch zu wirken, dass wir so lange herumtrödeln. Wir haben nichts gesehen und meine Arme klimpern schon wie Tempelglocken. Es ist Zeit, zu zahlen und zu verschwinden, und wir machen uns auf den Weg. Nur dass Harry diesmal nicht aufpasst. Wir nehmen eine falsche Abzweigung und statt auf dem Rückweg zum Hotel landen wir ständig in neuen Gassen, die wir noch nie gesehen haben. Wahllos biegen wir ab und drehen uns im Kreis und hoffen dabei, dass wir uns nicht endgültig verirren und nie wieder den Weg hinausfinden. Vielleicht hätte ich eine Spur aus Perlen und Armreifen legen sollen. Aber jetzt ist es zu spät.
    Dann hören die Läden und Stände ganz plötzlich auf und wir stehen auf einem kahlen Stück Land bei den Bahngleisen in der Nähe von ein paar baufälligen Wohnblocks, die von kleinen Hütten umringt sind. Ausnahmsweise ist der Blick zum Himmel nicht von Häusern und Satellitenschüsseln versperrt. Ein paar Kühe und Ziegen schnüffeln auf der Suche nach etwas Essbarem im Gestrüpp und in den vollgemüllten Gullys. Am anderen Ende spielen ein paar Straßenkinder in der feuchten Hitze Kricket. Der Boden ist mit Tierhaufen übersät. Doch wir müssen uns dringend einen Moment setzen und Harry findet eine Stelle, wo weniger Haufen liegen. Wir trinken einen Schluck Wasser und verschnaufen.
    Krähe sagt: »Seht mal!«, und zeigt auf das Kricketspiel. Die Kinder benutzen eine Latte als Schläger und einen Ball aus zusammengerolltem Paketband. Doch sie können kräftig zuschlagen.
    Vor ein paar Jahren musste Harry mal einen Tag lang auf mich aufpassen und hat mich mit ins Lord’s-Cricket-Stadion genommen. Die meiste Zeit war es oberlangweilig, aber ab und zu hat der Bowler einen coolen Anlauf gemacht oder der Batsman hat unglaublich gut getroffen oder der Wicket-Keeper hat besonders elegant den Ball gefangen, und genauso spielen diese Kinder. Sie sind vollkommen auf das Spiel konzentriert und es macht richtig Spaß, ihnen zuzusehen. Wir könnten glatt vergessen, wo wir sind, bis einer von ihnen in einem Kuhfladen ausrutscht und der Rest sich vor Lachen am Boden kugelt.
    Dabei bemerken sie uns schließlich und ein paar von ihnen kommen rüber, strecken die Hände aus und wollen unsere Kleider befühlen. Ein paar betteln um Rupien. Andere sagen »Schulstift, Schulstift«, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie viel Zeit in der Schule verbringen. Krähe lässt sie wieder ihr Haar anfassen. Langsam gewöhnt sie sich daran. Sie hat noch ein paar Rupien und gibt sie her. Harry verschenkt sogar ein Taschenbuch, das er dabeihat.
    Einer der Jungs sieht Harry an und ruft: »Freddie Flintoff!«
    Harry lacht und sagt: »Sachin Tendulkar!«
    Der Junge grinst zurück.
    »Was bedeutet das?«, fragt Edie.
    »Das ist internationale Kricketsprache«, erklärt Harry. Dann leiert er eine Liste von Kricketspielern herunter – indische und englische – und hält die Finger hoch. »Ich vergleiche die Runs. Zurzeit sind deren Jungs besser als unsere.«
    Deswegen grinst der Junge so viel. Er will, dass Harry aufsteht, und zeigt in die Richtung, wo sie spielen. Im nächsten Moment hat Harry den Schläger in der Hand und vor ihm steht ein Hitzkopf mit dem Paketbandball und nimmt Anlauf. Nichts, was Harry nicht hinkriegen würde. Die Kinder jubeln, als der Ball über die Köpfe der Feldspieler hinwegsegelt und im Gully landet.
    In der Zwischenzeit scharen sich die Mädchen um mich und Krähe. Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns Straßenkinder hinterherlaufen, aber jetzt sind wir zum ersten Mal in ihrer Welt. Wir fühlen uns wie Gäste und sind froh, dass unsere Anwesenheit sie nicht stört. Wir lassen sie gern unsere Taschen bewundern und über unsere Kleider lachen. Es ist immer noch heiß und staubig und dreckig, aber es fühlt sich längst nicht mehr so gefährlich an wie vor fünf Minuten. Im Gegenteil, ich merke, dass es mir Spaß macht.
    Das Spiel geht weiter. Harry wird als Bowler ins Feld gestellt. Es wird heißer. Wir teilen unser Wasser mit ein paar der Mädchen. Ein älterer Junge schlendert herüber und ich spüre ein Kribbeln von Nervosität. Auch wenn er wie alle anderen klein und dünn ist, wirkt er stark und sportlich und irgendwie, als

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