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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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wäre er der Boss hier. Wenn ihm unsere Nasen nicht gefallen, haben wir ein Problem.
    Stattdessen sagt er: »Los Angeles ist eine sehr herrliche Stadt.«
    Wir sehen einander an. Was sollen wir darauf antworten?
    »Eigentlich sind wir aus London«, erklärt Edie. »Du sprichst übrigens sehr gut Englisch.«
    »O ja, nicht wahr?«, antwortet der Junge stolz. »Ich bin Sanjay. Ich arbeite beim Film. Bollywood. Leute kommen aus Los Angeles. Sehr herrliche Stadt. Kennt ihr Walt Disney?«
    »Nicht persönlich«, gibt Edie zu. »Aber ich habe von ihm gehört.«
    »Sehr berühmter Mann«, sagt der Junge und plustert sich auf. »Er ist guter Freund. Sehr guter Freund von mir. Ich helfe ihm. Ich helfe allen. Egal was ihr braucht, ich kann es besorgen. Alles. Ich kenne jeden.«
    »Kennst du einen Jungen, der so aussieht?«, fragt Krähe plötzlich. Sie kramt einen neuen Zeichenblock aus dem Rucksack und zeichnet schnell ein Bild von dem Jungen mit dem Kleid. Sie wäre nicht nur eine hervorragende Zeugin bei einem Verbrechen, stelle ich fest, sondern auch eine hervorragende Phantombildzeichnerin. Sie braucht ungefähr zehn Sekunden für die Skizze. Dann reicht sie das Bild Sanjay und sieht ihn flehentlich an.
    Sanjay betrachtet es eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dann ruft er ein paar Kinder, die sofort das provisorische Kricketfeld verlassen und herüberkommen. Anscheinend ist Sanjay jemand, zu dem man hier lieber nicht Nein sagt. Nach einer kurzen Unterhaltung rennen die Kinder davon. Bevor wir fragen können, was los ist, sagt Sanjay: »Ich bin erstklassiger Schlagmann. Schauen, bitte.«
    Er geht auf das Feld und verlangt den Schläger von dem kleinen Jungen, der ihn gerade hat. Nach einer kurzen Auseinandersetzung rückt der Junge ihn raus und Sanjay verfehlt die nächsten sechs Bälle mit großem Schwung, wobei er uns jedes Mal breit anlächelt.
    Inzwischen habe ich ganz schön Hunger und wünschte, ich hätte einen Sonnenhut aufgesetzt. Ein Imbiss und ein schönes kühles Eis wären jetzt genau das Richtige. Edies Nasenrücken ist gefährlich pink. Krähe hat ihre Kindheit unter der afrikanischen Sonne verbracht und ist es gewohnt, aber ich fange an die schattigen Stellen in Kensington zu vermissen. Wir sollten zurückgehen, aber wir warten auf irgendwas, auch wenn wir nicht wissen, worauf.
    Dann kommen Sanjays Boten zurückgerannt. Sie haben ein kleines Mädchen dabei. Sie sieht aus wie fünf oder sechs, nur ihre Haltung lässt sie älter wirken. Ich erinnere mich, wie Mrs Patil gesagt hat, dass Straßenkinder gewöhnlich viel jünger aussehen, als sie sind. Das Mädchen ist dünn und barfuß wie die anderen und trägt etwas, das mal ein Kleid war, von dem jedoch nur noch ein Hauch übrig ist – ein paar Fasern himbeerroter Stoff und ein paar Säume. Irgendetwas Schreckliches ist mit ihrem Haar und ihrem Gesicht passiert. Edie packt meine Hand und drückt sie entsetzt, doch Sanjay bringt sie gerade herüber, also lassen wir uns wieder los und lächeln höflich.
    »Das ist Lakshmi«, sagt Sanjay zu Edie, als würde das alles erklären. Dann bemerkt er unsere Verwirrung. »Die Schwester«, erklärt er. »Von Ganesh.« Er zeigt auf Krähes Zeichenblock, der aufgeschlagen auf ihrem Rucksack liegt. Krähe hält das Bild von dem Jungen mit dem Kleid hoch.
    »Ganesh?«, fragt sie.
    Alle nicken. Und es scheint, als wäre es keine Angeberei gewesen, als Sanjay sagte, dass er jeden kennt. In einer Stadt mit zwanzig Millionen Einwohnern kennt er den Jungen, den wir suchen. Er fragt Lakshmi, wo Ganesh sein könnte. Sie antwortet hastig auf Hindi und ihr Gesicht leuchtet vor Aufregung. Dann schickt Sanjay wieder seine Boten los und bedeutet Lakshmi sich zu uns zu setzen. Sie kommt ganz langsam näher, wie ein kleiner Vogel, der nach und nach Vertrauen fasst, dann setzt sie sich etwa einen Meter entfernt von mir.
    Edie sieht Lakshmis Hand, die entstellt ist, genau wie ihr Gesicht.
    »Was ist passiert?«, fragt sie Sanjay leise und zeigt auf das Mädchen.
    Er lächelt, nickt halb und schüttelt halb den Kopf. Er will es uns nicht erzählen.
    Edie lächelt zurück. »Ich verstehe. Wir sind Fremde. Schon gut.«
    Sie wendet sich wieder dem Kricketspiel zu und merkwürdigerweise schafft sie es damit, Sanjay umzustimmen. Anscheinend ist es ihm lieber, wenn sie an jedem seiner Worte hängt. Er sieht sich um und redet hastig mit ein paar der anderen Jungs. Sie scharen sich enger um uns. Einer fängt an zu rufen und die anderen stimmen

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