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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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ihm aufzuziehen. Ich verspreche es ihr.
    Aber es ist geschwindelt.

Wir stehen auf der King’s Road und starren eine blaue Haustür an. An der Tür ist nichts Besonderes – sie sieht aus wie jede andere alte Haustür von jedem anderen alten Haus in London –, aber mir kommt sie vor wie die Kulisse eines Horrorfilms. Denn was sich dahinter verbirgt, ist WIRKLICH GRUSELIG.
    Was sich dahinter verbirgt, ist Andy Elat. Na ja, eigentlich verbirgt er sich im Moment nicht dahinter, denn er hat eben eine Nachricht geschickt, dass er sich verspätet, aber irgendwo hinter der Tür ist seine Wohnung. Oder besser, die Höhle des Löwen. Wenn ich daran denke, was wir ihm mitteilen wollen, bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn. Was mich an etwas erinnert. Ich betaste meine Oberlippe. Glücklicherweise schweißfrei. Ich fände es wirklich schlimm, wenn ich meinem Ex-Nicht-Freund alles nachmachen würde.
    Ich sehe Krähe an. Sie sieht müde und schlecht gelaunt aus, was, wie ich zufälligerweise weiß, bedeutet, dass sie heimlich ebenfalls meganervös ist. Krähe sieht Edie an, die ihre Schultern durchstreckt und auf die Klingel drückt. Edie ist Vertrauensschülerin. Edie leitet den Debattierklub. Sie isst gruselige Dinge zum Frühstück. Nicht buchstäblich – sie isst lieber Weetabix –, aber ihr wisst schon, was ich meine. Edie ist genau die Art von Freundin, die man in so einer Situation dabeihaben will. Krähe und ich verstecken uns hinter ihr und wünschten, wir wären unsichtbar. Was einfacher wäre, wenn ich für den Anlass nicht meine neonpinken Stulpen und die mit Kronkorken beklebten Converse ausgewählt hätte.
    Die Tür geht auf. Vor uns steht ein Mann, den ich noch nie gesehen habe. Er stellt sich als »Mr Godbold« vor und sieht in seinem tadellosen maßgeschneiderten Anzug wie der Direktor einer Privatschule aus. Wie sich rausstellt, ist er Andys Butler. Cool! Auch wenn es zu dem Horrorfilmszenario beiträgt. Mr Godbold führt uns durch einen kleinen Vorraum zu einem Fahrstuhl und drückt den Knopf für den dritten Stock. Oben angekommen landen wir in einem weiteren kleinen Vorraum und Mr Godbold öffnet eine schwere Wohnungstür, diesmal aus gemasertem Holz, hinter der ein breiter Flur in ein riesiges Zimmer mit Blick über die Dächer führt. Plötzlich sind wir da, in Andy Elats Privatgemächern.
    So oft habe ich versucht mir vorzustellen, wie es hier aussieht. Andy Elat lebt, wie jeder in der Branche weiß, seit vierzig Jahren über der King’s Road. Er zog her, als die Fotos von Twiggy hier auf der Straße den Minirock berühmt machten. Er war hier, als Vivienne Westwood und Malcolm McLaren anfingen ihre Punk-T-Shirts und Hosen zu verkaufen, die nur von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurden. Und er blieb, als immer mehr schicke Boutiquen hierherkamen und die King’s Road sich von einer kleinen, unabhängigen, flippigen Straße in eine der wichtigsten Modemeilen Londons verwandelte.
    In welchem Stil hat er seine Wohnung eingerichtet? Gibt es Wasserfälle, die vom Dach sprudeln? Ist alles aus Granit? Sind die Decken mit Blattgold überzogen? Gibt es Plasmabildschirme auf jeder erdenklichen Oberfläche?
    Ich bin auf alles vorbereitet, nur auf eins nicht, und das ist ein Wohnzimmer, das aussieht wie ein altmodischer Trödelladen, in dem ein paar Sofas herumstehen. Verblüfft sehe ich mich um. Krähe und Edie geht es ähnlich. Ich glaube nicht, dass hier viel umgeräumt wurde seit der Zeit, als Twiggy mit dem Modeln anfing. Keine Plasmabildschirme. Kein Blattgold. Nur eine Menge Bilder von Fischerbooten und eine Sammlung von bunten Glasaschenbechern, die alles andere als modern sind.
    Amanda kommt herein und sie sieht müder aus, als ich sie je gesehen habe. Es gibt Gerüchte, dass Miss Teen in letzter Zeit nicht so gut läuft. Und die ganze Presse zu Edies Website ist auch nicht hilfreich. Trotzdem lächelt sie matt, als sie uns sieht.
    »Ich weiß. Komisch, oder? Seit Mum gestorben ist, bringt er es nicht übers Herz zu renovieren.«
    »Oh«, sagen wir.
    Ich wusste zwar, dass Andy Elat Single ist, aber ich dachte, er wäre geschieden und führt ein ausgelassenes, millionenschweres Junggesellenleben. Ich wusste nicht, dass er Witwer ist und trauernd in einer altmodischen Wohnung lebt. Je mehr ich über ihn weiß, desto weniger scheine ich ihn zu kennen.
    »Ihr habt Glück«, fährt sie fort. »Normalerweise lässt er keine Fremden hier herein. Aber er dachte, am Abend ist der Konferenzsaal

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