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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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schlägt Falten wie Grannys Issey-Miyake-Blazer. Sie nickt. Ich sehe ihr an, dass sie schwindelt, und sie hat es mir auch angesehen.
    »Es ist wie in Krieg der Sterne «, gebe ich zu. »Ich habe noch nie so einen großen Saal gesehen.«
    »Oh, Nonie!« Sie sinkt in den nächsten Sitz und ich nehme sie eine Weile in den Arm.
    »Es ist nicht Sigrid. Ehrlich gesagt glaube ich, sie hat genau solche Angst wie ich. Aber seit wir hier proben, geht irgendwas schief. Und gestern Abend waren wir schrecklich. Niemand spricht darüber, aber man sieht, wie sie heimlich miteinander reden. Die meiste Zeit ist Anthony richtig grün im Gesicht.«
    Wie aufs Stichwort taucht Anthony, der Regisseur, neben der Bühne auf und brüllt einen der Techniker an, der sich noch mehr Notizen macht. Er ist wirklich grün im Gesicht. Mit Augenringen und Bartstoppeln. Jedenfalls nicht der Gleiche, der Sigrid in DOLCE & GABBANA in den Elysée-Palast begleitet hat. Eine gealterte, ausgemergelte Version von ihm.
    »Warum?«, frage ich.
    Jennys Stimme verschwindet fast. »Meinetwegen.«
    »Deinetwegen?«
    Sie nickt. Lautlos rinnen Tränen über ihr Gesicht. Jenny sollte unbedingt mal eine Rolle spielen, bei der sie die ganze Zeit heulen muss.
    »Was hast du getan?«
    »Es geht darum, was ich nicht tue. Ich habe die Gerüchte gehört. Sie versuchen es mir nicht zu sagen, aber am Ende bekommt man es doch immer mit. Ich schaffe es einfach nicht, den Raum zu füllen. Mit meiner Stimme, meine ich. Ich gebe mein Bestes, aber ich bin erst sechzehn. Mir fehlt die Stimmkraft. Das machen sie gerade hier: Sie versuchen verzweifelt die Akustik zu reparieren, damit es sich nicht ganz so schlimm anhört. Sie haben es schon mit Mikros probiert, aber das hat nicht geklappt. Sie sind wirklich lieb, aber es ist so demütigend.«
    Ich versuche sie zu trösten, indem ich ihr versichere, dass es bestimmt niemandem auffällt und sich niemand darüber beschweren wird. Aber wir wissen beide, dass bei der Premiere in ein paar Tagen Theaterkritiker aus England und Amerika in den ersten Reihen sitzen, und ihnen wird es auffallen und sie werden sich beschweren. Und sie werden allen davon erzählen.
    Am Ende seufzt Jenny.
    »Ist ja nicht so, als wäre mir so was noch nie passiert.«
    Sie presst ein Lachen hervor. Falls die Beschreibung »hölzern« in einem riesigen Kinofilm sie auf irgendwas vorbereitet hat, dann auf das hier. Das Einzige, was ich tun kann, ist sie an Plan Jenny zu erinnern. Wenigstens die Premierenparty wird kein vollkommener Reinfall.
    Auf dem Weg nach draußen sehen wir zwei massige Männer beim Bühneneingang, den Arm voll mit Orchideen-Vasen.
    »Die sind sicher für die Garderobe unseres Stars«, sagt Jenny. Sie seufzt. »Mir haben sie einen hübschen Kaktus hingestellt. Er ist echt niedlich. Ich habe ihm ein Gesicht aufgemalt.«
    Als ich nach Hause komme, ist ein Paket angekommen. Krähe zeigt es mir. Es enthält die untere Hälfte des Meeresgöttinnenkleids, die Sigrid nicht mehr braucht, weil sie sie hat ABSCHNEIDEN LASSEN.
    Krähe und ich sehen einander an. Gott, wir hassen dieses Mädchen.

Krähe arbeitet wie eine Wahnsinnige. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch schläft. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ich sie sehe, sieht sie hungrig aus und schlingt hastig ein Sandwich herunter, bevor sie in ihr Atelier zurückgeht, um weiterzuarbeiten. Sie hat mir endlich gezeigt, was sie macht, und ich persönlich finde es genial, aber auch ÜBERAUS RISKANT. Auf jeden Fall ist es anders als die komplizierten Entwürfe, an denen sie vor Indien gearbeitet hat.
    Werden die Leute von Miss Teen begeistert sein oder denken, Krähe will sich über sie lustig machen? Und noch wichtiger, was wird Andy Elat von den anderen Ideen halten, mit denen wir aus Mumbai zurückgekehrt sind?
    Während Krähe fleißig bei der Arbeit ist, machen Edie, Harry und ich uns fleißig Gedanken. Wie sollen wir Sanjay helfen, der alles so leicht aussehen lässt, wo es schon schwer sein muss, täglich genug zu essen aufzutreiben. Und Ganesh, der alles dafür tut, sich um seine Schwester zu kümmern, egal was es kostet. Und vor allem Lakshmi mit ihrem schüchternen Lächeln und den zusammengewachsenen Fingern und der Begeisterung für schöne Nähte, trotz allem, was sie erlebt hat.
    Ich habe eins von Harrys Fotos von Lakshmi auf dem Telefon. Ich muss es ständig ansehen. Ich finde es schrecklich, dass sie so weit weg ist, wo ich mich eigentlich um sie kümmern sollte. Sie hat mich

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