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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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vielleicht ein bisschen unheimlich.«
    Wir lachen höflich, als wäre der Gedanke, dass man sich irgendwo vor Andy Elat gruseln könnte, vollkommen lächerlich. Wie kann man nur so albern sein?
    Der Grund, warum wir heute Abend hier sind, ist, dass er sonst keine Zeit für uns hat, bevor er in die Ferien fährt, gleich morgen früh. Ich fand es schon blöd, den Samstagvormittag zu opfern, aber Andy Elat hat immer Meetings, von morgens bis abends, sieben Tage die Woche. Kein Wunder, dass er Urlaub braucht. Ich hoffe, dass Amanda mitfährt. Sie sieht auch so aus, als könnte sie welchen gebrauchen.
    Noch müder als vor zwei Minuten führt sie uns in ein Esszimmer, wo wir uns auf Mahagonistühle um einen auf Hochglanz polierten Mahagonitisch setzen. Andy hat unübersehbar ein Faible für Holz.
    Wir bestellen bei Mr Godbold Getränke, die er in bunten Gläsern auf einem Silbertablett serviert. Als er fertig ist, beginnt Amanda das Meeting mit einem tiefen Seufzer. »Dad hat gesagt, ich soll schon mal anfangen. Sonst sitzen wir noch die ganze Nacht hier. Also. Erzählt mir, wie es in Mumbai war.«
    Ich sitze Amanda gegenüber, Krähe sitzt neben mir und dann kommt Edie. Der erste Teil unserer Strategie ist, dass ich anfange und die beiden einspringen, wenn ich Hilfe brauche.
    »Es war schön«, beginne ich nervös. »Also, das meiste. Die Fabrik ist ganz toll.« Ich versuche begeistert zu klingen, aber Amanda ist nicht hier, um sich anzuhören, wie toll die Fabrik ist, das weiß sie bereits. Also hole ich Luft und spreche es aus. »Wir haben die Kinder gefunden, die Svetlanas Kleid bestickt haben.«
    Sie seufzt noch tiefer, aber sie scheint nicht überrascht. »Ja, ich habe davon gehört. Es hat sich rausgestellt, dass die Fabrik gelegentlich Arbeit rausgibt, wenn es zu teuer wäre, sie im Haus zu machen. Das ist Vertragsbruch. Vollkommen illegal. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, unsere Inspektoren an der Nase herumzuführen. Jedenfalls wird es nicht wieder vorkommen.«
    »Wie könnt ihr das wissen?«, frage ich. »Ich meine, ihr habt ja schon Inspektoren hingeschickt. Wir haben darüber gesprochen und Edie kann ihre Website nicht ändern, bis wir ganz sicher sind, dass sich alle an das halten, was sie versprechen. Zumindest bei Krähes neuer Kollektion.«
    » Falls es eine neue Kollektion gibt«, sagt Amanda und ich weiß, dass sie daran denkt, wie kompliziert die Entwürfe waren. Das würde ich auch, wenn ich sie wäre.
    Aber ich lasse mich nicht beirren. »Wir finden, dass jemand, dem wir vertrauen, ständig vor Ort sein muss und überwacht, wie jedes einzelne Stück gemacht wird. Und aufpasst, dass sie die Sachen auch wirklich zu dem Preis herstellen können, den sie euch nennen.«
    Amandas Mund schrumpft zu einer harten Linie und im Moment sieht sie überhaupt nicht aus wie eine Lieblingstante. »So einfach ist das nicht, Nonie. Internationale Geschäfte sind eine sehr komplizierte Welt. Wir können nicht alles kontrollieren. Wie denn auch? Aber ihr könnt euch darauf verlassen, dass wir tun, was in unserer Macht steht.«
    Edie schaut rüber und sieht mich mit einem kleinen, ermutigenden Lächeln an. Ich mache weiter.
    »Tut mir leid, aber das reicht nicht«, sage ich. »Ich meine, du hast Recht, dass es kompliziert ist und das alles. Aber wir fühlen uns für jedes einzelne Stück, das Krähe entwirft, verantwortlich. Wir haben ein kleines Mädchen kennengelernt, das … egal.« Ich muss kurz unterbrechen und mich sammeln. »Wir können die Marke ›Krähe‹ nur auf Teile setzen, bei denen wir ganz sicher wissen, dass sie fair hergestellt wurden – weil wir selber nachgesehen haben.«
    Ich weiß, dass ich noch andere Sachen sagen wollte, aber plötzlich ist mein Gehirn vollkommen leer. Ich glaube, es hat mit dem Blick zu tun, mit dem Amanda mich ansieht. Krähe spürt, dass ich Probleme habe, und springt ein. Unsere Strategie gefällt mir immer besser.
    »Außerdem wollen wir Etiketten mit dem Hinweis, dass die Leute darauf achten sollen, wo ihre Kleider hergestellt werden«, sagt sie. »Weil, solange wir immer weiter, ohne nachzudenken, billige Kleider kaufen, wird es auch Menschen geben, die Kinder dazu zwingen, die Kleider billig herzustellen.«
    Inzwischen formt Amandas Mund eine so dünne Linie, dass er fast ganz verschwunden ist. Ich habe das Gefühl, wir sollten lieber hier aufhören. Edie nicht.
    »Und wir wollen, dass ein Teil der Einnahmen für jedes Kleidungsstück an die ausgebeuteten

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