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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Kinder geht und hilft ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen«, sagt sie mit Überzeugung.
    Amanda zieht eine Braue hoch.
    »Ist das alles?«
    »In etwa«, sage ich.
    Sie sieht Edie an. »Und das ist alles deine Idee, nehme ich an?«
    Edie will etwas sagen, doch jetzt mische ich mich ein.
    »Nein, ist es nicht! Wir denken alle so. Ich meine, Edie hat das Problem entdeckt, aber wir sind uns einig. Nicht wahr, Krähe? Wir wollen es so. Wir alle.«
    Krähe nickt. »Wir alle.«
    »Schön zu sehen, dass ihr so gute Freundinnen seid«, seufzt Amanda, »aber es tut mir leid, Mädchen, ihr seid nicht in der Position, Miss Teen derartige Bedingungen zu diktieren. Wenn uns die Entwürfe gefallen, entscheiden wir über die Herstellung. Und es gibt natürlich keine Garantie, dass sie uns gefallen.«
    Sie steht auf und beginnt im Zimmer auf und ab zu tigern, wobei sie an ihrer Diät-Cola nippt und uns einen Vortrag darüber hält, dass wir noch Kinder sind, und nur weil Krähe zwei Kollektionen entworfen hat, ist sie noch lange nicht Giorgio Armani, und wir können niemand vorschreiben, wie wir die Dinge haben wollen.
    »Natürlich behalten wir eure Ideen im Hinterkopf«, sagt sie. Dann klingelt ihr Telefon. Es ist eine SMS von ihrem Vater. »Sein Meeting ist vorbei. Er ist in fünf Minuten hier«, erklärt sie. Dann sieht sie unsere Gesichter.
    »Und sagt mir bloß nicht, dass ihr einfach wieder rausmarschieren wollt! Werdet erwachsen, Mädchen. Das hier ist die wirkliche Welt.«
    Wenn das die wirkliche Welt ist, gefällt sie mir nicht.
    »Es wäre schade, nicht mehr für Miss Teen zu arbeiten«, sagt Krähe mit dünner Stimme. »Es war sehr schön. Du hast mir sehr geholfen. Und dein Vater auch. Aber wenn ich wieder anfangen muss allein zu arbeiten und Einzelstücke für Privatkunden selbst zu nähen, ist das auch okay.«
    Ich nicke. Ich nehme ihre Hand und drücke sie. Edie nimmt ihre andere Hand und drückt sie auch.
    »Da ist etwas, das ihr anscheinend nicht begreift«, sagt Amanda kalt.
    Ich spüre die Stille der Nacht. Das Schweigen des Zimmers. Die Dunkelheit draußen. Die Spannung in Krähes Schultern. Aber auch ihre Sturheit. Früher hat sie mich damit in den Wahnsinn getrieben, aber jetzt ist es eine meiner Lieblingseigenschaften an ihr.
    »Die Marke ›Krähe‹ gehört Miss Teen«, fährt Amanda fort. »Der Name gehört uns. Wenn du allein weitermachen willst, musst du dir einen anderen Namen suchen.«
    Krähe macht ein Geräusch, das wie Schluckauf klingt. Edie ringt nach Luft. Mein Mund ist trocken. Nein, das war uns nicht klar.
    Wie unter Schock sehen wir einander an. Krähe könnte natürlich ihren richtigen Namen benutzen, aber »Elizabeth Lamogi« hat irgendwie einen anderen Klang und wir bräuchten viel größere Etiketten.
    Ich sehe, wie Krähe Tränen in die Augen schießen. Ich muss daran denken, dass ihr Bruder ihr den Spitznamen gegeben hat, bevor er entführt wurde. Fünf Jahre lang wurde Henry gezwungen als Kindersoldat in der Rebellenarmee zu kämpfen und Krähe wusste nicht, ob er am Leben oder tot war. Fünf Jahre lang war ihr Spitzname das Einzige, das sie von ihm hatte. Der Name bedeutet ihr mehr als alle Skizzenblöcke, ihr Leben in London und sogar ihre Schneiderkunst.
    Krähe zögert und zwingt die Tränen zurück. Ich denke an die kleine Lakshmi, die in einem Eisenbahnwaggon schläft, an ihr vernarbtes Gesicht, ihre Finger, mit denen sie nicht mehr arbeiten kann, und wie sie mich mit ihren spindeldürren Ärmchen umarmt hat. Ich weiß, wie ich mich entscheiden würde. Aber es ist schließlich nicht mein Name, der auf dem Spiel steht.
    »Ihr könnt ihn behalten«, flüstert Krähe. Dann schluckt sie. Sie will noch etwas sagen, aber sie kann nicht.
    Wir haben nichts mehr. Amanda hat Recht. Wir sind nur Kinder. Wir können nicht viel ausrichten in dieser komplizierten Welt des internationalen Modehandels. Das war’s, wie es scheint.
    Ich mache den Mund auf und will etwas sagen, das Krähe den Rücken stärkt, aber ich bekomme nichts heraus. Edie ist still und sehr weiß im Gesicht. Sie sucht Krähes Blick und ich weiß, dass sie ihr sagen würde, sie soll nicht ihretwegen so ein großes Opfer bringen, aber Krähe achtet nicht auf sie. Sie weiß, was sie will, und sie wird es sich nicht ausreden lassen.
    Amanda setzt sich und sieht noch abgespannter aus als je zuvor, und so sitzen wir schweigend da, bis die Tür aufgeht und Andy Elat reinkommt, dicht gefolgt von Paolo, dem PR-Manager,

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