Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
kuriert hat. Als wäre sie eine kaputte Uhr oder so was.
»Ehrlich gesagt finde ich, du solltest dich nicht …« Doch ich spreche den Satz nicht zu Ende. Edie zu sagen, sie soll sich raushalten, wenn sie auf Weltrettungsmission ist, wäre, als würde ich zu Stellas Jungen sagen, sie sollen nicht so süß sein. Sie kann einfach nicht anders.
»Halt mich auf dem Laufenden«, seufze ich.
»Na klar«, sagt sie mit einem optimistischen Lächeln.
Es läuft nicht gut.
Edie wartet auf mich, als ich am nächsten Tag von Miss Teen komme.
»Es war ein Albtraum!«, sagt sie.
»Erzähl«, murmele ich. Ich denke an unerreichbare Jungs und unerreichbare Mütter, aber ich weiß, dass Edie andere Dinge im Kopf hat.
»Ich war bei ihrem Arzt, aber er hat gesagt, dass er mir nichts sagen kann, ohne dass Gloria dabei ist, und in ihrem Zustand geht sie nicht mit. Das war schon schlimm, aber dann hatte ich eine Idee. Ich bin noch mal in die Wohnung gegangen und habe im Bad nachgesehen, ob sie vielleicht schon Medikamente dahat – Prozac oder so was –, die sie nehmen sollte.«
»Und?«
»Als ich den Badezimmerschrank aufgemacht habe, fiel mir das Zeug praktisch entgegen. Es waren genug Tabletten da, um halb London glücklich zu machen. Also bin ich damit zu Gloria gegangen und habe gefragt, welche sie nehmen soll. Aber sie weigert sich.«
»Warum?«
»Sie sagt, dass die Medikamente ihr Gehirn aufweichen und dass sie nie, nie wieder welche nimmt, und wenn ich versuche, sie zu zwingen, ruft sie die Polizei.«
»Na wunderbar. Ist ja prima gelaufen.«
»Mach dich nicht darüber lustig, Nonie. Es war schrecklich.«
Ich entschuldige mich. Eigentlich finde ich es auch gut, dass Edie es versucht hat. Nur leider ohne Erfolg.
»Was können wir tun?«, frage ich. Außer um Gloria mache ich mir auch um die Kätzchen Sorgen. Wenn sie nicht gefüttert werden, haben wir einen Wurf toter Kätzchen mit Musical-Namen, und das darf ich mir gar nicht ausmalen.
Edie lächelt ein bisschen. »Lieb, dass du helfen willst, aber du hast genug mit Miss Teen zu tun. Ich schaffe das schon. Gloria wird bestimmt nicht die Polizei rufen. Ich gehe einfach weiter bei ihr vorbei, bis mir was einfällt.«
»Aber das ist nicht deine Aufgabe«, erkläre ich. Ich denke an Mum. Mum mischt sich nicht gern in das Leben anderer Leute ein, solange es sich vermeiden lässt. Gewöhnlich handelt man sich damit nur Ärger ein, sagt sie. Außerdem wirkt Edie noch gestresster als je zuvor. Es tut ihr einfach nicht gut.
»Ich weiß«, sagt Edie. »Aber wer soll ihr sonst helfen?«
»Ich habe eine Idee«, sage ich. »Du kümmerst dich um Gloria, und ich kümmere mich um dich.«
Sie grinst. »Abgemacht.«
Trotzdem, als sie geht, wirkt sie, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf ihr lasten. Einerseits würde ich sie gern überreden nach Kalifornien zu fahren, sich mit dem süßen Phil zu amüsieren und eine Weile die Füße hochzulegen. Andererseits bewundere ich sie dafür, wie sie sich der Probleme anderer Leute annimmt und nicht locker lässt, bis sie gelöst sind. Sie ist zwar im Moment nicht der witzigste Kumpel, aber sie ist trotzdem ein toller Kerl.
Ich überlege, was Krähe tun würde. Sie würde Edie eine Bommel-Kette machen oder so was, um ihr zu zeigen, dass sie an sie denkt. Ich habe keine Zeit für Bommeln, also mache ich noch eine Tasche aus Harrys alten CDs (nur aus denen, die er offiziell aussortiert hat, sonst würde er mich einen Kopf kürzer machen). Es ist zwar nicht ganz Edies Stil, aber sie hatte immer eine Schwäche für Harry und vielleicht freut sie sich. Das hoffe ich zumindest.
Edie hat das Projekt Gloria. Ich habe in der Zwischenzeit das Brechstangen-Projekt. Ich will meinen Platz in der Modebranche finden … und meiner Mutter beweisen, dass sie ein völlig falsches Bild von mir hat.
Jedes Mal, wenn ich bei Miss Teen jemandem begegne, der irgendwie wichtig und beschäftigt aussieht, frage ich ihn aus, was er so macht. Meistens sind die Leute erst ein bisschen genervt, aber dann reden sie doch. Ich bin nämlich die Einzige, die sich mit der Kaffeemaschine auskennt, und es zahlt sich aus, nett zu mir zu sein.
Anscheinend gibt es keine zwei Leute, die das Gleiche tun. Es gibt Markenmanager, Marketing-Leute, Produktionsplaner und Einkäufer. Und davon hat noch keiner mit der eigentlichen Kleiderherstellung zu tun. Es gibt Zuschneider, Musterhersteller, Textilingenieure und Produktionsmanager. Und Abteilungen für PR, Personal,
Weitere Kostenlose Bücher