Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
kaputt gehen und manchmal nicht ganz sauber sind, aber mir gute Laune machen, wenn ich sie anziehe. Und Sachen, die Krähe mir über die Jahre genäht hat, aus denen ich zwar zum Teil rausgewachsen bin, die aber immer noch als ironischer Babydoll-Look funktionieren. Hoffe ich.
So was habe ich an, als eine der wichtigen Einkäuferinnen in den Kopierraum kommt, wo ich leise mit dem Kopierer streite.
»Tut mir leid, dich so herumzuschicken«, sagt sie. (Sie ist eine sehr nette und höfliche wichtige Einkäuferin, was eine seltene Spezies ist.) »Aber ich habe eine Deadline und ich brauche unbedingt Koffein. Einen dreifachen Starbucks-Latte. Das ist das Einzige, was funktioniert. Hier sind fünf Pfund.«
Sie hält mir den Geldschein hin und sieht mich entschuldigend an. Gut gelaunt nehme ich ihn. Ich bin Anne Hathaway in Der Teufel trägt Prada . Ich hole Kaffee für eine wichtige Modetante, und es tut nichts zur Sache, dass ich dabei kein winziges Minikleid von Marc Jacobs und schwindelerregende Stöckelschuhe anhabe.
»Kein Problem«, sage ich. »Zucker?«
Sie sieht mich an, als würde ich eine fremde Sprache sprechen. Dann fällt es mir ein. Bei wichtigen Modeleuten gibt es keinen Zucker.
»Ich meinte, fettarme Milch?«, berichtige ich mich.
Sie nickt dankbar, und ich laufe mit meiner Mission über die Straße.
Und lande direkt im Ballflachfreitag.
Denn als ich das Ende der Schlange erreiche, blicke ich in ein vertrautes Paar aquamarinblaue Augen, die vor Überraschung rund werden, als sie mich sehen. Es ist Liam. Mein zweitliebster unerreichbarer Junge aus Französisch. Einer (von vielen), der das Foto von mir im Kimono kennt und sich wahrscheinlich gefragt hat, was in mich gefahren ist. Den es andererseits nicht gestört hat, als ich ihn in Französisch angelächelt habe.
»Hallo«, sagt er. Er sieht mich fragend an. Ich bin total baff. Es dauert einen Moment, bis mir einfällt, dass ich bei Starbucks bin und er hinter der Theke steht und ich den Auftrag habe, einen Kaffee zu bestellen. Irgendeinen bestimmten. Ich weiß nur nicht mehr welchen.
»Cappuccino«, platze ich heraus. »Zum Mitnehmen.«
Er schreibt etwas auf einen Becher und reicht ihn weiter.
»Sonst noch was?«
Er lächelt mich auf seine halb amüsierte Art an. Aus der Nähe betrachtet – und im Starbucks, nicht im Französischkurs – fällt mir auf, was für ein entzückendes Lächeln er hat. Ich glaube, er ist gerade an die Spitze meiner Liste von unerreichbaren Jungen aufgerückt. Er sieht mich immer noch an. Mir fällt auf, dass ich seine nächste Frage nicht beantwortet habe. Und dann fällt mir auch ein, was ich eigentlich bestellen sollte.
»Ich meine, warte – tut mir leid. Ich sollte einen dreifachen Latte holen. Mit fettarmer Milch. Autsch!«
Aus dem halb amüsierten Lächeln wird ein ganz amüsiertes Lächeln. Liam sieht die Theke hinunter, wo der Cappuccino-Becher von einem seiner Kollegen pflichtbewusst gefüllt wird.
»Schon gut, ich regle das schon«, sagt er. Dann: »Dreifacher Latte? Ist das nicht ein bisschen stark?«
»Nicht für mich«, versichere ich ihm. Nach einem dreifachen Latte würde ich auf der Theke tanzen. Und drei Tage nicht schlafen können. Mich im Bett hin und her wälzen …
Oh. Wie bin ich so schnell in meinem Bett gelandet? Ganz schön peinlich. Er starrt mich seltsam an. Weniger mein Gesicht (zum Glück, denn es glüht) als mein Outfit.
Oje.
Ich gebe ihm das Geld für den Latte und begebe mich wortlos zur Abholtheke.
Bis auf den Kimono-Ausfall kennt er mich bis jetzt nur als das brave Mädchen im weißen Hemd von Ballflachfreitag. Heute trage ich eine bestickte Fransentischdecke als Rock, ein altes Batik-T-Shirt von Krähe, eine Tasche, die ich aus Harrys alten CDs gemacht habe, und als Gürtel Harrys alte Fahrradkette.
Fast höre ich die Belles im Hintergrund kichern. Wenn Liam noch einen Beweis gebraucht hat, dass ich eine stilistisch minderbemittelte Irre bin, jetzt hat er ihn. Kein Wunder, dass er mich so merkwürdig angestarrt hat. Ich stelle mir vor, wie er den anderen Jungs davon erzählt. Wenigstens bin ich für eine witzige Geschichte gut.
Für Notfälle habe ich mir ein Armband aus Lakritz und Pfefferminzbonbons gemacht. Das hier ist ein Notfall, und kaum bin ich zur Tür hinaus, mache ich mir ein Bonbon ab. Es hilft, aber nicht sehr.
»Alles in Ordnung?«, fragt die wichtige Einkäuferin, als ich ihr den Latte bringe.
»Ja, ja«, lüge ich.
Ich glaube nicht, dass sie mir
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