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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Klimawandel. Sie hat Angst, dass London überflutet wird und die Teppiche in ihrer Wohnung kaputt gehen.«
    »Aber sie wohnt im vierten Stock!«
    »Ich weiß.«
    »Na ja, wenigstens redet sie mit dir.«
    Edie nickt. »Gutes Zeichen, oder? Das findet meine Mutter auch. Sie möchte, dass ich nicht mehr so oft zu ihr gehe, weil ich so viele andere Dinge zu tun habe. Aber Gloria lässt niemand außer mir rein. Ich muss es tun.«
    Sie zuckt die Schultern und wendet sich wieder ihrer Bewerbung zu.
    »Wie läuft es mit dem Aufsatz?«, frage ich.
    »Das hier? Grrr«, knurrt sie.
    »So schlimm? Wie viel fehlt denn noch?«
    Sie verzieht das Gesicht. »Vielleicht eine Seite. Aber es muss aus der Menge herausstechen. Es bewerben sich so viele. Und alle schreiben, wie toll sie sind. Bei der Aufnahmekommission müssen sie Millionen Bewerbungen lesen.«
    »Millionen?«
    »Na ja, Tausende. Aus der ganzen Welt. Und was ist schon Besonderes an einem englischen Mädchen, das Klarinette spielt? Ich meine, was habe ich schon mit meinem Leben angefangen?«
    Sie hebt die Hände und zuckt die Schultern. Man könnte meinen, sie hätte die letzten sieben Jahre vor dem Fernseher oder im Winterschlaf verbracht. Ich versuche ihr Mut zu machen, aber sie lässt sich nicht so einfach aufbauen.
    Selbst wenn du ein Superhirn bist und genau weißt, was du willst, ist es nicht einfach. Und ich? Ich habe überhaupt keine Chance.

Trotzdem, die Hoffnung stirbt zuletzt. Während sich das Praktikum dem Ende zuneigt, habe ich angefangen ein neues Mode-Mekka zu besuchen. Jeden Tag um halb sechs, wenn die Miss-Teen-Fashionistas ihre tägliche Dosis Tee, Kaffee und Milchshakes intus haben, pilgere ich die Oxford Street hinauf. Dort in einer Sackgasse um die Ecke gibt es ein unscheinbares Betongebäude. Ich stehe auf der anderen Straßenseite, blicke hinauf zu dem Schild »London College of Fashion« und stelle mir das Leben der Studenten da oben hinter den Fenstern vor.
    In meiner Fantasie bin ich der erfolgreiche Edie-Typ mit tollen Noten und mit Dozenten, die mir an den Lippen hängen. Ich studiere Mode-PR oder so was (auf jeden Fall etwas Tabellenkalkulation-Freies) und lasse mich für meinen Megajob ausbilden … ich weiß nur noch nicht genau als was. Ich bin die Beste in der Klasse, und abends gehe ich mit meinem hinreißenden College-Freund aus und wir treffen uns mit schillernden Mode-Kommilitonen und bewundern gegenseitig unsere Outfits und besuchen coole Partys, bei denen DJs wie Harry bis zum Morgengrauen auflegen.
    Irgendwann stehe ich dort wie jeden Tag und träume vor mich hin, und ich bin gerade an der Stelle mit dem hinreißenden College-Freund, als ich merke, dass jemand neben mir steht. Er steht ganz nah, und ich habe das Gefühl, er ist da schon eine Weile, aber ich war so versunken, dass ich es nicht mitbekommen habe. Als ich mich umdrehe, falle ich fast in Ohnmacht.
    Es ist Liam. Nicht in seiner Starbucks-Uniform, sondern in schlichten Jeans und einem T-Shirt. Ein ziemlich gut geschnittenes T-Shirt, das seine gut geschnittenen Schultern betont …
    »Hi, Nonie«, sagt er. Er lächelt mich an. Ich schmelze. »Kommst du oft hierher?«
    Ich sehe die windige Sackgasse hinauf und dann zu dem schlichten Betonblock hinüber.
    »In letzter Zeit schon«, gebe ich zu. Was ist schon dabei.
    »Ich auch«, antwortet er.
    »WIE BITTE?«
    Er grinst. »Ich auch. Auch Jungs können sich für Mode interessieren, oder nicht?«
    »Natürlich«, stottere ich. »War nicht so gemeint. Ich meinte nur …«
    Ich meinte nur, dass sich die Jungs, auf die ich stehe , normalerweise nicht für Mode interessieren. Aber das kann ich nicht laut sagen. Also starre ich auf den Bürgersteig und komme mir dumm vor.
    »Hast du vor dich zu bewerben?«, fragt er.
    »Schön wär’s.«
    »Was meinst du damit, schön wär’s?«
    Ich seufze. »Weil meine Noten nicht gut genug sind.«
    »Aber du bist doch ziemlich gut in Französisch.«
    Das war’s. Ziemlich gut. Französisch ist mein bestes Fach. Mein Vater ist Franzose. Wenn das alles ist, was ich zustande bringe, ist alle Hoffnung verloren.
    »Ja«, sage ich laut.
    Er lächelt wieder. »Du bist wohl nicht sehr gesprächig, oder?«
    Darüber muss ich lächeln. Ich bin total gesprächig. Ich kann ganz England in Grund und Boden reden. Ich kriege ständig Ärger, weil ich zu viel rede. Ich habe mich in die übelsten Situationen hinein- und wieder herausgeredet. Doch Liam ist der einzige Mensch, den ich kenne, dem ich

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