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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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zufälligerweise immer nur dann begegne, wenn ich mir alle Mühe gebe, den Ball flach zu halten – in Französisch – oder wenn mir gerade nichts einfällt wie jetzt. Das ist typisch. Er sieht mich irgendwie interessiert an, fällt mir gerade auf. Bestimmt steht er auf Frauen, die nicht viel reden. Wenn er mich richtig kennenlernen würde, wäre er total entsetzt.
    »Bin ich normalerweise schon«, sage ich. »Gesprächig, meine ich.« Dann bin ich wieder still.
    »Na ja«, sagt er, um das Schweigen zu brechen. »Ich würde hier gern Modejournalismus studieren. Dann suche ich mir einen Job als Redakteur einer großen Zeitschrift und werde Stilpapst. Und alle lesen meine Artikel, um zu erfahren, was nächste Saison in ist.«
    Ich mustere seine Jeans und das T-Shirt. Er mustert mein Rüschenkleid, das ich als Oberteil trage, mit Harrys Fahrradkettengürtel über neonrosa Fahrradhosen und Clogs.
    Wir wissen, was er von meiner freakigen stilfreien Zone hält. Aber als ich näher hinsehe, fällt mir auf, dass er nicht nur ein schönes T-Shirt trägt, sondern auch echt interessante Turnschuhe. Interessant deswegen, weil sie, obwohl sie alt und abgewetzt sind – oder vielleicht deswegen  –, absolut perfekt sind. Sie sind genau so, wie ein Turnschuh sein sollte. Nichts Auffälliges, einfach nur … natürlich. Wie sein T-Shirt. Wie seine Jeans. Er sieht aus, als würde er kein bisschen über seine Klamotten nachdenken, und ist trotzdem perfekt angezogen, aber um das zu erreichen, muss man entweder ziemlich gut nachdenken oder man ist einfach ein Naturtalent in Styling.
    »Ich wusste gar nicht, dass du dich für Mode interessierst«, sage ich.
    »Ach. Danke.« Anscheinend hat er es nicht als Kompliment aufgefasst.
    »Ich meine … Super. Gut. Tut mir leid. Ich meine … coole Turnschuhe.«
    Liams Lippen kräuseln sich, und er lacht auf ziemlich sexy Art. »Cooler Gürtel«, sagt er.
    »Danke.«
    »Und das Kleid als Oberteil.«
    Jetzt werde ich rot. »Ach. Vielen Dank.«
    »Und die Radlerhose.«
    Meine Wangen werden heiß. Natürlich zieht er mich auf. Und davon werde ich ganz kribbelig. Und ich habe gerade gesagt, ich finde seine Turnschuhe cool. Ich meine, von allen dummen, kindischen Sachen, die ich sagen könnte.
    »Interessante Farbe … die Hose, meine ich.« Die gleiche Farbe hat inzwischen mein Gesicht.
    »Okay, ich geh dann mal. Wir sehen uns am Ballflach- … Ich meine, wir sehen uns in Französisch.«
    »Ballflach was?« Liam ist neugierig geworden. Er ist so ein Junge, der auf alles Mögliche neugierig ist. Vielleicht ein bisschen so wie ich. Auf ihn. Oder auch nicht. Bei mir ist neugierig nicht das richtige Wort. Verkrampft trifft es besser.
    Einen Moment lang bin ich versucht, ihm alles über Ballflachfreitag zu erzählen. Einen Moment lang will ich mich wirklich, wirklich mit ihm unterhalten und ihm erzählen, was mir im Kopf herumgeht, und rausfinden, was in seinem herumgeht. Aber das wäre ja verrückt. Es würde die Runde machen, und dann hätten die Belles noch mehr in der Hand, womit sie uns aufziehen können. Außerdem bin ich das Mädchen, das »nicht sehr gesprächig« ist.
    »Nicht so wichtig«, sage ich.
    Er sieht mich wieder verwirrt an. Ja – das bin ich. Immer dafür gut, die Jungs, auf die ich stehe, zu verwirren. Wir reden noch ein paar Minuten über nichts Besonderes und dann geht er nach Hause.
    Ich bleibe noch ein bisschen stehen. Auf einmal hat der entzückende College-Freund aus meinem Traum schwarzes Haar, tiefblaue Augen, in denen man sich verlieren kann, und ein halb amüsiertes Lächeln. Verzweifelt versuche ich ihn blond und ernst zu machen. Oder lockig und picklig. Aber das Bild will sich nicht verändern. Und es tut weh. Ich habe ein Stechen im Herzen.
    Und an den Hüften. Harrys Fahrradkette ist viel schwerer, als sie aussieht. Ich gehe schnell nach Hause, um mich umzuziehen und wenigstens einen Schmerz loszuwerden.

Ausnahmsweise ist Harry zu Hause. Er sitzt mit einer Männerzeitschrift (die Sorte, bei der Liam später Redakteur werden will) und einer Cola in der Küche.
    »Geht’s dir gut, Schwesterchen?«, fragt er, als er mich sieht.
    Ich erkläre ihm, dass die Fahrradkette wehtut.
    Er grinst. »Ich habe mich schon gefragt, wo die abgeblieben ist.«
    Ich habe ein schlechtes Gewissen. »Ich dachte, du benutzt dein Fahrrad nicht mehr.«
    »Tue ich auch nicht. Aber ich muss es verkaufen. Es nimmt zu viel Platz weg, sagt Mum. Sie will, dass es ordentlich hier aussieht.

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