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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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wir nicht haben, während wir nach Stilettos suchen (für Jenny) und nach ungewöhnlichen Sachen, die Liam in Französisch beeindrucken könnten (für mich).
    Nach gefühlten zwanzig Minuten sieht Jenny auf die Uhr und schnappt nach Luft. Es ist schon Mittag, und um halb drei muss sie bei einer Matinée sein. Wir haben gerade noch Zeit für ein schnelles – aber riesiges – Sandwich, bevor wir zum Theater aufbrechen.
    Hinter der Bühne herrscht Geschrei und Gerumpel und Gequietsche und Geklimper und Gesinge, während sich alle Beteiligten vorbereiten. Ich darf neben Jenny sitzen, als sie sich das versteckte Mikrofon anlegt, die dunkle Perücke aufsetzt und sich schminkt und sich von einem modernen rothaarigen Teenager in eine zurückhaltende Königstochter aus den 1940er Jahren verwandelt. Es ist faszinierend zuzusehen, wie ihr Gesicht sich verändert. Sie zeigt mir Fotos von Prinzessin Elizabeth aus jener Zeit, und ich kann zusehen, wie Jennys Gesicht die schönen, reservierten Züge dieser jungen Frau annimmt.
    Eine Durchsage verkündet, dass es in fünfzehn Minuten losgeht. Durch den Lautsprecher im Flur hören wir, wie sich der Saal mit Publikum füllt. Jenny ist damit beschäftigt, in einem von Glühbirnen umrahmten Spiegel Lidschatten aufzutragen, genau so, wie man es sich vorstellt. Ich beschließe meinen Platz zu suchen. Ich umarme sie noch einmal und wünsche ihr viel Glück, dann lasse ich sie allein.
    In der Lobby ist es weniger laut als hinter der Bühne, aber es geht trotzdem hektisch zu. Das Chicagoer Publikum liebt es, sich die neuen Musicals schon in der Vorpremiere anzusehen. Sie kommen mit schweren Mänteln und dicken Jacken, reden und lachen. Ich könnte schwören, ich habe Oprah Winfrey gesehen, die jemandem ihren Mantel reicht. Das ist SO AUFREGEND! Dann tippt mir jemand auf die Schulter, und als ich mich umdrehe, steht Isabelle Carruthers vor mir und grinst mich an. Hinter ihr sind mindestens zehn Männer und Frauen versammelt, die so tun, als wären sie nicht völlig beeindruckt von ihrer Anwesenheit.
    »Nonie!«, sagt sie. »Ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Aber ich hätte es mir denken können. Wo sitzt du?«
    »In der dritten Reihe«, sage ich. »Aber wie kommt’s, dass du hier bist?«
    »Oh, ich muss Jenny einfach sehen. Ich habe es ihr versprochen. Du musst dich unbedingt zu mir setzen. Wir können sicher jemand überreden Plätze zu tauschen.«
    »Wo sitzt du?«, frage ich.
    »In der ersten Reihe.«
    Ja, sicher. Als würde jemand, der Karten für die ERSTE REIHE einer neuen Show hat, seinen Platz hergeben, damit zwei Mädchen nebeneinandersitzen können. Aber es ist typisch für Isabelle, es zu versuchen. Sie macht es einem unmöglich, sie nicht zu mögen. Mit dem Schönheitsgen scheint sie auch das Nettigkeitsgen geerbt zu haben.
    Ich folge meiner zukünftigen Schwägerin zu den Sperrsitzen. Bei jedem Schritt drehen sich die Leute nach uns um. Isabelle hat ihre Ringellocken unter einer übergroßen Baskenmütze versteckt und ein paillettenbesetztes Unterkleid über einen Pullover mit Polokragen, Skinny-Jeans und Stiefel angezogen. Sie trägt kein Make-up und sieht zum Niederknien aus. Die Blicke ignoriert sie völlig. Als wir in der ersten Reihe sind, beugt sie sich vor und redet mit ein paar Männern, die in der Mitte sitzen. Nach einem kurzen Gespräch bietet mir plötzlich einer der Männer seinen Platz an, und der andere rutscht einen Platz weiter, damit Isabelle und ich nebeneinandersitzen können.
    Diese Frau kann jeden Mann auf der Welt überreden, alles für sie zu tun, und sie heiratet meinen Bruder. Warum?
    »Krähe macht dir ein wunderschönes Kleid«, sage ich, als ich an das Perlenkleid denke.
    Isabelle lächelt, aber dann presst sie nervös die Lippen zusammen.
    »Hoffentlich gefällt es Harry auch. Als ich es beschrieben habe, hat er gesagt, er hofft, dass ich darin nicht wie ein menschlicher Wasserfall aussehe.«
    »Oh! Das ist gemein.«
    »Er zieht mich immer auf. Das ist eins der Dinge, die so süß an ihm sind. Die meisten Männer, die ich kenne, würden sich nie trauen mich aufzuziehen. Es ist echt erfrischend. Aber …«
    Sie beißt sich auf die Lippe. Anscheinend ist »menschlicher Wasserfall« nicht der Look, den sie sich für den Gang zum Altar vorgestellt hat. Aber ich habe keine Zeit, ihr Mut zuzusprechen, denn in diesem Moment spielt das Orchester auf und das Publikum wird still, voller Spannung, ob Jackson Ward wieder einen Hit gelandet hat.
    Die

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