Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Bergdorf Goodman, Bloomingdales, Tiffany und die ganzen kleinen Boutiquen in SoHo abhaken muss. Und die Frick, was immer die sein mag. Aber ich habe keine Liste. Ich halte es mehr mit dem Motto: »Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.«
Außerdem habe ich Wichtigeres zu tun, als mir Listen zu machen. Liam hat mir gestern einen längeren Abschiedskuss gegeben, der reichen muss, bis ich wieder in England bin. Ich schließe die Augen und erinnere mich. Es zeigt sich, dass dieser Flug noch schöner ist als der in der ersten Klasse.
Wir landen abends. Ein quietschgelbes Taxi bringt uns über verschiedene Schnellstraßen und Tunnels direkt in die Straßenschluchten von Manhattan bei Nacht. Zur Einstimmung versucht Edie ein Gespräch mit dem Taxifahrer anzufangen und sich ein paar Tipps geben zu lassen, aber irgendwann merken wir, dass er nicht mit uns spricht, sondern in das Headset seines Telefons, und er spricht in einer Sprache, die wir noch nie gehört haben. Edie gibt auf und starrt stattdessen die Lichter draußen an.
Wir erreichen eine breite Straße mit niedrigeren Gebäuden und Bäumen, in denen Lichterketten hängen. West Broadway im Herzen von SoHo. Ich denke gerade, dass es nicht romantischer werden kann, als der Fahrer anhält.
»Hier«, brummt er. Er zeigt auf das Taxameter und ich fange an nach Dollars zu suchen. Ich bin die Schatzmeisterin auf unserer Reise. Während ich zähle, nimmt er unsere Taschen aus dem Kofferraum, und kaum habe ich ihm das Geld gegeben, ist er verschwunden.
»Puh! Keine gute Werbung für seine Stadt«, seufzt Edie den schrumpfenden Rücklichtern hinterher.
Doch der Taxifahrer ist mir gleich. Ich grinse von einem Ohr zum anderen. Ich bin in New York! Es ist eiskalt, und bis jetzt haben wir nur ein Wort Englisch gehört, aber diese Straße ist wunderschön. Die Lichter heißen uns blinkend willkommen. Es ist Fashion Week, und wir kommen bei einem Supermodel unter. Bis jetzt läuft alles ausgezeichnet.
Isabelle hat den ganzen Tag mit Modenschauen und Interviews verbracht. Sie ist seit sechzehn Stunden auf den Beinen. Als sie die Tür öffnet, trägt sie kein Make-up und sieht aus wie ein Engel von Botticelli.
»Tut mir leid, ich bin momentan kaum zu Hause«, sagt sie, als sie uns durch die Wohnung führt. Es gibt zwei kleine Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit offener Küche und Blick auf die Straße. Dekoriert ist es mit einer Mischung aus alten Stoffen und Flohmarktschätzen, und ich liebe jeden Quadratzentimeter.
»Ich würde euch gern die Stadt zeigen, aber morgen Abend muss ich schon wieder nach London zurück«, sagt sie. »Wenn ihr wollt, gebe ich euch Tipps, was ihr machen könnt.«
»Das wäre toll!«, sagt Edie. Sie hat sich zwar eine seitenlange Liste gemacht, was sie alles in New York tun will, aber langsam ist sie wieder die Alte, und die alte Edie kann nie genug Informationen bekommen.
»Ihr müsst am Verhungern sein«, sagt Isabelle. »So geht’s mir jedenfalls immer, wenn ich in New York ankomme. Was hättet ihr gerne? Ich kann das Thai-Curry empfehlen. Oder Dim Sum.«
Sie kramt in der Schublade einer Spiegelkommode herum und legt uns eine Speisekarte hin. Sie ist mehrere Seiten lang und führt alle Küchen der Welt auf, soweit ich sehe. Und ein paar Gerichte, die sich New Yorker Köche ausgedacht zu haben scheinen, nur um noch eins draufzusetzen.
Isabelle hat Recht, wir sind am Verhungern, aber sie hat unsere Experimentierfreude überschätzt. Wir wollen Hamburger und Pommes. Später, als wir mit den größten Portionen kämpfen, die ich je gesehen habe – außer in Chicago –, kuschelt sie sich aufs Sofa und fragt nach London.
»Wie geht’s deiner Mutter, Nonie? Und deiner Großmutter?«
Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und sage, es geht ihnen gut.
»Und Harry? Er war so erkältet, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Das ist elf Tage her. Ist er wieder auf dem Damm? Er war so müde und fertig, der Arme. Ich habe ihm jedes Vitamin eingeflößt, das ich finden konnte, aber ich weiß nicht, ob er sie weitergenommen hat.«
»Ihm geht’s auch gut«, versichere ich ihr. »Er schickt natürlich ganz liebe Grüße.«
Das Letzte habe ich mir ausgedacht. Aber ich finde, er hätte ihr liebe Grüße schicken sollen, was er wahrscheinlich auch getan hätte, wenn er nicht zu beschäftigt gewesen wäre, mir seine Lieblingsplattenläden in New York aufzuzählen.
Doch ich bin gut im Notlügen, und Isabelle strahlt glücklich.
»Na ja,
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