Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
wir sehen uns ja in drei Tagen, dann kann ich mich wieder um ihn kümmern. Und dafür sorgen, dass er seine Vitamine nimmt.«
Ich sehe mich im Wohnzimmer um. Überall finden sich Spuren von Harry. An der Wand hängen gerahmte Plattencover seiner alten Lieblingsbands. Im Flur steht ein Fahrrad an der Wand, das wahrscheinlich ihm gehört. Ein Foto von Isabelle in dem Hemd, das sie bei der Verlobungsfeier trug, von ihm geknipst. Ich erkenne seinen Stil. Sie trägt sogar im Moment eins seiner alten T-Shirts, wie ich sehe.
Als sie sich zurücklehnt, mit uns plaudert und dabei mit ihren weltberühmten Ringellocken spielt, frage ich mich, warum Harry nicht mehr von ihr redet. Vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit einfach an so viel Schönheit. Und so misstrauisch ich bin, ich kann mich wirklich nicht davon überzeugen, dass sie ihn nur wegen der Märchenhochzeit haben will. Sie macht den Eindruck, als würde sie ihn wirklich lieben. Das ist eine Erleichterung, schätze ich. Schön, dass Harry glücklich wird. Aber irgendetwas stimmt trotzdem nicht. Doch ich bin viel zu müde und vollgestopft mit den Pommes und dem Burger, um dahinterzukommen, was es ist.
Am nächsten Morgen weckt uns das Klingeln des Telefons. Edie und mich zumindest. Isabelle ist längst aus dem Haus und bereitet sich auf ihre erste Modenschau vor.
»Wow!«, ruft Jenny, als ich drangehe. »Ihr seid wirklich hier! Es ist so TOLL, dass ihr mich besucht. Im Moment geht es rund. Ich erzähle euch alles. Jedenfalls bin ich zurzeit ein bisschen durchgedreht. Treffen wir uns in einer halben Stunde im SoHo Grand? Ihr müsst nur die Straße runter. Ich habe heute Morgen nicht viel Zeit, aber ich freue mich riesig auf euch.«
Als ich ihr antworten will, hat sie schon aufgelegt.
Schnell blättern wir durch einen von Edies Reiseführern, um rauszufinden, was und wo das SoHo Grand ist, und glücklicherweise erweist es sich als hübsches Hotel nur ein paar Hausnummern weiter. Eine halbe Stunde später stehen wir in der Designer-Lobby des Hotels und warten auf Jenny.
Sie kommt zu spät. Während wir warten, sehen wir verschiedene berühmte Gesichter ein und aus gehen. Anscheinend ist während der Fashion Week die halbe Modewelt hier abgestiegen. Heimlich hoffe ich Joan Burstein wiederzusehen, aber wir müssen uns mit ein paar Models, zwei Filmstars, drei Moderedakteuren und Paris Hilton begnügen. Trotzdem nicht schlecht für eine Viertelstunde.
Dann kommt Jenny und entschuldigt sich vielmals.
»Der Verkehr! Puh«, sagt sie und drückt uns fest, eine nach der anderen. »So – oh mein Gott! Ihr seid in New York! Ich kann’s immer noch nicht glauben. Jetzt kommt erst mal mit.«
Wir gehen die Designer-Treppe hoch in einen weiteren Designer-Bereich, wo ein paar unglaublich gut angezogene wichtige Leute mit anderen gut angezogenen wichtigen Leuten Kaffee trinken. Ich sehe keinen freien Platz, aber Jenny wechselt ein paar Worte mit einem noch besser angezogenen Hotelmanager und irgendwie zaubert er drei Plätze an einem kleinen Tisch herbei.
»Jackson ist Stammgast hier«, erklärt sie. »Und Charlotte auch. Sie kennen mich inzwischen. Das ist ganz nützlich.«
Ich glaube trotzdem, dass ich im Café gegenüber entspannter wäre. Meine Doc Martens und die Kunstpelzbomberjacke bilden einen scharfen Kontrast zu der Designer-Atmosphäre. Jenny selbst wirkt ziemlich lässig in Jeans und einem bunten selbstgestrickten Pullover. Doch ihr Haarschnitt sieht immer noch aus wie frisch aus der Vogue , und das scheint zu helfen. Genau wie Edies neues Kleid, das Krähe ihr letzte Woche genäht hat, mit sichtbaren Säumen, Nähten und Kreidestrichen, und es hebt ihre Beine hervor und sieht echt cool aus. Selbst unter dem Parka mit den vielen Taschen, den sie unbedingt tragen will, weil ihre Reiseführer reinpassen. Wenigstens habe ich die Schultasche dabei, die Krähe mir geschenkt hat, mit dem Muster der Händchen haltenden Mädchen. Es ist das schickste Teil an meinem ganzen Outfit.
»Also.« Jenny redet schnell und wedelt vor Begeisterung mit den Händen. »Ich habe euch ja gesagt, dass es rundgeht. Die Show wird ganz neu aufgezogen. Es gibt eine neue Ball-Szene, die einfach fabelhaft ist. Ich brauche zwar den ganzen Sommer, um die Tänze zu lernen, aber die Kostüme sind SUPERTOLL. Ich wette, nicht mal die Queen selbst hatte so schöne Kleider. Und sie überarbeiten meine Rolle.«
»Oje!«, rufe ich, bevor ich mich zurückhalten kann.
»Ach, Nonie. Hör endlich auf
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