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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Minuten sind nicht im Entferntesten witzig. Als es vorbei ist, habe ich gerade noch genug Kraft, mich hoch in mein Zimmer zu schleppen und Liam einen traurigen Smiley zu schicken, bevor ich mich in meinem Bett einrolle.
    Er ruft sofort zurück. Ich entrolle mich kurz, um das Telefon zu suchen, das ich auf den Boden geworfen habe. Dann rolle ich mich wieder zusammen.
    »Was ist passiert?«, fragt er. »Nicht zufällig irgendwas, das mit deiner verrückten Großmutter zu tun hat?«
    Ich erzähle ihm von dem Gespräch.
    »Sie geben dir die Schuld?«, fragt er.
    Ich lasse die letzte Viertelstunde noch mal Revue passieren. Und ja, das trifft es ungefähr.
    »Aber du hast nur versucht Harry daran zu hindern, einen Weltklassefehler zu machen.«
    »In Grannys Augen habe ich aus egoistischen Motiven Harrys Glück zerstört, nur damit ich mein Zimmer behalten kann. Als Mum das hörte, war sie erst richtig entsetzt.«
    »Hör zu – wenn er Isabelle wirklich lieben würde, hätte er einfach zu dir gesagt, du sollst keinen Quatsch reden. Er hätte bestimmt nicht mit ihr Schluss gemacht, nur damit du dein Zimmer behalten kannst.«
    Ich seufze. Nett, dass Liam das zu mir sagt. Aber ich wünschte, er wäre da gewesen und hätte es zu Granny gesagt. Ich hätte gern gesehen, wie er es versucht.
    »Tut mir leid«, sagt er. Er hat gemerkt, dass er mich damit nicht tröstet. »Die kriegen sich schon wieder ein.«
    »Ja, sicher.«
    »Nonie?«
    Er spürt, dass da noch was ist. Etwas, das ich nicht sage. Etwas, das noch schlimmer ist.
    Ich zögere. Bis vor ein paar Wochen hätte ich das, was ich jetzt sage, nie jemandem erzählt, aber die Dinge haben sich geändert. Manche auch zum Guten. Und dazu gehört, dass ich Liam alles sagen kann, weil ich ihm vertraue.
    »Es war, als ich gegangen bin. Ich war schon auf der Treppe, aber dann bin ich noch mal stehen geblieben … und habe gehört, was Granny zu Mum gesagt hat.«
    »Und das war?«
    Ich zögere. Ich versuche Grannys Stimme nachzumachen, um witzig zu klingen, aber es kommt schief und falsch raus. »Das ist dann schon die zweite Hochzeit in der Familie, die das Mädchen ruiniert. Was kommt wohl als Nächstes?«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Das hat deine Großmutter gesagt?«, fragt er. Er ist völlig geschockt, was irgendwie tröstlich ist.
    »Aber sie hat Recht«, sage ich. »Und ich habe mir solche Mühe gegeben, es nicht zu tun. Ich habe mir solche Mühe gegeben, lieb zu sein.«
    »Du bist lieb, Nonie«, sagt er. »Verdammt, ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir sein. Du hast mit deiner Mutter immer noch nicht geredet, oder?«
    Ich schüttele den Kopf. Was er am Telefon nicht sehen kann, aber ich bin ganz durcheinander.
    »Rede mit ihr«, sagt er langsam wie zu einem kleinen Kind oder einer Touristin, die nach dem Weg fragt. »Und zwar schnell. Das wird ja immer lächerlicher.«
    Ich verspreche mal wieder, mit Mum zu sprechen. Inzwischen weiß Liam, dass ich manchmal schwindele, aber am Telefon kann er nicht viel dagegen tun. Außerdem wäre es wirklich ein ungeeigneter Zeitpunkt, jetzt auch noch die ganze Sache mit meinem Vater und Affären und Fehlern und vergeudeten Beziehungen aufzuwärmen. Von unten höre ich laute Stimmen. Mum klingt richtig außer sich. Nicht mal Granny kann sie noch trösten. Das Letzte, was sie braucht, ist, dass ich noch mehr in unserer Familiengeschichte herumrühre.
    Als ich irgendwann später runtergehe, ist es still. Granny ist weg, und Mum auch. Sie hat mir einen Zettel hingelegt, auf dem steht, dass sie erst spät wiederkommt. Ich habe das Gefühl, ich habe alle vertrieben, und ich frage mich, ob es nicht das Beste für alle wäre, wenn ich mir irgendwo ein Zimmer miete. Dann könnte Mum in Rio leben, und ich wäre zur Abwechslung zu weit weg, um ihr das Leben zu verpfuschen. Liam hat gesagt, das Ganze ist lächerlich, und vielleicht hat er Recht. Vielleicht sieht es von außen lächerlich aus. Aber wenn man drinsteckt, sieht es einsamer aus, als ich mir je vorstellen konnte.

Später bekomme ich eine E-Mail von Krähe.
    Die Kamelhaarmänner sind in London wegen der Modenschauen. Ich trefe sie am Samstag. Was ist ein Senior Vice President für Talent- und Personalstrategie? Weil ich so einen auch trefe. Ach, und Isabelle hat angeruhfen und das Kleid abgesagt. Sie klang, als hätte sie eine schlimme Erkeltung. Alles in Ordnung bei ihr? Hoffe, es war schön in New York.
    Sie hat also beschlossen allein zu dem Meeting zu gehen, ohne mich zu

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